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Die Sehweise von Blinden Blinde und sehbehinderte Mitmenschen eröffnen neue Sichtweisen Start des Kunstprojekts „Sehenswertes“ auf dem Feuerschiff Elbe 1

„Irritation“ kann als eines der Schlüsselwörter für das Kunstschaffen von Silvia Wienefoet gelten. Entgegen landläufiger Bedeutung möchte die in München lebende Künstlerin den Begriff uneingeschränkt positiv verstanden wissen: Irritationen können zum Anlass werden, um eingefahrene, in Routine erstarrte Seh- und Erlebnisweisen aufzubrechen. Gleichermaßen können Irritationen als Impulse wirksam werden, sich für neue, bereichernde Erfahrungswelten zu öffnen. Diesem Ansatz ist auch das Cuxhavener Projekt der Künstlerin verpflichtet, das am Freitag, 12.April 2013, startet. Silvia Wienefoet hat fünf prominente, stadtbekannte Örtlichkeiten ausgewählt: das Feuerschiff Elbe1 an der Alten Liebe, das Eiscafé Agnoli auf der Deichhöhe Am Alten Hafen 3, ein Standort in der Grimmershörnbucht, das Watt – am Weltkulturerbezentrum - vor Sahlenburg, das Tavolata - Café und Restaurant - in der Marienstraße 59. Silvia Wienefoet hat alle Orte besucht, und es mag nicht nur ungewöhnlich, sondern in der Tat irritierend erscheinen: sie hat Sehbehinderte und blinde Mitmenschen gebeten, sie auf ihren Erkundungen zu begleiten, um sich die Einzigartigkeit der Orte in ihrer ganzen Komplexität erschließen zu können. Dank der sensitiven Fokussierung des blinden Menschen auf das Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen öffneten sich die ausgewählten Orte für Wahrnehmungen von außerordentlicher Intensität und Vielfalt. Die Äußerungen ihrer Weggefährten, die sich im Dialog während der gemeinsamen Ortserkundungen entwickelt haben, hat Silvia Wienefoet dokumentiert. Sie sind in Ausschnitten in geschriebener Form sowohl in Blindenschrift als auch in Normalschrift nachvollziehbar: vor Ort in choreographischer Inszenierung persönliche Aussagen und biografische Beiträge in Normalschrift im Wechsel mit den Beiträgen zur Örtlichkeit in Blindenschrift, jeweils auf Tafeln oder Wänden, Mauern oder am Feuerschiff selbst; ein besonderes technisches Verfahren macht es möglich, dass die Schriften auch bei Dunkelheit zu lesen sind. Gleichsam wie Chiffren erscheinen auf großen Fahnen - Landmarken - Name und Alter des jeweiligen blinden bzw. sehbehinderten Partners in Blindenschrift. In den Räumen des Kunstvereins in der Segelckestraße 25 können Besucher die vor Ort in Blindenschrift gehaltenen Dokumente in Normalschrift nachlesen. An einem der ausgewählten Orte, auf dem Feuerschiff Elbe1 an der Alten Liebe, findet die offizielle Eröffnung des Projekts im Beisein der Künstlerin statt. Silvia Wienefoet (Jahrgang 1975) wurde in Gronau/Westf. geboren. Von 1996 bis 2000 studierte sie an der Universität Dortmund Kunst und Germanistik, bei Bernhard Balkenhol Graphik. Freie Künste studierte sie an der Kunstakademie Münster in der Klasse Timm Ulrichs von 2002 bis 2006.

Mit dem Projekt „Sehenswertes“ von Silvia Wienefoet setzt der Cuxhavener Kunstverein sein diesjähriges vierphasiges Kunstprojekt „34 Knoten“ fort. Die Kuratorin Christine Biehler zusammen mit dem Vorstandsteam realisieren mit Silvia Wienefoets „Sehenswertes“ erneut ihr Anliegen, die Kunst aus den Ausstellungsräumen hinaus zu tragen, hin zu den Bürgern und Besuchern in die soziale Wirklichkeit .

Zur Eröffnung des Projekts „Sehenswertes“ von Silvia Wienefoet lädt der Kunstverein am Freitag, 12.04.2013, in das Feuerschiff Elbe1 an der Alten Liebe ein.

Ausstellungszeitraum: 12.04. – 17.05.2013

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Sehenswertes:
Silvia Wienefoet
Ort: Feuerschiff Elbe1 an der Alten Liebe, Cuxhaven