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Ausstellung im Museum Wiesbaden anlässlich der Verleihung des Alexej von Jawlensky-Preises 2007 der Landeshauptstadt Wiesbaden

Rebecca Horn gehört zu den herausragenden Protagonistinnen der neuen künstlerischen Entwicklungen, die seit den 1960er Jahren in Europa und Amerika traditionelle Vorstellungen vom Wesen der bildenden Kunst in Frage stellten. In den Zentren von Düsseldorf und New York, Paris und London, Mailand und Amsterdam wurden damals unter Rückbesinnung auf die Strategien der Dadaisten und des Surrealismus neue und radikale künstlerische Ausdrucksformen erprobt, die in der Öffentlichkeit Aufsehen erregten und zu Irritation und Verunsicherung des Publikums beitrugen. Kunsthistorische Weihe erhielt diese Kunst, als sie durch Harald Szeemann auf der fünften Kasseler documenta vorgestellt wurde. Zu deren Überraschungen gehörten auch die spektakulären Körperperformances von Rebecca Horn, die damals – im Anschluss an eine langwierige Phase der Rekonvaleszenz – gerade erst damit begonnen hatte, ihre eigene Formensprache zu entwickeln.

Seither hat sie ein grandioses Oeuvre mit unverwechselbaren Bildwelten entwickelt, dessen latente Verbindung zu künstlerischen Strömungen wie Performance und Arte Povera, Fluxus und Konzeptkunst dazu geführt haben, dass der Name Rebecca Horn in einem Atemzug genannt wird mit Künstlern wie Joseph Beuys, Jannis Kounellis, Mario Merz oder Bruce Nauman.

Lotete Rebecca Horn in ihren ersten Performances, den Körper-Extensionen, zunächst das Gleichgewicht zwischen Mensch und Raum aus, ersetzte sie den menschlichen Körper später durch minimalistisch agierende kinetische Skulpturen, deren Metaphorik den Betrachter zum Assoziieren mythischer Bilder und zur Herstellung vielfältiger kulturgeschichtlicher, literarischer und geistiger Bezüge einlädt. In jüngster Zeit weiten sich ihre raumgreifenden Arbeiten ins Kosmische. Auf dem Weg zur Überschreitung der Grenzen von Raum und Zeit spannt Rebecca Horn in ihren neueren Arbeiten das Energiefeld vorgegebener Räume durch Spiegelreflexe, Licht und Musik auf.

Der Rundgang beginnt mit der Pfauenmaschine, einer Arbeit, die Rebecca Horn im Jahre 1982 für die siebte Kasseler documenta realisierte und die seither selten gezeigt worden ist. In vier weiteren Sälen zeigt Rebecca Horn kinetische Skulpturen, Installationen und Zeichnungen aus der Zeit seit Mitte der 1990er Jahre, darunter den Kafka Zyklus (1994), Circle for Broken Landscape (1997), Der Zwilling des Raben (1997), Tailleur du Coeur (1998), Vol du nuit – Saint-Exupéry (2000), The Burning Bush (2001), Heartshadows for Pessoa (2002), Fuchs im Saturn (2004) und Der Sonnenseufzer (2006).

Eigens für das Eingangsoktogon des Wiesbadener Museums entworfen hat Rebecca Horn die Installation Jupiter im Oktogon. In dieser Arbeit wird die der Aachener Pfalzkapelle nachempfundene Historismus-Architektur des Museumsraumes durch ein verwirrendes Spiel von Spiegeln aufgenommen und transformiert.

Der zentrale, wie eine Wasserfläche schwankende Spiegel über dem Marmorboden des oktogonalen Raumes gibt nicht nur das Mosaik der goldenen Kuppel wieder, sondern reflektiert gleichzeitig zwei weitere Spiegel in luftiger Höhe, von denen der kleinere als Planet seine Bahn um den größeren zieht. Gleichzeitig erstrahlen die Wände des goldenen Raumes in reflektierendem Licht. Die gegenseitige Reflexion der Spiegel ins Unendliche erzeugt ein kaleidoskopartiges Vexierspiel, an dem der Betrachter nicht nur dadurch teilnimmt, dass er die Installation zum Leben erweckt, sondern auch dadurch, dass er selber, in den trügerischen Abgrund des Bodenspiegels blickend, Teil einer sich scheinbar entgrenzenden Architektur wird, deren ursprüngliche Düsternis im Geheimnis des Lichts ungeahnte Energien verströmt. Die 12 m hohe Installation wird nach Ende der Ausstellung als Dauerinstallation im Rund des erst vor kurzem restaurierten Wiesbadener Oktogons verbleiben.

Schon in den 1970er Jahren wurde – im Anschluss an die Performance – der Film für Rebecca Horn zu einem weiteren bedeutenden Medium der Darstellung.

Während der Ausstellung werden im Vortragssaal des Museums die Filme Der Eintänzer (1978), La Ferdinanda, Sonate für eine Medici-Villa (1981) und Buster's Bedroom (1990) gezeigt, ergänzt um Dokumentationen von Performances mit Körperskulpturen der 1970er Jahre.

Der sechste Saal ist einem Zyklus neuer Zeichnungen aus der Serie der Bodylandscapes gewidmet. Diese Blätter entstehen unter Einsatz des ganzen Körpers. Irdische und kosmische Landschaften werden darauf zu Projektionsflächen für Erinnerungen und Visionen, Empfindungen und Naturerlebnissen.

Die Ausstellung im Museum Wiesbaden ist die erste Einzelausstellung von Rebecca Horn im Bundesland Hessen. Das in enger Zusammenarbeit mit ihr entwickelte Konzept konzentriert sich auf eine verdichtete Auswahl exemplarischer Installationen aus den Jahren 1982 - 2006, ergänzt um einen Überblick ihrer Filme sowie um einen Zyklus neuer großer Zeichnungen – der Bodylandscapes.

Am 17. März 2007 wird Rebecca Horn im Rathaus Wiesbaden der Alexej von Jawlensky-Preis der Hessischen Landeshauptstadt verliehen. Ab 18. März zeigt das Museum Wiesbaden eine Ausstellung mit Installationen, Zeichnungen und Filmen der Künstlerin, die eigens für die Räume des Museums konzipiert worden ist. Für das Eingangsoktogon des Museums entwickelte Rebecca Horn die Installation Jupiter im Oktogon, die auch nach Ende der Ausstellung dort dauerhaft verbleiben wird.

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Rebecca Horn
Jupiter im Oktogon
Alexej von Jawlensky-Preis 2007 der Landeshauptstadt Wiesbaden