press release only in german

Ort: AKADEMIE DER KÜNSTE, HANSEATENWEG

Wie verändern die Künste heute die Wirklichkeit? Wie verhalten sich ästhetische Produktion und politischer, gesellschaftlicher Raum zueinander? Die tief greifenden Veränderungen der Kunstpraxis durch die Neuen Medien, insbesondere durch die Digitalisierung, haben zu immer neuen Strategien geführt, in und mit den Künsten Wirklichkeit zu konstruieren oder zu dekonstruieren, um im Sinne einer kritischen Reflexion einen Beitrag zur Aufklärung und zum Widerstand zu leisten. Das Projekt sucht Antworten auf die Frage nach der Neupositionierung des Betrachters zwischen Kunstwerk und Wirklichkeit, beleuchtet Schlüsselbegriffe wie Partizipation und Interaktivität und ergründet Veränderungen in unserer Selbstbestimmung, die alle Lebensbereiche der Gegenwart betreffen.

Das Programm im Herbst umfasst eine groß angelegte Ausstellung, das "Metabolische Büro zur Reparatur von Wirklichkeit" sowie ein dichtes Veranstaltungsprogramm mit über 40 Vorträgen, Performances, Konferenzen, Konzerten, Workshops und Führungen. Online präsentiert sich das Projekt bereits jetzt mit Live-Streams, Videos, Interviews und einem Blog auf der Internetseite www.schwindelderwirklichkeit.de.

Die Ausstellung stellt künstlerische Strategien und Arbeitsweisen vor, in denen die Wahrnehmung des Betrachters im Zentrum steht. Das Kunstwerk verwirklicht sich nur in und durch ihn selbst. Dabei stehen die aktuellen Entwicklungen der Game Art in einer Tradition künstlerischer Auseinandersetzungen seit den 1960er Jahren, insbesondere von Closed Circuit Videoinstallationen, aber auch Performances, Partizipationsprojekten, Filmen, Fotografien und Spiegelobjekten. So läuft der Besucher durch Bruce Naumans "Live-Taped Video Korridor" (1970), und auf dem Monitor am Ende des Korridors verkleinert sich sein Abbild, je näher er dem Bildschirm kommt. Hamish Fulton konzipiert erstmals einen "Public Walk" für Berlin; bei "Walking East - Walking West" werden 800 Teilnehmer involviert sein. In dem Computerspiel "Frontiers" der Künstlergruppe gold extra schlüpfen die Spieler in die Rolle von Flüchtlingen und Grenzpolizisten an den Rändern Europas.

Künstler der Ausstellung:
Marina Abramovic, Art+COM, Herman Asselberghs, Alexander Bruce, Peter Campus, Andrea Clemens, Thomas Demand, Ariana Dongus, Olafur Eliasson, Valie Export, Christian Falsnaes, Harun Farocki, Rosa Feigs, Hamish Fulton, Jochen Gerz, Dan Graham, gold extra, Lars Harzem/ Bastian Schmidt, Alex Hay, Jeppe Hein, Lynn Hershman Leeson, Richard Kriesche, Bjørn Melhus, Sarah Möller/ Christian Brinkmann/ David Wiesner, Molleindustria, Bruce Nauman, Julian Oliver/ Danja Vasiliev, Trevor Paglen, Paidia Institute, Nam June Paik, Michelangelo Pistoletto, Sophia Pompéry, Franz Reimer, Ulrike Rosenbach, Tino Sehgal, Tale of Tales, Nasan Tur, Bill Viola, Giny Vos, Thomas Wrede

Metabolisches Büro zur Reparatur von Wirklichkeit
Inmitten der Ausstellung agiert das Metabolische Büro zur Reparatur von Wirklichkeit als permanente Möglichkeit der Eskapade, des Dialogs, des Widerspruchs und der Auslösung von Prozessen, die sich in unterschiedlichster Form an der Ausstellung entzünden. In Anlehnung an die Ideen von Joseph Beuys zur "Sozialen Plastik" unterziehen sich hier die Themenstränge vom "Schwindel der Wirklichkeit" in der Interaktion mit dem Besucher sowie gastierende Protagonisten einem 'Stoffwechselprozess'.

Spielweisen
Welche Wirklichkeiten Schauspieler auf den heutigen Theaterbühnen verhandeln, erhellen die von Ulrich Matthes kuratierten Videogespräche "Spielweisen" mit Schauspielern wie Josef Bierbichler, Edith Clever oder Fabian Hinrichs, die im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden und parallel als DVD Edition erscheinen.