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Playing the City – die Dritte. Wie in den beiden Jahren zuvor geht die Kunst auf die Straße! Mehr als 15 internationale Künstlerinnen und Künstler erobern vom 11. bis 25. August 2011 mit Aktionen, Performances und Installationen die Frankfurter Innenstadt. Im Mittelpunkt von Playing the City 3 steht erneut der öffentliche Raum als Ort für künstlerische Aktivitäten, die auf unterschiedliche Weise die Stadt und ihre Bewohner involvieren. Täglich werden neue partizipatorische Projekte von Künstlerinnen und Künstlern wie Tania Bruguera, Minerva Cuevas, Jacob Dahlgren, Tim Etchells, Christian Jankowski, San Keller, Kommando Agnes Richter, Levent Kunt, Eileen Perrier, Sans façon und Upper Bleistein stattfinden. In Form von politischen Kundgebungen, Demonstrationen oder eigens von Künstlern organisierten Märkten und Ständen wird die Diskussion über den kollektiven, freien und gestaltbaren Raum, seine Grenzen und nicht zuletzt die Partizipation seiner Bewohner fortgesetzt. Parallel zu den Aktionen in der Stadt wird in der Schirn ein Projektbüro als „Zentrale“ eingerichtet, in dem das Projektteam öffentlich seiner Arbeit nachgehen, die Website bespielen, Fragen zur Ausstellung beantworten sowie sämtliche Aktionen organisieren und dokumentieren wird. Auch über das Internet als digitale Erweiterung des öffentlichen Raums lässt sich Playing the City 3 verfolgen: Die für das Projekt entwickelte Website www.playingthecity.de versammelt aktuelle Videos, Text- und Bildmaterial, Ausstellungskalender und Weblog und wird durch die Einbindung in zahlreiche Social Media Networks über den Ort des Geschehens hinaus vernetzt. Sie ist damit Katalog, Ausstellungsforum und Diskussionsplattform in einem.

Im schnell wachsenden, global agierenden Kunstbetrieb nehmen die Bedeutung und die Vorteile einer auf Partizipation und aktiver Teilnahme basierenden künstlerischen Praxis weiterhin zu. Das Ausstellungsprojekt Playing the City 3 nimmt diese Tendenzen auf und denkt dabei wichtige Ansätze des 20. Jahrhunderts weiter. Wie schon in den Avantgarde-Zeiten von Dada und Fluxus behaupten Künstler eine Wende des Verhältnisses von Produktion und Rezeption, deren Grenzen zusehends verschwimmen. Die Rolle des Künstlers wandelt sich hin zum Produzenten, der den Betrachter in die Herstellung von Kunstwerken mit einbindet. Diese Kunstform, die unter dem englischen Begriff „Collaboration Art“ bekannt ist, gründet vor allem in zwischenmenschlichen Beziehungen. Modelle sozialer und politischer Veränderungen werden erprobt und vorangetrieben. Seit den 1990er-Jahren hat diese Vorstellung eines „social turn“ in der Kunst vielfältige Formen interaktiver, kooperativer und interdisziplinärer Verfahren hervorgebracht, deren Bandbreite Playing the City 3 erahnen lässt.

Das Interesse von Künstlern und Kuratoren zielt auf ortspezifische Projekte, die sich in einem zeitlich und räumlich begrenzten Rahmen bewegen. Dies führt zu einer Neubestimmung des Ortes als Situation oder als Verdichtung unterschiedlicher, aber zusammenhängender Prozesse sozialer, wirtschaftlicher, kultureller und politischer Art. Die als „relationale Kunst“ bezeichneten Arbeiten erscheinen als eine Zwischenstation, ein Ort, an dem man sich umsieht, sich unterhält und anschließend weiterzieht.

