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Auguste Rodin (1840–1917) hat Ende des 19. Jahrhunderts die Bildhauerei revolutioniert. Das Kunsthaus Zürich zeigt vom 9. Februar bis 13. Mai 2007 in einer Retrospektive 160 Bronzen, Gipse und Zeichnungen – darunter berühmte Werke wie «Der Kuss» und «Der Denker», aber auch selten gesehenes wie die aus Marmor gehauene Skulptur «Die Erde und der Mond».

Rodin gehörte zu den ersten Künstlern, die das Unvollendete zum künstlerischen Prinzip erhoben. Als 1889 in Paris erstmals ein breites Publikum die Werke Rodins ausgestellt sah, war es von dieser bewegt erscheinenden Oberflächenbehandlung genau so überrascht wie von der Fragmentierung des Körpers und dem Fehlen der Sockel. Die natürlich und ungezwungen wirkende Haltung seiner späten Figuren stand im Gegensatz zum damaligen traditionellen Skulpturenideal, das noch kunstgeschichtlich gültigen Posen verhaftet war. Die unruhigen, zerfurchten Oberflächen der Körper waren eine das Auge irritierende Innovation. Sie rührt von Rodins plastischer Ausarbeitung der Knochen, Muskeln und Nerven der Dargestellten her, was zur Folge hat, dass lichtbeschienene Stellen mit schattigen wechseln.

VON DEN PRIVATEN SKIZZEN ZU ÖFFENTLICHEN MONUMENTEN Die Retrospektive – in Grösse und Aufwand monumental – erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Musée Rodin, Paris, und der Royal Academy of Arts in London. Die Werkauswahl beginnt bei der ersten Entdeckung Rodins in den frühen 1880er Jahren durch einen Kreis von Schriftstellern und Künstlern und führt weiter bis zu seiner damals bahnbrechenden Gestaltung öffentlicher Denkmäler und Monumente.

DER DENKER, DER KUSS, DAS HÖLLENTOR Schon vor dem Kunsthaus wird das 6,80 Meter hohe «Höllentor» zu sehen sein – ein von Dantes «Die göttliche Komödie» inspiriertes Portal, an dem Rodin bis zu seinem Lebensende gearbeitet hat. Für dieses unvollendet gebliebene Werk schuf der Künstler weit über hundert kleine Figuren, von denen er einige auch als unabhängige Skulpturen ausführte, wie beispielsweise die kapitale Arbeit «Der Denker». Sie zeigt den von Rodin geschätzten Schriftsteller Dante Alighieri und ist in ihrer Monumentalfassung als erste Skulptur Rodins im öffentlichen Raum aufgestellt worden. Dieses zentrale Werk der Ausstellung wird durch weitere bedeutende Arbeiten wie «Die Bürger von Calais» oder «Victor Hugo» ergänzt. Die Leihgaben, darunter auch unbekannte, grossformatige Skulpturen und Original-Gipse, stammen aus bedeutenden internationalen Sammlungen. Zusammen mit Zeichnungen, Fotografien und Dokumenten verdichtet sich die Ausstellung zu einer Reise in die Schaffensweise und das Lebensumfeld Rodins.

STREBEN NACH ANERKENNUNG Sein Streben nach Erfolg ist legendär. Immer bemühte er sich um Verständnis und Unterstützung für seine Kunst, hoffte auf Anerkennung durch Politik, Aristokratie und das Publikum. 90 Jahre nach seinem Tod wird ihm all dies mehr denn je zuteil. Sein Werk hat Generationen von Bildhauern geprägt und hat in die Curricula aller Schultypen Einzug gehalten.

GROSSZÜGIGES VERMITTLUNGSKONZEPT Auf den Spuren des Schöpfers, der die Skulptur vom Sockel und das Bürgertum auf seine Seite holte, wandelt das Publikum zwischen 160 Zeichnungen, Bronzen und Gipsen durch einen 1300 m2 grossen Ausstellungsparcours. Von Kurator Christoph Becker grosszügig inszeniert, ermöglicht die offene und moderne Architektur, den Blick abwechselnd aus grösserer oder geringerer Entfernung auf das Werk zu richten und einzelne Schaffensphasen des Künstlers miteinander in Beziehung zu setzen. Ein mehrsprachiger Audioguide bietet vertiefende Erläuterungen und ist im Eintrittspreis inbegriffen.

Im umfangreichen Katalog (Verlag Hatje Cantz), breiten die Autorinnen Catherine Lampert und Antoinette Le Normand-Romain ihre profunden Erkenntnisse aus. Die mit über 360 Abbildungen illustrierte Publikation wird mit Fakten und Skizzen aus dem Lebensumfeld des Künstlers bereichert.

Ein Kulturengagement der Credit Suisse – Partner des Kunsthaus Zürich.

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