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Der französische Künstler Saâdane Afif hat bereits an mehreren Gruppenausstellungen der Kunsthalle Wien teilgenommen, darunter Blue Times (2015), Individual Stories. Sammeln als Porträt und Methodologie (2015) und Politischer Populismus (2015–2016). Mit This Is Ornamental zeigt die Kunsthalle Wien nun Afifs erste Einzelausstellung in Österreich.

Kennzeichnend für Saâdane Afifs Praxis ist ihre außerordentliche Vielseitigkeit; im ständigen Wechsel der Formen, Kategorien, Inspirationsquellen und Verfahren scheint sie manchmal kaum greifbar. Seine Arbeiten sind in fortwährendem Wandel und sprengen die Vorstellung vom Kunstwerk als Endergebnis eines schöpferischen Akts. Dazu lädt er Menschen aus verschiedenen Bereichen zur Zusammenarbeit ein. Sie bringen ihre subjektiven Vorstellungen und besonderen Kenntnisse ein, die er sich wiederum zu eigen macht und wie in endlosen Rückkopplungsschleifen in seinen Arbeiten widerhallen lässt.

In der Kunsthalle Wien Karlsplatz verfolgt Afif nicht nur sein Verfahren der Zusammenarbeit, Umarbeitung und Abwandlung weiter, wobei er stets mit der Autorschaft am Werk, seiner Verdinglichung zum Objekt und seiner Rezeption spielt. Er setzt sich nun auch mit dem gesamten Prozess der Musealisierung, Institutionalisierung und letztlich Historisierung auseinander. Dafür lud er den Schriftsteller und Dichter Thomas Clerc ein, basierend auf der Performancearbeit Souvenir: La Leçon de Géométrie ein Theaterstück zu schreiben, in dem sieben Figuren auf eine achte namens Yasmine d’Ouezzan treffen. This Is Ornamental ist Afifs erstes Ausstellungsexperiment auf Grundlage von Clercs Text L’Heptaèdre und bezieht sich auf dessen zwei Hauptelemente: den Text selbst als sprachliches Material und seine Hauptfigur Yasmine d’Ouezzan, eine Französin mit marokkanischen Wurzeln, die von 1932 bis 1938 französische Billardmeisterin war.

Im Ausstellungsraum erscheint der Text des Stücks auf einem LED-Paneel. An der Decke angebracht, erinnert es unwillkürlich an Übertitel in Theatern. Auf der anderen Seite des Raumes werden etwa sechzig Dokumente zu Yasmine d’Ouezzans Leben, die der Künstler in den Monaten vor der Ausstellung sammelte, auf einer mehrere Meter langen gelb gestrichenen Konstruktion aus Holz gezeigt. Die stark von der Raumkonfiguration und Architektur der Kunsthalle Wien Karlsplatz inspirierte Szenografie lässt an Wechselausstellungen in Rathäusern oder Fremdenverkehrsämtern denken.

Die ganze Schau oszilliert zwischen fiktiven und dokumentarischen Momenten, zwischen (fingierter) Musealisierung und Mythologisierung. In Saâdane Afifs Werk wird d’Ouezzan zu einem vielseitig facettierten Motiv, das der Künstler schafft, um seinerseits eine neue künstlerische Gestalt durch Geschichte und Raum zu erfinden und zum Leben zu erwecken.

Kuratorin: Anne Faucheret

Saâdane Afif (*1970, Vendôme, Frankreich) ist Konzept- und Installationskünstler und lebt und arbeitet in Berlin.

Seine Arbeit konzentriert sich auf Interpretation, Austausch und Zirkulation und erkundet die Möglichkeiten verschiedener Medien (Performance, Objekte, Texte und Druckschriften), ohne dass seine Methoden bestimmten Disziplinen zuzuordnen wären. Alle seine Projekte unterliegen einem kontinuierlichen Veränderungsprozess. Zu seinen jüngsten internationalen Ausstellungen zählen Paroles, Wiels, Brüssel (2018); Ici., Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum, Düren (2017) und Là Bas., La Panacée, Montpellier, Frankreich (2017); The Fountain Archives, Nouveau Musée National de Monaco (2017) und Centre Pompidou, Paris (2017); Quoi? – L’Éternité, Atelier Hermès, Seoul (2016); Vice de Forme: Das Kabarett, Hamburger Bahnhof, Berlin (2016); Das Ende der Welt, Museum für Naturkunde, Berlin (2015) und Politischer Populismus, Kunsthalle Wien (2015). Seine Arbeiten waren bei der Documenta 12 (2007) und in der internationalen Ausstellung auf der 56. Biennale in Venedig (2015) zu sehen. Der Künstler wurde 2009 mit dem Prix Marcel Duchamp ausgezeichnet und konnte so 2010 eine Ausstellung im Centre Georges Pompidou in Paris zeigen; 2015 gewann er den Prix Meurice pour l’art contemporain.