press release only in german

Die Staatliche Graphische Sammlung München zeigt in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zürich Zeichnungen und Radierungen des Zürchers Rudolf Meyer (1605–1638). Frühe Studien, Vorzeichnungen für Druckgraphiken, finale Meisterblätter und Radierfolgen geben Einblick in das Werk eines Künstlers, dessen Interesse an biblischer Historie, Mythologie, Geschichte, Allegorie, Genre, Landschaft und Porträt noch dem manieristischen Ideal des Enzyklopädischen folgt. Nachhaltigster Eindruck ist das Erlebnis des Dreißigjährigen Krieges, das sich in eindringlichen Schilderungen des Geschehens sowie in Meyers Hauptwerk niederschlägt, dem postum edierten »Totentanz«, der bedeutendsten Schweizer Buchpublikation der Barockzeit. Rudolf Meyer wurde 1605 geboren und stammt aus einer bedeutenden Zürcher Künstlerfamilie. Seine Ausbildung erhält er bei seinem Vater Dietrich Meyer (1572–1658), der als Erneuerer der Radiertechnik und Lehrer Matthäus Merians als einflussreiche Persönlichkeit galt. Rudolf Meyer spezialisiert sich zunehmend aufs Zeichnen und Radieren mit einem breit angelegten Repertoire. Sein Interesse an der klassischen Mythologie ist im zwinglianisch-repressiven Zürich eine eigentümliche Ausnahme. 1629 begibt sich Meyer auf Wanderschaft nach Süddeutschland. Sein Stil wandelt sich schlagartig, nimmt die eben erstmals gesehenen Innovationen sofort auf und wird frühbarock füllig. Zunächst arbeitet der junge Künstler bei Matthäus Merian (1593–1650) in Frankfurt am Main. Er wird in aktuelle Projekte eingebunden und arbeitet mit an bedeutenden Buchproduktionen. In Frankfurt lernt Meyer auch eine besonders gepflegte Spezialität des Merian-Ateliers kennen, die Landschaft. 1630 bereits reist Rudolf Meyer nach Nürnberg weiter. Hier wird er erstmals mit großen frühbarocken Kompositionen konfrontiert, Werken von Rubens, van Dyck, Terbruggen, Veronese, die er kopiert und die paraphrasiert in das Werk einfließen. In Nürnberg muss Meyer aber auch mit der Belagerung der Stadt durch Wallensteins Truppen hautnah die Kriegswirren durchleben und erhält prägende Traumata. 1633 kehrt Meyer in das nicht vom Krieg bedrohte Zürich zurück. Er beginnt als Meister zu arbeiten, heiratet, nimmt als Lehrling seinen Bruder Conrad auf, der der produktivste Schweizer Radierer und Porträtist der zweiten Jahrhunderthälfte werden sollte. 1634 beginnt Meyer mit den Entwürfen zum »Totentanz«, dem »schönsten Barockbuch der Schweiz«. Der individuelle Tod wird in genrehaften Bildern inszeniert, Parabeln auf die allgegenwärtige Vergänglichkeit alles Weltlichen, ein Thema, das Rudolf Meyers Œuvre als cantus firmus durchzieht. – Stets von labiler körperlicher Konstitution, stirbt Meyer 1638 über der Arbeit am »Totentanz« im Alter von 33 Jahren in Zürich. Die Kabinettausstellung zeigt neben Werken Rudolf Meyers auch Arbeiten aus dem engsten Umfeld: Zeichnungen Dietrich Meyers, Georg Strauchs, Matthäus Merians sowie des Bruders und Schülers Conrad Meyer. Briefe Merians, das Testament Rudolfs sowie Schriftstücke Conrad Meyers dokumentieren eine Künstlervita in einer Zeit, die anhand literarischer Zeugnisse sonst nur schwer fassbar ist. Zeichnungen des jungen Johann Heinrich Füssli (1741–1825), die sich mit Rudolf Meyers Kunst auseinandersetzen, belegen schließlich die Attraktivität eines hervorragenden Kleinmeisters noch lange nach seinem Tod. Pressetext

only in german

Rudolf Meyer (1605–1638)
Ein Zürcher Zeichner zwischen Manierismus und Barock
mit Werken von Rudolf Meyer, Dietrich Meyer, Georg Strauch, Matthäus Merian, Conrad Meyer, Johann Heinrich Füssli