Die Werke des Ausstellungsprojekts Playing the City zeigen ein breites und aktuelles Spektrum dessen, was heute als Kunst im öffentlichen Raum verstanden werden kann: Die Performance Demonstration, 16th of August 2011, Frankfurt des schwedischen Künstlers Jacob Dahlgren verändert das gängige Verständnis und Bild von Demonstrationen. Statt politischer Transparente und Aufrufe tragen die Teilnehmer bei seiner Aktion abstrakte selbstgemalte Werke, die denen des schwedischen Künstlers der Moderne Olle Bærtling (1911–1981) nachempfunden sind. Das damit entstehende „lebende Bild“ wird Passanten sicherlich verwundern, überraschen oder zum Mitmachen begeistern. Auch die kubanische Performance- und Installationskünstlerin Tania Bruguera verwendet für ihr Projekt ein politisches Format. Sie bringt für Playing the City 3 ihr Langzeitprojekt Immigrant Movement International erstmals von Queens, New York, nach Europa, um gemeinsam mit lokalen Gruppen und Vereinen in Form einer Kundgebung auf dem Römer für eine neue Gesellschaft zu werben. Im Rahmen eines geheimen „Guerillageschehens“ bestrickt die Münchner Guerilla-Knitting-Gruppe Kommando Agnes Richter nach einem offenen Strickworkshop im Frankfurter Museum für Kommunikation gemeinsam mit den Workshopteilnehmern einen besonderen Ort in der Innenstadt. Mit einem Markt der Freiwilligen ermöglicht der Schweizer Künstler San Keller eine Begegnung mit freiwilligen, unbezahlten Standbetreuern, die mit dem freien Willen handeln und der Kundschaft Freiwilligkeit verkaufen. Auf dem bekannten Frankfurter Schillermarkt stoßen Passanten auf die Fotografin Eileen Perrier, die mit ihrem Fotostudio, das an die klassischen Studios des 19. und frühen 20. Jahrhunderts angelehnt ist, zu einer besonderen Art der Porträtsitzung samt historischer Kopfstütze einlädt. Dass sich Menschen in Frankfurt während der Laufzeit von Playing the City 3 unerwartet anders verhalten, mag daran liegen, dass sie den Anweisungen des britischen Künstlers Tim Etchells folgen. Bei seiner neuen Arbeit mit dem Titel Ways Out handelt es sich um eine Postkartenserie mit zwanzig Instruktionen, die spielerisch dazu aufordern, das gewohnte Verhalten zu verändern. Ebenso verwundern wird ein Eiswagen, an dem es Eissorten in den Geschmacksrichtungen Body, Archive, Spectacle und Memory geben wird. Im Auftrag von Tim Etchells hat der italienische Eismacher Osvaldo Castellari nach einem Gespräch mit dem Kunstkritiker und Kurator Robert Pinto diese vier zentralen Begriffe des zeitgenössischen Kunstdiskurses in unterschiedliche Geschmacksrichtungen übersetzt.

Dieses außergewöhnliche Eis kann schon vorab im Rahmen der Eröffnung von Playing the City 3 in der Schirn Kunsthalle am 11. August 2011 ab 19 Uhr probiert werden. Der Film zum Eis, der das Gespräch zwischen Eismacher und Kritiker dokumentiert, wird als erster Beitrag in der Zentrale zu sehen sein. Auch die Künstlerinnengruppe Upper Bleistein lädt Besucher bereits am Eröffnungsabend ein, ihre Arbeit Die drei Croissantfabrikanten aus Upper Bleistein zeigen, was sie gebaut haben zu aktivieren. Die aus Mainz stammenden Künstlerinnen verwandeln den sogenannten Tisch im Außenbereich der Schirn Kunsthalle in ein Haus samt Gewächshaus auf dem Dach. Das Gebäude überrascht mit einer überbordenden und absurden Funktionstüchtigkeit, die von Eröffnungsgästen und Passanten angetrieben werden kann.

Alle Aktionen von Playing the City 3 werden filmisch dokumentiert und im Netz ihre Spuren hinterlassen. Abschließend wird eine DVD produziert, die alle Arbeiten wiedergibt.

