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Öffentliches Gedenken auf dem Vorplatz des Museum X Ansprachen: Dr. Gert Fischer, Kulturdezernent der Stadt Mönchengladbach Dr. Karl Porzelt, Vorsitzender des Museumsvereins Mönchengladbach Tribut: Markus Ambach

Rita McBride (*1960), seit 2003 Professorin an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, zählt zu den international bedeutenden Bildhauern ihrer Generation. Gleichermaßen gehört sie zu den erklärten Fans des Museum X. Sie hat die Entstehung dieses Interimprojekts seit den ersten Entwürfen verfolgt und war sogleich begeistert: von der Verkleidung des leeren Theaters, der täuschend echten Museumsfassade und ihrer prominenten Inszenierung mitten in der Stadt. Entscheidend für sie war die Beobachtung, dass das Museum X als ein geladenes Zeichen in die Öffentlichkeit tritt und – so fassadenhaft und ‚falsch’ es auch sein mag – als ein kulturelles Symbol verstanden wird. Das Projekt ‚ CIVIC SCULPTURE in memoriam ’ von Rita McBride erweitert die Perspektive nunmehr auf den öffentlichen Raum vor dem ehemaligen Schauspielhaus: den Vorplatz, der ebenfalls als ein kultureller Repräsentationsort der Stadt geplant wurde. Mit einer modern gestalteten Brunnenanlage und einer großen Außenskulptur von Alexander Calder stellte er in den 1960er und 70er Jahren ein geradezu perfektes Ensemble moderner Stadtgestaltung dar. Die heutige Leere des Platzes veranschaulicht das Ende dieser Zeit. Die Brunnenanlage verschwand, als in den frühen 1990er Jahren eine Einkaufspassage an das Schauspielhaus angebaut wurde. Ebenso verschwand die Skulptur von Alexander Calder (auf die Grünfläche vor dem Museum Abteiberg), denn anhaltender Vandalismus existierte, der das Kunstobjekt gefährdete. Das konzeptuell-bildhauerische Werk von Rita McBride ist geprägt von der Auseinandersetzung mit Architektur und öffentlichem Raum. Ihr wohl bekanntestes Objekt in Deutschland ist die 52 Meter hohe Außenskulptur ‚Mae West’ für den Effner-Platz in München, deren Realisierung nach wie vor aussteht. Sie wurde zu einem Streitthema in Öffentlichkeit und Presse und damit auch zu einer persönlich erlebten Fallstudie, welche neben dem Ort des Museum X ihren Ansatz für das Projekt mit bestimmte.

Ergänzend zur maskeradenhaft oberflächlichen Erscheinung des Museum X erbaut Rita McBride eine Gedenkstätte, die für einen Tag – am Pfingstsonntag - auf dem Vorplatz des ehemaligen Schauspielhauses erscheint und mit ihrem skulpturalen Aufbau verrät, dass das Gedenken nicht einer Person, einem Krieg oder andersartigen historischen Geschehen gilt. Vielmehr gilt es dem Medium selbst: Civic Sculpture in memoriam.

'Civic sculpture’ meint eine öffentliche, städtische und bürgerliche Bedeutung von Skulptur, die in der englischen Sprache anders als in der deutschen eine knappe Formulierung gefunden hat (lat. civitas: Bürgerschaft, Stadt, Staat) und zudem jede Form von öffentlichem Objekt erfasst, sei es ein Denk- oder Mahnmal oder ein modernes Kunstobjekt. Einst eng verbunden mit den idealistischen Ideologien der Moderne, ist der Begriff ‚civic sculpture’ inzwischen auch im Englischen und Amerikanischen rar 2/2 2/2geworden. An seine Stelle traten autonomere und zugleich unverbindlichere Formulierungen. Die Funktion wurde zurückgenommen und die Kunst alleingestellt - in einen viel vageren Raum, der nun lediglich Öffentlichkeit heißt: ‚Public sculpture’ oder ‚art in public space’ lauten die heutigen Schlagworte, mit jener offenen, mal kritischen, mal repräsentativen, mal dekorativen Bestimmung, die sich auch im deutschen Begriff von ‚Kunst im öffentlichen Raum’ wiederfindet.

'CIVIC SCULPTURE in memoriam' gilt dem anhaltenden Konflikt zwischen Kunst und Gesellschaft, Künstlern und Auftraggebern. Die Installation wird nach der Zeremonie in das Spiegelfoyer verlagert und dort umgeben von zwei anonymen Künstlertexten, die Widersprüche darlegen und wie zeitlose, gleichermaßen historisch wie gegenwärtig agierende Pamphlete wirken. Desweiteren erscheint ein Dokumentationsfilm im Foyer, der vor Ort am Museum X gedreht wurde: Die Simulation einer monumentalen Wasserfontäne für den Vorplatz des ehemaligen Schauspielhauses - ein Handeln von Museum, Feuerwehr, Amtsleuten und Assistenten, die sich in einer fast absurd scheinenden Aktion um die Umsetzung eines visionären Vorhabens bemühen.

Durch die Art und Weise der Präsentation im Spiegelfoyer wird verraten, dass das Museum X / Museum Abteiberg an der Realisierung einer neuen Außenskulptur von Rita McBride interessiert ist. Der Museumsverein und die Stadtsparkasse Mönchengladbach unterstützen das Vorhaben: Gemeinsam wird nach weiteren bürgerlichen Mitstreitern gesucht, die dazu beitragen, eine neue CIVIC SCULPTURE für Mönchengladbach zu erwerben.

Das Projekt ‚CIVIC SCULPTURE in memoriam’ ist ein programmatischer Höhepunkt in der scheinhaften Existenz des Museum X. Es wird am 27. Mai durch eine Gedenkveranstaltung eingeleitet, zu deren Inszenierung zwei Ansprachen von Dr. Gert Fischer, Kulturdezernent der Stadt, und Dr. Karl Porzelt, Vorsitzender des Museumsvereins Mönchengladbach, sowie ein Tribut des Düsseldorfer Künstlers Markus Ambach gehören. Mit Kaffee und Streuselkuchen wird anschließend ein traditionelles Mönchengladbacher Gedeck geboten.

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