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Vielschichtige Migrationsverhältnisse fordern von den multikulturellen Gesellschaften Europas ein komplexes Verständnis des Postkolonialen heraus. Die nachhaltige Prägung der weltweiten Situation durch Kolonialismus, Dekolonialisierung und neokolonialistische Tendenzen lässt auf unterschiedliche Weise an eine „Liaison Dangereuse“ denken. Das Umschwenken des Begriffs „postkolonial“ zu einer grundsätzlichen Kritik an der modernen Wissensordnung und am vereinheitlichenden Herrschaftsdiskurs des westlichen Rationalismus führt zu einer Relativierung der Moderne als bestimmendes Element. Gegenwärtig beobachten wir die Entstehung einer Kunst, die den Anspruch auf globale Zeitgenossenschaft ohne Grenzen und Geschichte erhebt – „modern“ wird gegen „zeitgenössisch“ ausgetauscht. Dadurch, dass zeitgenössische Kunst Probleme berührt, die weltweit von Relevanz sind, muss sie grundsätzlich als global bezeichnet werden. Die Herkunft eines Künstlers relativiert sich, und die Frage, wo ein Künstler sein Publikum findet, wird bestimmend.

Der afrikanische Künstler Romuald Hazoumé gründete die NGO Beninese Solidarity with Endangered Westerners mit dem Ziel, verarmten Menschen in Europa zu helfen. Damit bricht er unvermittelt in dieses dichte Diskursnetz ein und eröffnet eine völlig neue Perspektive. Der hegemoniale, eurozentristische Kulturanspruch wird damit genauso ausgehebelt wie die damit einhergehenden politischen und sozialen Dynamiken. Dieser Gedanke der Umkehrung von Verhältnissen, wie sie Romuald Hazoumé in seinem Projekt im Kunsthaus Graz plant, eröffnet ungewöhnliche Sichtweisen im Zusammenhang mit dem postkolonialen Diskurs.

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Romuald Hazoumé
Beninische Solidarität mit gefährdeten Westlern

Künstler:
Romuald Hazoume

Kurator:
Günther Holler-Schuster

Kooperation:
steirischer herbst, Graz