WEBSITE, KATALOG, AKTUELLE TERMINE UND BLOG: www.playingthecity.de ORT: SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, D-60311 Frankfurt und Innenstadt Frankfurt. DAUER: 11.–25. August 2011. VERANSTALTUNGSTERMINE: projektabhängig. ÖFFNUNGSZEITEN ZENTRALE: Di, Fr–So 10–19 Uhr, Mi und Do 10–22 Uhr. INFORMATION: www.schirn.de und www.playingthecity.de, E-Mail: welcome@schirn.de, Telefon: (+49-69)29 98 82-0, Fax: (+49-69) 29 98 82-240. EINTRITT: frei. ÖFFENTLICHE FÜHRUNG: Dienstag, 16. August 2011, 16 Uhr, Treffpunkt: Playing-the-City-Zentrale. KURATOR: Matthias Ulrich (Schirn). ASSISTENTIN: Clara Wörsdörfer. MEDIENPARTNER: Frankfurter Rundschau, Prinz, Rhein-Main-TV, Samsung. KULTURPARTNER: hr2. ONLINE-MAGAZIN: www.schirn-magazin.de

KÜNSTLER UND AKTIONEN

Upper Bleistein Laura Eschweiler (1983), Judith Leinen (1985), Lisa Vogel (*1984), leben und arbeiten in Mainz, Deutschland

Die drei Croissantfabrikanten aus Upper Bleistein zeigen, was sie gebaut haben (2011) Die Künstlerinnengruppe Upper Bleistein gestaltet aufwendige selbstgezimmerte temporäre Skulpturen und Installationen, die mit einem mitunter kuriosen Eigenleben zur Interaktion auffordern. Für Playing the City 3 betätigen sich die drei Croissantfabrikanten aus Upper Bleistein als eigenwillige Stadtplanerinnen und verwandeln den Tisch der Schirn Kunsthalle in ein Haus: Auf dem Dach wird ein Gewächshaus für heranwachsende Pflanzen installiert, dessen Luftzufuhr mittels einer beweglichen Hauswand und eines riesigen Blasebalgs funktioniert. Das Bauwerk wartet und unterhält sich selbst, doch der hausinterne Stoffwechsel kann als rätselhafter Kreislauf von Besuchern in Gang gesetzt werden.

11.–25. August 2011, Außenbereich, Schirn Kunsthalle Frankfurt

Levent Kunt *1978 in Ankara, Türkei Lebt und arbeitet in Frankfurt, Deutschland

Plakatwand (2011) Viel Platz für alles – und für alle: Für die gesamte Dauer von Playing the City 3 stellt Levent Kunt eine weiße Plakatwand von 12 Meter Länge und über 3 Meter Höhe in der Frankfurter Innenstadt auf. Eine Skulptur, die den Ort begrenzt, ihn strukturiert und eine körperliche Begegnung mit den Passanten bewirkt. Das gewöhnliche Material von Kunts Wand – Holzpanele und Verstärkungen aus Metall und Beton – erinnert aber auch an temporäre Aufsteller vor politischen Wahlen oder an Bauzäune.

12.–25. August 2011, Rathenauplatz, Frankfurt

Tania Bruguera *1968 in Havanna, Kuba Lebt und arbeitet u. a. in Havanna, Kuba, und New York, USA

Immigrant Movement International (2011-2016) Die kubanische Performance- und Installationskünstlerin Tania Bruguera untersucht in ihren Arbeiten Strukturen von politischer Kontrolle, Ideologie und Macht. Für Playing the City 3 wandert ihr Projekt Immigrant Movement International erstmals von Queens, New York, nach Europa. Brugueras Langzeitprojekt macht den Versuch, den Immigranten als einzigartigen „global citizen“ in einer Welt jenseits nationaler Grenzen zu definieren. Ganz im Sinn der „arte útil“ (Useful Art), ein Begriff, der von ihr geprägt wurde: Danach soll Kunst in drängende soziale, politische und wissenschaftliche Kontroversen eingreifen und im alltäglichen politischen Leben Anwendung finden. Bruguera ruft jeden auf, zu ihrer Kundgebung auf dem Römer zu kommen, wo sie eine politische Rede halten wird.

