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Die Kunsthalle Lingen präsentiert Werke der international bekannten Künstlerinnen Rivane Neuenschwander (geb. 1967 in Belo Horizonte, Brasilien) und Haegue Yang (geb. 1971 in Seoul, Korea) im Dialog miteinander, die bereits in internationalen Ausstellungen wie der Venedig Biennale, Sao Paulo Biennale, sowie in zahlreichen renommierten Institutionen vertreten waren. Die künstlerische Arbeit ebenso von Rivane Neuenschwander als auch von Haegue Yang charakterisiert eine poetisch-sinnliche Formensprache, die Dingen und Wörtern entgeht. Der Ausgangspunkt für beide Künstlerinnen sind offensichtlich nicht medienbezogene Anliegen oder formale Belange.

Rivane Neuenschwander berührt in Installationen, Objekten und Videoarbeiten Aspekte der Möglichkeit und Unmöglichkeit des Phänomens der Übersetzung. Inspiriert von Beobachtungen aus ihrem unmittelbaren Alltag, pendeln die Werke zwischen Leichtigkeit und Bedrohung und sensibilisieren oft für das Beiläufige, das wir nicht auf den ersten Blick wahrnehmen. So wurde ihre Installation „At a Certain Distance (Public Barriers)“ beispielsweise von Absperrungen auf der Straße inspiriert und sie charakterisiert eine hohe ästhetische Präsenz. In „Anonymous Dialogues“ einer Reihe von Zeichnungen, die von Besuchern vergangener Ausstellungen mit Schreibmaschinen gestaltet wurden, bei der die Buchstaben durch Interpunktionen ersetzt wurden, wird zudem die Autorenschaft in Frage gestellt. Die auf Basis des Schreibens entstandenen Zeichnungen lassen sich als poetische Schriftbilder lesen.

Im Rahmen der Ausstellung in der Kunsthalle Lingen werden die jüngst entstandene Jalousieinstallation „Escaping Transparency“ sowie zum ersten Mal aus Jalousien bestehende befahrbare Skulpturen „Dress Vehicles“ (beide 2011) gezeigt. Über den Köpfen der Betrachter schwebt die Installation „Escaping Transparency“ und zieht so deren Blicke nach oben. Wie bei anderen Installationen, in denen Jalousien benutzt werden, handelt es sich um eine räumliche Auseinandersetzung, dessen ungewöhnliche Platzierung der Installation allerdings der herkömmlichen Funktion von blickfilternden Jalousien widerspricht. „Escaping Transparency“ ist nun vielmehr ein Objekt der Betrachtung. Gleichzeitig wird durch die Platzierung der Arbeit außerhalb der Reichweite der Ausstellungsbesucher ein Teil des realen Raums fokussiert, der sonst nicht von vornherein im Blick wäre. Für Haegue Yang ist diese neue Konstellation der Platzierung eine Herausforderung, weil sie sich damit von der bisher initiierten Auseinandersetzung mit der Sichtbarkeit und Durchlässigkeit des Materials lösen musste. Lediglich zwei der Jalousien berühren fast den Boden auf leise, zaghafte Art. Im Gegensatz dazu haben die „Dress Vehicles“ starken Kontakt zum Boden, jedoch besitzen sie keine feste Position

im Raum. Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung können in die Skulpturen hineinsteigen und mit ihnen im Raum umherfahren. Entgegen den räumlichen Jalousieinstallationen sind die „Dress Vehicles“ nunmehr figürlich und ihre Titel legen nahe, dass ihnen eine ebenso kleidende wie schmückende Funktion zukommt. Hierüber rufen die „Dress Vehicles“ die Figuren des „Triadischen Ballets“ von Oskar Schlemmer in Erinnerung, die ebenfalls in ihrer Gestik eingeschränkt waren und sich eher mechanisch auf der Bühne bewegten.

„Trustworthies“ ist eine Werkgruppe von Papiercollagen von Haegue Yang, die seit 2010 fortlaufend ist. Die Arbeit besteht aus den bedruckten Innenseiten von Briefumschlägen und besitzt daher eine eher schlichte Materialbeschaffenheit, die aufgrund ihrer Komposition vielseitige Assoziationen ermöglicht. Besonders entsteht der Eindruck einer landschaftlich wirkenden, horizontalen Komposition, der mit der Auswahl der Papiercollagen entsteht. Die Verwendung von benutzten Briefumschlägen verweist auf die Wege der Kommunikation, welche die Künstlerin als versteckte Aspekte der ‚Migration’ bezeichnet.

Haegue Yang und Rivane Neuenschwander thematisieren in ihren sinnlichen künstlerischen Arbeiten Aspekte der Transparenz, des Dazwischen und das Phänomen der Veränderung und beziehen in einigen Werken die Betrachter aktiv in ihre Kunstwerke ein. Rivane Neuenschwander im Sinne der Transformation als naturbedingtem Prozess, Haegue Yang in Bezug auf existentielle Aspekte.

Unter dem Ausstellungstitel „Voice and Wind“ zeigte Haegue Yang ihre Werke ebenfalls im New Museum in New York im Jahr 2010 sowie ihre umfangreiche Einzelausstellung „Arrivals“ 2011 im Kunsthaus Bregenz. In diesem Jahr war sie eingeladen bei Modern Art Oxford sowie im Aspen Art Museum in den USA und präsentierte die Ausstellungen „Teacher of Dance“ und „The Art and Technique of Folding the Land“ sowie auch die 2er Ausstellung „The Sea Wall“ mit dem verstorbenen Künstler Felix-Gonzalez Torres in Arnolfini, Bristol.