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In der Ausstellung The Speed of Colors zeigt TANAS das filmische Werk des 1938 in Istanbul geborenen und seit 1964 in Paris lebenden Künstlers Sarkis umfassend zum ersten Mal und in parallelen Projektionen. »Es ist möglich, daß die Menschen eines Tages Hiroshima, sogar Hiroshima, vergessen werden.« Wenn Alfred Andersch mit diesen Worten seinen Aufsatz über Alain Resnais’ Film Hiroshima mon amour von 1959 resümiert, dann nicht ohne die Verantwortung zur Sprache zu bringen, die dem Kunstwerk aus dieser welthistorischen Anamnese erwächst: »Das Gedächtnis der Welt besteht aus ein paar Bildern, Statuen, Klängen, Gedichten, epischen Passagen, in denen das Leiden zur Form gerinnt« (Alles Gedächtnis der Welt [1960], in: Die Blindheit des Kunstwerks und andere Aufsätze).

Sarkis Arbeiten zeigen genau diesen Gerinnungsprozess, indem sie die persönlichen emotionalen Erfahrungen des Künstlers mit dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit in engste Verbindung bringen. Dabei versteht der Künstler seine Rolle als die eines Seismographen, dessen Aufgabe es ist, die mnemischen Wellen einer emotional bewegten Welt zu empfangen und in lebendiger Erinnerung zu halten.

Thematisiert das filmische Werk von Sarkis die Dauer und Flüchtigkeit künstlerischer Ausdrucksformen, kann der Betrachter gebannt verfolgen, wie in Wasserflächen getauchte Aquarellpinsel ein vom Künstler geschätztes Werk der Kunstgeschichte festzuhalten versuchen, wie das eigene Atelier in Farbflammen aufgeht, wie die Hand, als das wichtigste Werkzeug gestischen Ausdrucks, immer neue Formversuche unternimmt oder selbst künstlerischen Transformationen ausgesetzt wird. Die zehn großformatigen Projektionen im Kunstraum TANAS thematisieren die stetige Veränderung des Kunstwerks. Durch das Malen in Wasser, oft in direkter Gegenüberstellung zu ikonischen Originalen, erhält die Zeit als filmische Kategorie eine konkrete und sich zugleich stetig verändernde Form.