13. August 2011, ab 13 Uhr, Kundgebung Immigrant Movement International, Römer, Frankfurt

Aktionstag Migration auf dem Römer, 13. August 2011, 11–15 Uhr Am Thema Interessierte sowie Vereine, Gruppen und Organisationen, die sich mit Migration beschäftigen, sind herzlich eingeladen, zur Kundgebung zu kommen. Wer Interesse daran hat, das Projekt zu unterstützen und über eigene Projekte zu informieren, kann mit der Schirn Kunsthalle Kontakt aufnehmen. Ansprechpartner: Clara Wörsdörfer, E-Mail: exhibition@schirn.de.

Tim Etchells *1962 in Sheffield, Großbritannien Lebt und arbeitet in Sheffield, Großbritannien, und New York City, USA

Art Flavours (2008) Wie schmecken Eissorten mit den Geschmacksrichtungen Body, Archive, Spectacle und Memory? Der britische Künstler, Autor, Performer und künstlerische Leiter der Performance Gruppe Forced Entertainment Tim Etchells forderte für sein Projekt Art Flavours (2008) den italienischen Konditor Osvaldo Castellari auf, vier Begriffe des zeitgenössischen Kunstdiskurses in passende Eissorten zu übersetzen. Dazu ließ er den Eismacher ein Gespräch mit dem Kunstkritiker und Kurator Robert Pinto führen, woraufhin die vier lukullischen Interpretationen entstanden. Ein Film, der dieses Gespräch dokumentiert, ist während der gesamten Laufzeit von Playing the City 3 in der Zentrale zu sehen.

11. August 2011: Eröffnung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt 14. August 2011: Der Eiswagen mit den Art Flavours tourt durch die Frankfurter Innenstadt. Genaue Orte werden über das Blog bekannt gegeben.

Ways Out (2011) Für Playing the City 3 entwickelt Tim Etchells eine neue Arbeit mit dem Titel Ways Out. Dabei handelt es sich um eine Postkartenserie mit zwanzig Instruktionen, die bestimmte Verhaltensweisen im öffentlichen Raum vorschlagen und spielerisch dazu aufordern, das gewohnte Verhalten zu verändern. Etchells’ Arbeit beschäftigt sich damit, wie man eine Stadt erkundet und sich in ihr bewegt.Ways Out schlägt Fluchtwege vor, bietet Auswege an und fordert dazu auf, ausgetretene Pfade zu verlassen. Die Karten können während der gesamten Dauer des Projekts in der Schirn-Zentrale mitgenommen werden.

12.–25. August 2011, Playing-the-City-Zentrale, Schirn Kunsthalle Frankfurt

Minerva Cuevas *1975 in Mexiko City, Mexiko Lebt und arbeitet in Mexiko City, Mexiko

„Mejor Vida Corporation“-Straßenkiosk (2011) Seit 1998 vertreibt die mexikanische Künstlerin Minerva Cuevas Produkte für ein besseres Leben über ihre Firma „Mejor Vida Corporation“ (Better Life Corporation). Sie handelt an der Grenze des Illegalen mit Produkten wie Barcode-Aufklebern, die einen kostengünstigeren Einkauf ermöglichen, oder internationalen Studentenausweisen, die eine Vergünstigung des Eintritts in Kultureinrichtungen bewirken. Die Produkte bietet Cuevas auf ihrer Website kostenlos an. Neben zahlreichen Ausstellungen in Galerien, mit denen sie ihre Produkte bewirbt, bewegt sich ihre Arbeit vor allem im öffentlichen Raum. Für Playing the City 3 wird in Frankfurt ein mobiler „Mejor Vida Corporation“-Straßenkiosk eingerichtet.

