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Die Galerie SCHAU ORT zeigt in der mit diesen beiden Ausstellungen beginnenden jährlichen Präsentationsreihe „SCHAU PLATZ“ junge Kunsttalente aus Zürich. Martinka Kremeckovas 'Materialmärchen' mit wissenschaftlichen, mytologischen und handwerklichen Ansätzen, sind als Zeichnungen und Objekte vom 28. Oktober bis 13. November zu sehen. Seline Baumgartner, unter anderem bekannt für Videos, die unsere gesellschaftlichen Gepflogenheiten durchleuchten, füllt im Anschluss vom 18. November bis 4. Dezember den Galerieraum mit einer raumgreifenden Installation.

Martinka Kremeckova

Materialmärchen über die Suche nach dem Ursprung

„Was soll das? Das Nichts hätte doch wohl gut (und ohne Aufwand!) auf das Etwas verzichten können und gar erst das unbelebte, mineralische Etwas auf das belebte und bepflanzte. Weniger komplex: weniger Problemchen! Gar nichts komplex: gar keine Problemchen! Warum also bedurfte es eines Urknalls? Aus Schaffensdrang? (Wie beim Künstlerbedarf?)“ Thomas Kapielski

Martinka Kremeckova (*1980 in Brno, Tschechien) entwirft ihre eigene Vorstellung von Materie und deren Entwicklungsprozess. Mittels experimentellen Materialverschiebungen entfaltet sie eine spekulative Erzählung von und über Objekte und deren Beschaffenheit. Bei der Frage, wie die Dinge aufgebaut sind, bezieht sich ihr Interesse am Anatomischen nicht nur auf lebendige Körper sondern auch auf Gegenstände der leblosen Welt. „Es ist mitunter üblich, von einem alten Haus zu sagen, dass es von seiner Vergangenheit erzählt. Diese Vermenschlichung der Dinge ist nicht bloss eine metaphorische Äusserung, sondern gewisse Dinge werden nun mal als lebendiger empfunden, als andere. Andererseits erinnern wir uns daran, dass Lebewesen eigentlich unter anderem aus leblosen Aminosäuren bestehen. Es ist erst die Summe der Einzelheiten, also letztlich die Form, die unbelebte Bestandteile lebendig macht.“ Von Kremeckovas bildhauerischem Standpunkt aus macht die plastische Form aus der Materie ein Objekt, das von seiner Lebendigkeit und Starre gleichzeitig zu erzählen vermag. Die Materialmärchen, welche ihr Werk hervorbringt beschreiben die Welt als eine Dimension, in der Lebendiges und Totes so dicht miteinander verbunden ist, dass jegliche Kategorisierung diesbezüglich ihre Berechtigung verliert.

Durch die eigentümliche Mischung aus wissenschaftlicher Bildsprache, Materialkunde, mythologischen Fragmenten und Verweisen auf Science Fiction Visionen belegt Martinka Kremeckova, dass Objektivität immer auch Erzählung ist. Dort wo sich Geschichten und Materialschichten dicht überlagern, entsteht so ein Freiraum, der sich als Resonanz auf die Frage nach dem Ursprung offenbart.

Seline Baumgartner

Seline Baumgartners Arbeit bewegt sich im Spannungsfeld von Bewegung und Stillstand, von Retardation und Eklat. Ihre Objekte schweben in einem Zustand der Unentschiedenheit, der sich in einfachen Figuren wie dem gestrandeten Flugzeug oder dem massiv überladenen Transportkarren manifestiert. Es sind Körper im Moment äusserster (Ent-)Spannung – unmittelbar bevor oder nachdem sie in sich zusammenfallen oder aus der Naht platzen. Diese Ambivalenz und Fragilität spiegelt sich in der gezielten Wahl des Mediums und dem präzisen Umgang mit Materialität. Dabei zieht sich ein spielerisches Element quasi als Leitfaden durch das Werk der Künstlerin. Es steht für den «anderen» Raum, in dem gesellschaftliche Codes und Handlungsstrukturen aufgenommen und gewendet werden können. Der Schwere der gewählten Themen begegnet Seline Baumgartner mit einer gewissen Leichtigkeit des Seins und eröffnet uns, den Betrachtern, so einen imaginären «Möglichkeitsraum», geheimnisvoll und unergründlich, der uns mit der substantiellen Frage zurück lässt: Wieso ist es so, wie es ist? Und könnte es nicht auch anders sein?

Nadja Baldini

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SCHAU PLATZ #1 - Junge Künstler und Künstlerinnen aus Zürich - Ausgabe Nr. 1:
Martinka Kremeckova (28.10 - 13.11.2010) &
Seline Baumgartner (18.11 - 04.12.2010)