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In seiner eloquenten Handhabung von Farbe ist die Lyrik und Intensität seiner Sichtweise am aller deutlichsten. Leiter’s Bildsprache der Fragmentierung, der Ambiguität, des Zufalls und der Subtilität überspannte die Grenzen der Fotografie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sichtbar“. Martin Harrison

Zum ersten Mal in Deutschland präsentiert die Galerie f5,6, München in Zusammenarbeit mit der Howard Greenberg Gallery, New York Arbeiten des heute 86 jährigen Amerikaners Saul Leiter (geb 1923, Pittsburgh, Pennsylvania).

Saul Leiter ist einer der wahren Pioniere der Farbfotografie. In diesem Bereich bahnbrechend gilt bislang William Egglestons legendäre MOMA Ausstellung von 1979. Obwohl Leiter bereits 1948 begann in Farbe zu fotografieren, wurden 1953 zunächst nur seine schwarz-weiß Arbeiten im MOMA ausgestellt. Erst 1957 folgten seine Farbarbeiten, wenngleich auch nur als Diashow unter dem Titel „Experimental Photography in Color“. Kunstgeschichtlich noch vor der Legitimierung durch die PopArt wurde damals Farbe in der Fotografie ganz klar allein in der Werbung anerkannt, sie galt als „low art“ oder nach Clement Greenberg sogar als kitsch.

Bis heute haben Leiters Arbeiten eine Sonderrolle in der Farbfotografie: die Farbigkeit zeugt eher von malerischem Einsatz als von fotografischen Mitteln. Sicherlich spielt hierfür sein künstlerischer Ursprung in der Malerei eine wesentliche Rolle. 1946 nach New York gezogen, stellt er mit Abstrakten Expressionisten wie Willem de Kooning und Phillip Guston aus. Angeregt durch die fotografischen Experimente des Malers Richard Pousette-Dart und die 1947 erstmals im MOMA ausgestellten Bilder von Henri Cartier-Bresson fängt Leiter neben der Malerei an in schwarz-weiß zu fotografieren. Wie William Klein, Robert Frank oder Helen Levitt findet er seine Motive auf den Straßen New Yorks. Dabei bleibt er aber auch in diesem Medium am Gedanken der Abstraktion interessiert. Anders als zeitgenössischen Fotografen scheint er allerdings auch Grauwerte der Fotografie als Farbe zu behandeln, dienten diese doch dazu, das tatsächlich Gesehene auf eine entrücktere Ebene zu stellen. Jedoch erst der Farbfilm gab ihm die Möglichkeit, die formalästehetischen Prinzipien der Malerei des Abstrakten Expressionismus mit der Fotografie zu verbinden. Den Aspekt des kurzen Augenblicks der Fotografie verwandelt und übersetzt Saul Leiter in die Zeitlosigkeit der Malerei, indem er städtisches Treiben in Reflexionen und Schichten bettet, die den Raum in eine abstrakte Fläche verwandelt. Er selbst beschreibt dies folgender Maßen: „Fotografien werden oft als Höhepunkt der Realität behandelt. Aber eigentlich sind es kleine Fragmente von Andenken dieser unvollendeten Welt.“

Diese Interpretation des Urbanen hat ihre Wurzeln bei Malern wie Pierre Bonnard und Edouard Vuillard, die Saul Leiter auch als seine Vorbilder benennt. Wie sie betont er formal Flächen, Linien und das Monochrome in direkter Relation zur vorgegebenen Realität. Diese bemerkenswerte Erweiterung des Verständnisses von Fotografie wurde erst in den frühen 90er Jahren als solche anerkannt. Es ist sicherlich nicht zu weit gedacht, dies mit dem Erstarken der Abstrakten Fotografie in Verbindung zu bringen, als deren Wegbereiter Saul Leiter zu verstehen ist.

Martin Harrison, die Howard Greenberg Gallery und eine Ausstellung von Jane Livingston („The New York School 1936- 1963“) entdeckten ihn wieder. Seitdem feiert sein Werk hauptsächlich in den USA eine Renaissance. Mit der Publikation von zwei Monographien (Steidl Verlag) und einer großen Retrospektive in der Fondation Henri Cartier Bresson, Paris 2008 sind Saul Leiters Arbeiten endlich auch in Europa angekommen. „Unbeachtet zu sein ist ein großes Privileg. Eine viel beachtete Persönlichkeit zu sein hat mit viel Mühe und Anstrengung zu tun. Oft ist es das nicht wert.“ (Saul Leiter) Diese zurückhaltende, bescheidene Persönlichkeit drückt sich auch in der Ruhe seiner Bildern aus. Gleichzeitig war sie wohl die Grundlage seiner Experimente, die seine Arbeit so unverwechselbar und kunstgeschichtlich bedeutend macht. Seine Arbeiten sind in folgenden Institutionen vertreten: Museum of Fine Arts, Houston; Art Institute of Chicago; Baltimore Museum of Art; Victoria and Albert Museum; National Gallery of Australia; Whitney Museum of American Art; Milwaukee Art Museum; Yale University Art Gallery sowie weitere private Sammlungen.

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Saul Leiter