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Eine verlassene Autorennstrecke in der kalifornischen Wüste: Aus der Luft betrachtet schreibt sich das Oval der Piste – ein Loop ohne Ziel – wie ein Zeichen in die karge Landschaft ein. Der Film The Long Road (2010), im Spiegelsaal des Kunstvereins als großflächige, raumteilende Projektion zu sehen, verweist auf Rosa Barbas Interesse an Zeichen, Schrift und Text, wie es sich auch in der Arbeit A Private Tableaux (2010) offenbart. Hier sind es Aufnahmen einer Untertunnelung, an deren Decke sich kryptische Markierungen befinden. Wie archaische Höhlenmalereien muten sie an, stammen jedoch von Ingenieuren, die die vom oberirdischen Verkehr im Gewölbe erzeugten Risse untersuchen. Die Funktionalität der Zeichen tritt angesichts der narrativen, in den Film geschnittenen Elemente, die mit den dokumentarischen Bildern in einen Dialog treten, in den Hintergrund.

Beispielhaft für ein derartiges Oszillieren zwischen Dokumentation und Fiktion, wie es typisch für Rosa Barbas Filmwerk ist, ist auch Outwardly from Earth’s Centre (2007). Ausgangspunkt ist ein reales, geologisches Phänomen, wonach die schwedische Insel Gotska Sandön jährlich um einen Meter vom Festland abdriftet. Um diese Tatsache herum konstruiert Barba eine fiktive Narration, die um die Bemühungen der Bewohner kreist, das Abtreiben ihrer Insel zu stoppen. Dabei ist die Handlung kaum zeitlich einzuordnen: Trotz realer Inhalte und wissenschaftlicher Expertenmeinungen kippt die Handlung immer wieder ins Surreale.

Neben narrativen Filmwerken realisiert Barba auch skulpturale Inszenierungen, die sich schlussendlich in eine konzeptuelle Praxis ausweiten. Werke wie Time Machine (2007) oder Stating the Real Sublime (2009) entfalten dabei durch ihren besonderen Umgang mit Formen, Oberflächen, Licht und Sound dabei eine geradezu multisensorische Wirkung.

Rosa Barba (geb. 1972 in Agrigent / Italien, lebt in Berlin) gehört zu den weltweit meist beachteten filmisch arbeitenden Künstlerinnen ihrer Generation. Mehrfach durch Preise ausgezeichnet und in unzähligen Gruppenausstellungen weltweit präsentiert, so u.a. auf der 53. Biennale von Venedig (2009), widmeten ihr u.a. die New Yorker Dia Art Foundation (2008), die Villa Romana in Florenz (2008), die Londoner Tate Modern, Level 2, das Centre International d’Art et du Paysage de l’île de Vassivière oder das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia in Madrid umfassende Präsentationen. Zur Ausstellung erscheint in Zusammenarbeit mit dem Center for Contemporary Art in Tel Aviv ein Katalog.
  Die Ausstellung wird unterstützt von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz sowie dem Land Niedersachsen.

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Rosa Barba