press release only in german

Remy Zaugg ist bekannt für objektartige Textbilder, die den Betrachter in eine vielschichtige Diskussion über Wahrnehmung und visuelle Repräsentation sowie die Bedeutung der modernistischen abstrakten Malerei verwickeln. Angefangen mit seinen „Perzeptiven Skizzen“ zu Cézannes „Das Haus des Gehenkten“ (1873) erhob er systematisch die Beziehung zwischen Betrachter und Kunstwerk zum Thema seiner Kunst. In seinen Arbeiten ist Wahrnehmung als ein Prozess begriffen, bei dem der Betrachter aktiv an der Konstruktion des Kunstwerkes beteiligt ist und im Idealfall ein Bewusstsein seiner selbst als wahrnehmendes und konstruierendes Subjekt erlangt. Dieses Interesse ergänzt Zaugg mit Untersuchungen in den verschiedensten Disziplinen zu den räumlichen und kontextuellen Bedingungen der Präsentation von Kunstwerken. Er kuratierte Ausstellungen und Sammlungspräsentationen, entwickelte umfangreiche Projekte für öffentliche Räume und kollaborierte im Bereich Architektur und Stadtplanung vor allem mit den Architekten Herzog & de Meuron. Mit seinen kritischen Texten etablierte er sich als bedeutende Stimme in der kunsttheoretischen Diskussion der letzten Jahre. Der Essay “Das Museum, das ich mir erträume” (1986) hatte großen Einfluss auf die zeitgenössische Museumsarchitektur.

Für seine Ausstellung in der Galerie Nordenhake sind neue Bilder und einige Diptychen entstanden. Sie gehören zu einer größeren Serie mit dem Titel „Vom Tod II“. Wie die meisten Arbeiten des Schweizer Künstlers wurden sie in Autolack auf Aluminium ausgeführt und zeigen keine Spur einer menschlichen Berührung. Im Unterschied zur Serie „Vom Tod I“, deren gesättigte Farben ein stark physisches Erlebnis auszulösen vermögen, zeigen die Arbeiten „Vom Tod II“ helle, nahezu kitschige Farben, die einen spielerischen Kontrast bilden zum farbigen Text. Einige listen Namen von Blumen, Feldpflanzen oder Moosen und erinnern an die niederländischen Stilleben des 16. Jahrhunderts, die opulent die Vergänglichkeit des Lebens zelebrieren. Andere Bilder fragen „UND WENN / DER TOD / ICH WÄRE“ und stellen diesen Zeilen Worte wie „LIPPEN / FINGER“ oder „WEISSE / ZÄHNE“ gegenüber. Reduziert auf Objekte aus Farben und Wörtern generieren sie eine intellektuelle und physische Erfahrung.

Es ist überflüssig darauf hinzuweisen, dass der Tod dem als Prozess verstandenen Kunstwerk zwangsläufig ein Ende setzt. Tod ist nicht nur eine Gefahr für die Wahrnehmung wie die Blindheit, mit der sich Zaugg in einer früheren Serie von Bildern auseinandergesetzt hat, sondern ihr diametrales Gegenteil. Die sinnlichen Bilder der Serie „Vom Tod II“ scheinen das Leben zu feiern und die Möglichkeit einer uns und alle Zeiten überdauernden, ewigen Kunst in Betracht zu ziehen, gemäß der klassische Idee ars longa, vita brevis. Allerdings überdauern die Bilder nur, wenn es auch zukünftig einen Betrachter gibt. Rémy Zauggs Bilder sind keine autonomen Entitäten, sondern existieren ausschließlich mit und durch den Dialog mit dem Betrachter.

Rémy Zaugg wurde 1943 in Courgenay in der Schweiz geboren. Er lebt und arbeitet in Pfastatt, France. Seit den siebziger Jahren hat Rémy Zaugg kontinuierlich ausgestellt. Zu seinen jüngsten Ausstellungen zählen Museum for Samtidskunst, Oslo, 2004, Le Consortium, Dijon, 2003, MMK Frankfurt/Main, 2002, Kunsthalle Bern, 2000 und Musée d’ethnographie de Neuchâtel and Kunsthalle Basel, beide 1999. In den letzten Jahren waren seine Arbeiten in Gruppenausstellungen zu sehen wie PROLOG und MISSION OF ART Akademie der Künste, Berlin, 2005, Herzog & de Meuron Nr. 250, Schaulager, Basel, Arte y utopía – La acción restringida Museu d’Art Contemporani de Barcelona, beide 2004, Warum! Bilder diesseits und jenseits des Menschen, Martin-Gropius-Bau, Berlin, Einbildung. Das Wahrnehmen in der Kunst, Kunsthaus Graz, SIC! SO FAR…, Stavanger Kulturhus, Norwegen, all 2003, Mélanges, Centre d’art contemporain, Centre culturel de rencontre, Kerguéhennec, …troubler l’écho du temps, Musée d’Art Contemporain, Lyon, beide 2001, und ORBIS TERRARUM- Ways of Worldmaking, Museum Plantin, Antwerpen, 2000. Dieses Jahr ist eine umfassende Monographie von Gerhard Mack, publiziert von der Fondation Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean Luxemburg über den Künstler erschienen.

Pressetext

only in german

Rémy Zaugg: Vom Tod / DE LA Mort / About death