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Eröffnung: am 14. Februar 2009, 18 - 21 Uhr

Der niederländische Künstler Ruud van Empel gehört seit 2002 zum festen Künstlerstamm der TZR-Galerie Kai Brückner. Viele seiner interessanten Entwicklungen konnten mit verfolgt und im In- und Ausland präsentiert werden. Die am 14. Februar eröffnende Ausstellung Ruud van Empel – Souvenir wird sicherlich eine seiner umfassendsten Ausstellungen in ihrem Hause sein.

Nicht nur präsentiert sie einen Querschnitt seiner fotografischen Arbeiten der letzten Jahre – wie die beiden bereits bekannten Werkgruppen „Moon“ und „World“, die sich in opulenten Kinderporträts mit ästhetisierendem, fast naivem Blick in einen virtuellen, tief dreidimensional erscheinenden „Garten Eden“ begeben.

Vielmehr liegt ein starkes Augenmerk dieser Ausstellung auf ganz neuen Arbeiten Ruud van Empels. Überwog in den beinah surrealen Kinderbildnissen der oben erwähnten Serien „Moon“ und „World“ noch die situative Spannung des Moments, das Einfangen der Ästhetik, scheint sich bei aller Versunkenheit der Porträtierten in der neuen Serie „Dawn“ bereits ein Bewusstsein von Introspektion im Blick der Figuren zu manifestieren.

Dieser sich in „Dawn“ transitiv ankündigende „andere Blick“ wird in den beiden ebenfalls neuen Werkgruppen „Souvenirs“ und „Monuments“ sehr klar herausgearbeitet. Prämisse Ruud van Empels scheint daher hier weniger primär das ästhetische, als vielmehr das philosophische Motiv zu sein. Es geht um die Frage nach dem Wesen einer (auto-)biographischen Grundbefindlichkeit des Menschen an sich.

Mit den skulpturalen Arbeiten der „Monuments“, die in hoch stilisierter Weise ein kindliches Lebensalter wie den reinen Abguss einer Daseinsform festzuhalten versuchen, bewegt sich Ruud van Empel konsequent in die „echte“ räumliche dritte Dimension. Dabei dienten Kinderfotos von Ruud van Empel selbst als Vorlage für das Modell seiner Darstellung des „Monument 2: Boy“.

Die „Monuments“ sind als Güsse in Bronze, materiell gesehen, „für die Ewigkeit gemacht“. Sie sind auf Holzsockeln platziert, Guss und Sockel sind komplett in weiß eingefärbt.

Auch die Werkgruppe der „Souvenirs“ scheint privates Leben in Stillleben zu kondensieren. Während die früheren, im formalen Aufbau vergleichbaren Arbeiten unter dem Titel „The Offices“ eher das „öffentliche Selbst“ einer hypothetisch konstruierten Persönlichkeit in einem quasi öffentlichen Raum enttarnen, so passiert im Blick auf die „Souvenirs“ eher das Gegenteil. Private Sphäre in nuce, kleines, kleinstbürgerliches Ich mit peinlich genauer Anordnung von Versatzstücken einer eigenen, im Grunde banalen Identität tritt dem Betrachter fast zu nahe. Rührung mischt sich mit Schamgefühl stellvertretend für den vermeintlichen Besitzer des kleinen Altars einer im Grunde sehr begrenzten Identität, die sich uns hier offenbart.

Und doch wird andererseits der eigene Forscherdrang, Neugier geweckt, der Betrachter wird zum „Sachensucher“. Wie ein Historiker, der auf einem Dachboden eine Tasche mit Dokumenten, Fotos und persönlichen Gegenständen findet, an denen sich ein Leben, eine Epoche erschließt, will man Genaueres wissen. Was steht in dem kleinen Quartheftchen, das dort im Vordergrund liegt? Wen sieht man denn da auf der Fotografie? Bei wem bin ich hier zu Gast?

Es ist dieser Blick in etwas Individuelles, das die Welt, in die man schaut, interessant macht - wenn auch jäh konterkariert von der Erkenntnis, dass es hier im Grunde so gut wie nichts wirklich Individuelles gibt, sondern der Mensch dazu verurteilt ist, immer auch Universalwesen, Collage seiner Zeit und Umstände zu sein.

Ähnlich wie in „The Offices“ konstruiert Ruud van Empel auch in den „Souvenirs“ einen Blick in eine Art „Guckkastenbühne“ und macht so seine Affinität zum Film, Set-Design und minutiöser, treffsicherer Ausstattung seiner Szenerie evident. Es ist dabei zunächst völlig unerheblich, dass der Blick ein virtueller ist. Die Motive erscheinen paradoxerweise eher wahrscheinlicher als unwahrscheinlicher, je konstruierter die Auswahl und Anordnung der Souvenirs sich gestaltet.

Technisch stehen die Arbeiten Ruud van Empels in seiner eigenen Tradition digitaler Präzision und umfassender Perfektion. Die Leuchtkraft und räumliche Tiefe seiner Cibachrome-Prints, hinter Plexiglas aufgezogen, verstärken den Eindruck einer realen plastischen Welt, der von der bedauernden Erkenntnis gebrochen wird, dass es sich hier eigentlich um rein synthetische Konstrukte handelt.

Zurzeit ist eine Arbeit des Künstlers im Rahmen der Ausstellung „Diana und Akteon“ hier im Museum Kunst Palast in Düsseldorf zu sehen.

Ruud van Empel ist im europäischen Ausland sowie in den Vereinigten Staaten bereits sehr populär. Seine Arbeiten finden sich in bedeutenden Kunst- und Fotosammlungen, so z.B. im George Eastman House Rochester, in der C-Photo Collection London, in der David Roberts Collection London und in der Sir Elton John Collection.

(Zur Ausstellung wird ein Katalog erscheinen.)

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Ruud van Empel
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