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Galerie Max Hetzler zeigt vom 2. Juli bis 6. August 2005 eine Skulptur von Robert Grosvenor in der Galerie Holzmarktstraße 15-18.

Albatrun (2002) ist Robert Grosvenors neueste Skulptur: eine große gelbe blattähnliche Form, die von zwei Löchern durchbohrt ist und vertikal auf einem großen Sockel steht. Die Arbeit wird durch eine in der Nähe platzierte Anordnung von antennenartigen Stahlstäben ergänzt.

Die Skulptur geht auf ein Bild zurück, welches Robert Grosvenor in einem Architekturführer der sechziger Jahre entdeckte: eine schlecht gedruckte schwarz-weiß Illustration einer Skulptur, aufgestellt im öffentlichen Raum einer Kleinstadt in der Schweiz.

Es ist eher ungewöhnlich, daß Robert Grosvenors Werke auf Photographien zurückzuführen sind. Albatrun bildet ein schon vorhandenes Objekt nach und rückt somit in erstaunliche Nähe zur Vorlage. Dies bedeutet nicht, daß der Künstler eine detaillierte Kopie des dargestellten Objekts fertigt: die Qualität der Photographie hätte ihm dies nicht erlaubt. Robert Grosvenor borgt sich die signifikante Ursprungsform: eine symmetrische, abgerundete Form, die an ein schematisiertes Gesicht, einen weiblichen Körper oder an eine Zitrone erinnern könnte.

Robert Grosvenors Werk kann ab 1965 in verschiedene Abschnitte eingeteilt werden. Die früheste dieser Phasen ist durch sehr große freitragende oder auskragende Skulpturen gekennzeichnet. Seit 1968 schafft Robert Grosvenor sowohl verschiedene in die Landschaft eingebettete Arbeiten als auch Werke mit Bezug zum Horizont. Seine erste lineare Arbeit fertigte er 1972 aus Holz mit Sägeeinkerbungen an. 1976 folgten die ersten blockförmigen Arbeiten aus Tragbalken. 1983 stellt einen tiefen Einschnitt im Verlauf seiner Werke dar: es ist der Beginn einer bis heute andauernden Phase heterogener Skulpturen.

Im Gegensatz zum Minimalismus verzichten Grosvenors Skulpturen auf die Ernsthaftigkeit und die intellektuelle Schwere der Zeit. Seine Objekte sind spielerisch und unberechenbar. Auch im Gegensatz zu den Strukturalisten, die sich der Vielzahl von Bedeutungen in wissenschaftlicher Genauigkeit nähern, besteht Grosvenors Herangehensweise aus sinnlicher Unmittelbarkeit.

Grosvenor scheint sich eher mit dem zu beschäftigen, was der japanische Linguist Toshihiko Izutsu „fundamentale Magie der Bedeutung" nannte: ein kurzer Moment der Magie, die angenehme Überraschung des Unbekannten, die semantische Konstruktion von Objekten und das damit einhergehende Bewußtsein, daß die Objekte unseres täglichen Lebens vage, keiner Analyse unterzogen und undurchsichtig in der Bedeutung sind – oft umgeben von Eindrücken, Emotionen und Erwartungen.

Pressetext

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Robert Grosvenor: Albatrun