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Die Ausstellung SEXY MYTHOS verhandelt die Aktualität und Attraktivität von KünstlerInnenmythen und stellt diese der gesellschaftlichen Stellung von zeitgenössischen KünstlerInnen gegenüber.

Die Vorstellung vom Wesen des Künstlers oder der Künstlerin beruht im Wesentlichen auf Mythenbildungen. Bereits 1934 arbeiteten Otto Kurz und Ernst Kris in „Die Legende vom Künstler“ an der Dekonstruktion stereotyper Beschreibungen von Künstlerviten, deren Anekdoten die Grundpfeiler der Mythen bilden. Sie zeigen auf, „dass in aller Biographik gewisse Grundvorstellungen vom bildenden Künstler nachzuweisen sind, die, ihrem Wesen nach aus einheitlicher Wurzel verständlich, sich bis in die Anfänge der Geschichtsschreibung zurückverfolgen lassen.“ Der Inhalt der Mythen, die die Vorstellungen vom Künstler oder der Künstlerin prägen, hat sich bis heute nicht wesentlich verändert. Für die Verbreitung und Nachhaltigkeit von alten Künstlermythen in der Gegenwart sorgen vor allem die populären Massenmedien, in denen meist noch immer ein männlicher Geniekult zelebriert wird. Ihre anhaltende Attraktivität zeigt sich in der vielfältigen Verwertung in der Populärkultur: in Filmen (Biografische Spielfilme, Dokumentationen etc.), in biografischer Literatur (z.B. Biografien über Kahlo, Picasso, Van Gogh) sowie selbst in Kinderbüchern, in denen KünstlerInnen auf bestimmte Wesensmerkmale bereits in den Köpfen von Kindern festgeschrieben werden.

Mythen werden immer wieder (re)produziert. Die jüngste Entwicklung des Booms um die „Neue Leipziger Schule“ kann beispielsweise in seiner medialen Präsenz und Produktion als Musterweg eines lehrmeisterlich gebildeten Mythos gelesen werden. Eine zeitgenössische Anwendung von Künstlermythen mit realen Folgen zeigt sich ebenso in der kürzlich stattgefundenen Gerichtsverhandlung gegen Jörg Immendorf. Der Künstler wurde wegen Rauschgiftbesitzes angeklagt. In der Verhandlung bezeichnet der Vorsitzende den Künstler als keinen „Normalbürger,“ deklariert ihn damit zum Außenseiter der Gesellschaft. Der Spiegel berichtet, dass der Richter Immendorf gefragt habe, welchen Beruf außer Maler er eigentlich habe, „also einen erlernten Beruf.“

Die ausgewählten künstlerischen Arbeiten zeigen zum einen kursierende Vorstellungen und Erzählungen über KünstlerInnen sowie deren mediale Verfasstheit auf. Andererseits werden darin reale Bedingungen des KünstlerInnentums im Sinne von Selbstdarstellung, Kontextualisierung und Historisierung reflektiert. Neben den künstlerischen Arbeiten werden auch Recherchen der Arbeitsgruppe zu den Themen „Künstlerbilder im Sozialismus“, „Aktuelle Mythen von Meisterschaft“ sowie „Anerkennungsprozesse von Künstlerinnen“ präsentiert.

Für die Ausstellung wird ein inhaltliches Vermittlungsprogramm entwickelt und ein Abendprogramm mit Vorträgen über KünstlerInnenbilder sowie ein Filmprogramm mit Künstlerbiografiefilmen konzipiert. Kooperationen mit anderen Kunstinstitutionen, die in ihrer institutionellen Struktur verschiedene Felder des Kunstsystems abdecken, sollen die Ausstellung mit neuen inhaltlichen Fokussierungen zeigen. Als Kooperationspartner konnten hierfür nach der Ausstellung in der NGBK in Berlin, das Forum Stadtpark, Graz sowie die HGB Leipzig gewonnen werden. Der zweisprachige Katalog (dt. und engl.) wird in Form eines Lesebuches die Ausstellung inhaltlich ergänzen.

KÜNSTLERINNEN Jean Le Gac (F), Christoph Giradet (D) & Volker Schreiner (D), annette hollywood (D), Kai Kaljo (EST), Martin Kippenberger (D), Tanja Ostojic (Serbien), Mladen Stilinovic (KR), Sibylle Zeh (D)

ARBEITSGRUPPE Doris Berger, Franziska Lesák, Julia Schäfer, Antje Schiffers, Thomas Sprenger, Moira Zoitl

AUSTELLUNGSÜBERNAHMEN Forum Stadtpark, Graz 9.6. bis 16.7.2006 HGB Leipzig 8.11. bis 9.12.2006

Pressetext

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Sexy Mythos
Selbst- und Fremdbilder von KünstlerInnen
Ausstellung, Katalog, Film- und Rahmenprogramm

mit Sexy Mythos
Selbst- und Fremdbilder von KünstlerInnen
Ausstellung, Katalog, Film- und Rahmenprogramm

mit Doris Berger, Jean Le Gac, Christoph Girardet & Volker Schreiner, Annette Hollywood, Kai Kaljo, Sabine Kampmann, Martin Kippenberger, Franziska Lesak, Tanja Ostojic, Julia Schäfer, Antje Schiffers, Thomas Sprenger, Mladen Stilinovic, Sibylle Zeh, Moira Zoitl ...

Stationen:
08.04.06 - 21.05.06 NGBK Berlin
09.06.06 - 16.07.06 Forum Stadtpark, Graz
08.11.06 - 09.12.06 Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig