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In der Ausstellung werden unterschiedliche Positionen von jungen Künstlern zu Architektur, Stadtraum und Wohnen präsentiert. Dabei soll gezeigt werden, wie sich Privates mit Öffentlichem avermischt.

Neben dem übergeordneten Thema, verbindet die Künstler auch ein ästhetisches Element: die Verwendung von vorgefundenem und einfachen Materialien zur Realisierung ihrer Kunstprojekte. In einer unfertigen und armen Stadt wie Berlin liegt es nahe, billige, einfache und rohe Materialien zur Darstellung und Dokumentation von architektonischen und wohnlichen Sachverhalten zu benutzen.

Etienne Boulanger zeigt eine Videodokumentation seiner über mehrere Monate entstandenen Arbeit über die "Freiräume" in Berlin-Mitte. Diese Arbeit ist eine Kartographierung von Brachflächen aber auch von kleinen Lücken im Stadtraum. Boulanger war freiwillig obdachlos und suchte in diesen Freiräumen in Berlin Mitte Übernachtungsmöglichkeiten auf. Der Künstler schafft es auf diese Weise, dass man die Stadt neu wahrnimmt. Leben und Kunst vermischen sich auf radikale Weise in dieser Arbeit.

Korrespondierend dazu wird eine Arbeit des Straßburger Künstlers Matthieu Husser gezeigt, der ein " Negativmodell" des Geländes um den "Eimer" in der Rosenthaler Straße gebaut hat und so einer Zeit in Berlin-Mitte ein Denkmal setzt, in der zum einem die Spuren der Geschichte noch deutlicher zu erkennen waren, zum anderen aber auch genügend Freiraum für Experimente bestanden hat.

Diesen Freiraum für Experimente gibt es inzwischen in Halle-Neustadt. Dort haben Franz Höfner, Harry Sachs, Natascha Rossi und Markus Lohmann in einem leerstehenden Plattenbauhochhaus auf drei Etagen aus den zurückgelassenen Möbeln der ehemaligen Bewohner ein neues Wohnlabyrinth mit verschiedenen Zimmern und Funktionen errichtet. Persönliche Wünsche und Albträume werden in klaustrophobisch engen Räumen und liebevoll idyllisch eingerichteten Zimmern gezeigt. Die Künstler kriechen wie Versuchsratten durch ihr selbstgeschaffenes Labyrinth.

Johannes Raether zeigt in einer großformatigen Fotografie die Installation eines chaotischen Zimmers. Beim näheren Betrachten ergeben sich immer wieder neue Details und Lösungsmöglichkeiten für das Chaos, das aus Abfall, Müll und kleinen "Schätzen" besteht.

Eine Position zwischen privaten Wohnformen und öffentlichem Stadtraum beziehen Folke Köbberling und Martin Kaltwasser, die im vergangenem Sommer in einer Nacht zusammen mit Freunden und Kindern auf einem Feld neben der Gropiusstadt ein Gecekondu gebaut haben. Gecekondus sind Wohnhütten in den türkischen Slums, die eine Genehmigung erhalten, wenn sie über Nacht errichtet werden. Sie sind zum einem eine sehr private Form des Wohnens, wirken aber auch in den Stadtraum hinein und verändern diesen. Eine Reihe von Fotografien und ein Video dokumentieren die Aktion und die Reaktionen der Nachbarn, sowie die Vermischung von privatem und öffentlichem Leben.

Pressetext

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Selfmade
eine Ausstellung zu Architektur, Stadtraum und Wohnen
kuratiert von Spunk Seipel

mit Etienne Boulanger, Nine Budde, Franz Hoefner / Markus Lohmann / Natascha Rossi / Harry Sachs, Matthieu Husser, Folke Köbberling / Martin Kaltwasser, Susanne Kutter, Johannes Raether, Sylvie Rodriguez, Christof Zwiener