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PROGRAMM

16. November 2017, 18 Uhr
R. H. Quaytman im Gespräch mit Joseph Koerner Ausstellungsgespräch In englischer Sprache
Eine Veranstaltung der Freunde der Secession

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AUSSTELLUNG

R. H. Quaytman
17. November 2017 – 21. Januar 2018
Eröffnung: Donnerstag, 16. November 2017, 19 Uhr

Ausstellungsgespräch:
Donnerstag, 16. November 2017, 18 Uhr
R. H. Quaytman im Gespräch mit Joseph Koerner
(in englischer Sprache)
Eine Veranstaltung der Freunde der Secession
Besonders freut uns zu erwähnen, dass die Schriftstellerin Elfriede Jelinek einen Essay für Rebecca Quaytmans Künstlerbuch geschrieben hat. Im Rahmen des Ausstellungsgesprächs wird Rebecca Quaytman mit dem renommierten Kunsthistoriker Joseph Koerner über ihre Arbeiten sprechen.

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Die Bilder der amerikanischen Künstlerin R. H. Quaytman sind rätselhaft, poetisch und persönlich. Im Mittelpunkt ihres Werkes steht die Malerei und die Intention, den symbolischen wie historischen Raum dieses Mediums und seine Fähigkeit zur absoluten Präsenz gleichermaßen zu erhalten wie zu hinterfragen.

Quaytman begreift ihre Bilder nicht als autonome Objekte, sondern als Werkgruppen, die die Bedingungen ihrer eigenen Produktion, Präsentation, Rezeption und Zirkulation anerkennen. Seit 2001 arbeitet sie für ihre thematisch zusammenhängenden Gemälde mit einer Kapitelstruktur als organisierendes Formprinzip. Die Bilder verbinden gemalte Op-Art-Muster und fotografische Motive mit einer feinsinnigen Materialität – um diese zu erreichen, setzt die Künstlerin unter anderem Gips und Holzpaneele als Bildträger ein. Die Motive gehen oft auf Fotografien zurück, die Quaytman im Laufe ihrer Recherchen für ein Kapitel gefunden oder aufgenommen hat. Die Fotografien betreffen die spezifischen Eigenschaften des Ortes, an dem das jeweilige Kapitel zu ersten Mal ausgestellt wird: seine Architektur, die Menschen, die sie an diesem Ort kennenlernt, Kunstwerke und Objekte, die sie dort entdeckt oder deren Motive mit dem Ort verknüpft sind. Quaytmans Werke stehen häufig in Zusammenhang mit einem Archiv und ihren dortigen Entdeckungen, sie selbst spricht von der Suche nach „verlorenen Historien“.

Um ihre Praxis zu strukturieren, verwendet sie darüber hinaus verschiedene selbsterfundene Regeln und Systeme, um Material, Größe, Oberfläche und die Motive ihrer Bilder zu bestimmen. Beispielhaft dafür sind ihre Formate, für die sie – einem seriellen System des goldenen Schnitts folgend – sieben mögliche Maße entwickelt hat. Die Systeme sind voneinander unabhängig, die Dynamik ihres Werkes ergibt sich auch aus dem Umstand, dass ihre Praxis regelhaft erscheint, sie sich aber gleichzeitig die Freiheit nimmt, von den Regeln abzuweichen, wann immer sie will.

Für ihre Ausstellung in der Secession wird Rebecca Quaytman eine neue Werkgruppe entwickeln. Ausgangspunkt ist das Gemälde Die Perserinnen des Flamen Otto van Veen (1556–1629), das sich in der Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien befindet. Quaytman ist durch Erzählungen auf das Bild, das seit Jahrzehnten im Depot des Museums gelagert war, aufmerksam geworden und war von der ungewöhnlichen Darstellung unmittelbar fasziniert. Eine Erzählung Plutarchs illustrierend, zeigt es Soldaten der persischen Armee, die beim Versuch, sich aus einer Schlacht in die Stadt zurückzuziehen, auf ihre Frauen treffen. Die entgegenkommenden Frauen entblößen ihre Schöße und erschrecken die Männer mit den Worten “Wohin lauft ihr denn so schnell, ihr größten Feiglinge auf der ganzen Welt? Ihr hofft doch wohl nicht, auf eurer Flucht dorthin zurück zu kriechen, woher ihr einst gekrochen kamt?“ derart, dass diese zurück in die Schlacht ziehen und gewinnen.

Charakteristisch für Quaytmans Zugang ist, dass sie in ihrem Werk nicht einfach nur ihre Entdeckungen präsentiert, sondern den Prozess dieser Aktivität selbst in ihre Bildfindung einbezieht. Eine zentrale Rolle hierbei wird die Restaurierung des historischen Gemäldes, die sie in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum veranlasst hat, spielen.

(1) Plutarch, De Mulierum Virtutibus (Bravery of Women), in Moralia, vol. III (Loeb Classical Library, 1931), S. 493

Kuratorin: Annette Südbeck

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R.H. Quaytman folgt in ihrem künstlerischen Schaffen seit 2001 einem von ihr festgelegten System. Sie legt ihre Werkzyklen in Kapiteln, sogenannten „Chapters“ an, in denen sie sich mit thematischen und formalen Gesichtspunkten der Malerei auseinandersetzt. Quaytman setzt für jedes einzelne ihrer „Chapter“ zu intensiven Recherchen an, aus denen Werke mit einem komplexen Assoziationsgeflecht mit historischen und biographischen Bezügen entstehen. Für ihre Ausstellung in der Secession mit dem Titel An Evening. Chapter 32 nimmt sie das auf ihre Initiative jüngst restaurierte Gemälde Die persischen Frauen des Flamen Otto van Veen (1556–1629) als Ausgangspunkt. R.H. Quaytman ist in den Sammlungen vieler internationaler Museen wie MoMA, New York, Tate, London, und mumok, Wien vertreten. Ihre jüngsten Einzelausstellungen waren 2012 im Museum Abteiberg, Mönchengladbach, 2013 in der Renaissance Society in Chicago, 2015 im Tel Aviv Museum of Art und 2016 im MoCA, Los Angeles. 2017 nahm sie an der documenta14 in Kassel und Athen teil.
R.H. Quaytman lebt und arbeitet in New York.