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Der Deutschamerikaner Richard Lindner wurde 1901 in Hamburg geboren und verlebte seine frühen Jahre in Nürnberg, wo er auch an der damaligen Kunstgewerbeschule (heute: Akademie der 
Bildenden Künste) Zeichnen, Ölmalerei und Gebrauchsgrafik studierte. Er gewann dort mehrere Werbedesign-Wettbewerbe. Seit 1927 arbeitete Lindner als selbständiger Werbegrafiker, Bühnenbildner und Werbekarikaturist in Berlin und ab 1929 als Illustrator für Zeitungen, Zeitschriften und Buch-Publikationen in einem Verlag in München. Neben karikaturistischen Strichzeichnungen entstanden hier erste ganzfarbige Plakate.

Um der Diskriminierungen als Jude und Sozialdemokrat zu ent-gehen, emigrierte Lindner mit seiner Frau 1933 zunächst nach Paris und später nach New York. Dort konnte er als Zeitschriften- und Buchillustrator und als Werbegraphiker arbeiten und begann zu malen.

Wenn er auch Kontakte zu Andy Warhol und anderen hatte, verstand Lindner sich doch nicht als Pop Art-Künstler. Seine Wurzeln liegen eher im Surrealismus, Verismus und in der Neuen Sachlichkeit der 20er Jahre. In einer Art Collage-Technik kombinierte er Bildelemente, die nur scheinbar eine Beziehung miteinander eingehen. Richard Lindners Werk ist bekannt für eine eiskalte Erotik. Seine Figuren tragen oft Uniformen oder Lack und Leder, an denen Gefühle abzuperlen scheinen. Oft sind die Menschen zu anonymen Silhouetten erstarrt, werden zu Objekten und Platzhaltern für die Wünsche und Vorstellungen der anderen und stehen für die unerfüllte Sehnsucht und Beziehungslosigkeit der Geschlechter im Zeitalter der sexuellen Befreiung.

Ab 1956 hatte Lindner am Pratt Institute in Brooklyn, einer Schulefür Werbekunst, einen Lehrauftrag zunächst für Design, später auch für Kunst, und unterrichte ab 1965 auch an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Sein Werk war 1968 und 1977 auf der documenta in Kassel zu sehen und seit den 60er Jahren auf großen Ausstellungen in den USA (New York, Chicago, Berkeley, Minneapolis) sowie in London, Paris, Berlin und in anderen großen deutschen Städten.

Diese Ausstellung zeigt in etwa zu gleichen Teilen Werke aus der Sammlung Hertha Drescher und Günter Ruckdäschel im Kunstmuseum Bayreuth und aus dem Neuen Museum in Nürnberg. Das Neue Museum vereint eine umfangreiche Kunstsammlung, die auf die Sammlung der Stadt Nürnberg zurückgeht, und eine ebenso prominente Designsammlung. Es bewahrt eine große
Anzahl von Werken von Richard Lindner, darunter die beiden Ölbilder „Telephone“ (1966) und „Doppelporträt König Ludwig II“ (1974), das König Ludwig und Richard Wagner darstellt und das nun – zusammen mit Skizzen und Studien für das Bild – erstmals in Bayreuth zu sehen ist.

Nur ein halbes Jahr nach der Eröffnung des Kunstmuseum Bayreuth richteten die beiden Nürnberger Sammler Hertha Drescher und Günter Ruckdäschel im Sommer 2000 eine Dauer-
leihgabe aus ihren gemeinsamen Graphiksammlungen im Museum ein. Sie waren damit die ersten, die das noch junge Haus mit ihrem Bürgerengagement unterstützten und so weitere Stifter und Schenkende anregten, es ihnen gleichzutun. Mittlerweile ist ihre Sammlung im Museum auf mehrere hundert Blätter angewachsen und zeichnet sich durch faszinierende Bestände des internationalen Phantastischen Realismus aus. Die Blätter aus dem Werk Richard Lindners nehmen hier einen besonderen Stellenwert ein.

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Richard Lindner