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Robert Zandvliet, 1970 in Terband in den Niederlanden geboren, zählt heute bereits zu den prägenden Protagonisten der aktuellen internationalen Malerei-Szene. Spätestens seit der Einzelausstellung 1999 in der Galerie nächst St. Stephan erfuhr Zandvliets Malerei eine breite Rezeption und erfolgreiche Anerkennung in der Öffentlichkeit. Das Kunstmuseum Luzern und das Stedelijk Museum Amsterdam widmeten dem niederländischen Künstler eine umfangreiche Schau, die sein Schaffen von den ersten entscheidenden malerischen Positionierungen bis hin zu aktuellsten Werkbeispielen zeigte. In den USA konnte der niederländische Maler in der Galerie Peter Blum, New York, Fuß fassen, die ein renommiertes Feld an Malerei mit Robert Ryman, Alex Katz oder Helmut Federle im Programm führt. In der Maiausgabe 2001 publizierte Art die Coverstory über "Junge Realisten", in der auch Robert Zandvliet vertreten war.

Robert Zandvliets Ausstellung in Wien von 1999 stellte ein Werk zwischen Landschaftsmalerei und Selbstreferentialität der malerischen Mittel vor. Zandvliet zitierte seinen Landsmann Vincent van Gogh, indem er das Kornfeld mit Krähen in eine zeitgenössische Version brachte. Darunter fanden sich jedoch Werke mit einer dezidierten Tendenz zur Abstraktion. Seine Gemälde ab etwa 2000 bis zu den neuen Bildbeispielen haben sich einer bestimmten Vorlage entledigt. Die Malerei steht deutlicher im Zentrum von Zandvliets künstlerischem Konzept.

Auf den ersten Blick scheinen die Bilder voller Emotion und Dynamik im Malakt entstanden zu sein. Breite schwingende Farbbahnen ziehen sich schlängelnd über die gesamte Bildfläche, schlingen sich ineinander und bilden ein komplexes lineares Geflecht und Dickicht mit einer gebrochenen räumlichen Dimension. Die dreidimensionale Wirkung entsteht jedoch durch die Konstitution der Bildstruktur selbst und nicht durch die Imitation von räumlichen Situationen aus der realen Welt.

Die expressionistische Manier und der Eindruck des Action Painting täuschen. Zandvliet ist ein zielsicherer und behutsamer Maler, der sich bewusst von expressiven Tendenzen distanziert. Der offene Pinselstrich, die langgezogenen Farbspuren, die Farbspritzer und die All-Over-Struktur sind gleichsam Rudimente des Abstrakten Expressionismus, die neu verarbeitet werden und zu spannenden Bildlösungen führen. In diesem Kontext ist Willem de Koonings Alterswerk der 80er Jahre zu erwähnen. Er bringt eine frische und neue Interpretation und Version der monumentalen "Geste" aufs Tableau, der sich Robert Zandvliet verwandt fühlt: Reste der expressionistischen Geste in gezielt behutsamer Malweise zum einen und Formdefinition oder -zerschlagung, in lyrisch malerischen Schleifen gezogen, zum anderen. Künstler wie Brice Marden, David Reed oder Bernard Frize zählen zu denjenigen, die die abstrakte Malerei mittels dieser neuen "konstruktiven Geste" entschieden bereichert haben.

Um den abstrakten Bildgehalt zusätzlich zu steigern, wählt der Künstler eine durchwegs künstliche Farbpalette aus. Ein Türkis, ein grelles Gelb, ein Rosa oder Orange verdeutlichen die Autonomie der Malerei, um jeglichem realen landschaftlichen Bezugspunkt aus dem Weg zu gehen. Im Zentrum steht das Bild als eigenes Ereignisfeld in der Rezeption — und weniger als Aktionsfeld während des Arbeitsprozesses. Die dichten, wogenden und schwingenden Farbbandnetze verleihen der Bildsituation ein dynamisches, ja filmisches Moment, dessen Fluss über die faktischen Grenzen der Leinwand hinausläuft.

Florian Steiner

Pressetext

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Robert Zandvliet "The Blind Spot"