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Rebecca Warren zeigt erstmalig in der Ausstellung Come Helga, This Is No Place For Us ihre neuen Arbeiten in den Räumen Zimmerstraße der Galerie Max Hetzler.

Die britische Künstlerin stellt sich mit ihren Arbeiten und Materialien in einen traditionellen Zusammenhang der Gattung Skulptur, den sie mit den Mitteln der Kunst deformiert und ironisch unterwandert.

Mit einer Bronzearbeit, zwei Plastiken aus ungebranntem Ton und vier Vitrinen mit Objekten aus ihrem Atelier präsentiert Rebecca Warren ihre neuen bildhauerischen Positionen. In den gefundenen und verformten Materialien setzt sich die Londoner Künstlerin mit der Frage des künstlerischen Schaffensprozesses’ auseinander. Ihre visuelle Sprache nimmt ebenso Bezug auf klassisch, expressiv arbeitende Bildhauer wie Degas und Fontana, als auch neoexpressive Positionen wie von Robert Crumb oder Helmut Newton.

Die ungebrannten, unförmig gekneteten Tonplastiken erinnern an menschliche Figuren. Sie sind wie abstrahierte Weiterführungen aus früheren Arbeiten von Rebecca Warrens übersexualisierten weiblichen Tonfiguren. Hier jedoch verliert die Figur an Form und gewinnt an emotionalem Gestus. Die deformiert, zerklüftete Oberfläche zeigt den physischen Vorgang des Formens und suggeriert eine bebende Emotion. Wie im Aquarell sind die Tonarbeiten an einigen Stellen farbig bemalt, was den Plastiken malerische Qualitäten verleiht.

Auch die massive Bronzeplastik Head von 2001 ist mehrfarbig mit einem karierten Stoffmuster bemalt. Das abstrakte Muster unterstreicht die Anonymität der gesichtslosen Unförmigkeit des Kopfes, der im Gegensatz zur klassischen Porträtplastik keine individuellen Züge hat.

Autonom setzt Rebecca Warren Brechungen in den üblicherweise und traditionell „männlich“ konnotierten künstlerischen Schaffensprozess ein. Typisch „weibliche“ Motive wie Stoffmuster als „Kopfbemalung“ und fragile oder emotionalisierte Oberflächen und zarte Farbtöne wie Hellgelb und Rosa entwickeln ihre entlarvende und zynische Kraft aus ihrer Gegensätzlichkeit zum Material und seiner Geschichte.

Auch in dem weiteren Werkkomplex der Vitrinen-Collagen aus Holz, Baumwollbällchen, Neonlicht und anderen kleinen Gegenständen ist die Farbgebung wichtiger Bestandteil der Objektarbeit. Sie löst das Werk aus der „männlichen“ Tradition, wie beispielsweise den mehr erdfarbenen Vitrinenarbeiten von Joseph Beuys. Das Neonlicht be-(er)leuchtet ihre „magical objects“ in den Vitrinen und lädt sie mit beliebig religiösem oder psychologischem Sinn auf.

Die 1965 geborene Künstlerin lebt und arbeitet in London. Nach ihrem Studium am Goldsmiths und Chelsea College wurden ihre Arbeiten durch Einzel- und Gruppenausstellungen in namhaften Institutionen bekannt. 2006 wurde sie für den Turner Prize nominiert, weitere Ausstellungen: Tate Triennial, London (2006); Ottawa Art Gallery, Ontario, Canada (2005); Kunsthalle Zürich (2004); Kunsthalle Wien (2004); Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach (2004) und Hayward Gallery, London (2004).