15.–17. August 2011, Tour mit dem mobilen Straßenkiosk, Innenstadt, Frankfurt

Jacob Dahlgren *1970 in Stockholm, Schweden Lebt und arbeitet in Stockholm, Schweden

Demonstration, 16th of August 2011, Frankfurt (2011) Unter Verwendung von Alltagsgegenständen wie Dartscheiben, Plastikbechern oder gestreiften T-Shirts gestaltet der schwedische Künstler Jacob Dahlgren geometrische Muster, Skulpturen, Installationen und Performances. Im Rahmen von Playing the City 3 realisiert Jacob Dahlgren das Projekt Demonstration, 16th of August 2011, Frankfurt. Bei dieser Performance tragen die Teilnehmer statt politischer Transparente selbstgemalte Bilder – nachempfunden den Werken des schwedischen Künstlers der Moderne Olle Bærtling (1911–1981). So entsteht ein „lebendes Bild“, das mit der Beziehung zwischen Kunst und politischer Kultur spielt, an die kollektive Geschichte moderner Ideen erinnert und dazu inspiriert, selbst an der Gestaltung der Stadtlandschaft teilzunehmen.

Demonstration: Dienstag, 16. August 2011, ab 17 Uhr am Opernplatz, Alte Oper, Dauer: ca. 1 Stunde. Die Teilnahme ist ohne vorherige Anmeldung möglich. Die Route wird auf www.playingthecity.de veröffentlicht.

Plakatmalworkshops mit dem Künstler Jacob Dahlgren (Schirn Kunsthalle Frankfurt, Zentrale): Samstag, 13. August 2011: 16–19 Uhr Sonntag, 14. August 2011: 11–14 Uhr Montag, 15. August 2011: 15–18 Uhr Für die Teilnahme an einem der Workshops ist eine Anmeldung erforderlich (die Anzahl der Plätze ist begrenzt); Anmeldung unter fuehrungen@schirn.de, Tel. 069 29 98 82-112.

Christian Jankowski *1968 in Göttingen, Deutschland Lebt und arbeitet in Berlin und Hamburg, Deutschland und in New York, USA

Die Benennung von Straßen spiegelt immer auch den Trend einer bestimmten Epoche. Im Mittelalter beispielsweise wurden viele Straßen nach Handwerkszünften benannt, während heute vielfach Frauennamen zum Einsatz kommen. Lexika von Straßennamen gleichen umfassenden und stetig wachsenden Archiven eines historischen kulturellen Kanons, der hin und wieder auch Umbenennungen zum Opfer fällt. Christian Jankowski wird einen minimalen Eingriff in dem System vornehmen und die Namen zweier Frankfurter Straßen gegeneinander austauschen lassen. Es handelt sich um die teuerste und die billigste Straße. Mit dieser Intervention lenkt Jankowski den Blick auf die wirtschaftliche Topographie einer Stadt, auf das Verhältnis von Zentrum und Peripherie sowie auf das System der Identifikation und Ordnung von Gebäuden und ihren Bewohnern.

17. August 2011, Innenstadt, Frankfurt

Silke Eva Kästner *1971 in Bühl/Baden, Deutschland

Cusec 4 (2011) Für die Arbeit Cusec 4 werden Stadtraum und Atelier vertauscht. Es sind nun die Straßen, Gehsteige, Plätze und Winkel des öffentlichen Raums, auf und in denen die Künstlerin mit Farbkombinationen und Farbanordnungen experimentiert. Die Straße wird zum Ort, an dem gleichzeitig etwas produziert und hergezeigt wird. Kästner bewegt sich mit einem Wagen mit Malutensilien durch das Frankfurter Bahnhofsviertel und bittet Menschen vor Ort, Papier mit einer Farbe ihrer Wahl zu bestreichen. Dieses mobile und von der individuellen Farbwahl der Passanten abhängige Material hinterlegt, tapeziert und drapiert die Künstlerin in einem bestimmten Rhythmus an verschiedenen Orten der Innenstadt. So sammeln sich die Farben nach und nach im Stadtraum an und werden als temporäre Rauminstallation sichtbar. Kästner übernimmt die Rolle einer Art Dirigentin, die das künstlerische Material zunächst zusammenträgt und die vorhandenen Farbfelder dann koordiniert und komponiert.

Voraussichtlich 18.–19. August 2011, Bahnhofsviertel, Frankfurt

Kommando Agnes Richter Stephanie Müller und Klaus Erich Dietl, leben und arbeiten in München, Deutschland

Die Künstler Stephanie Müller und Klaus Erich Dietl sind Teil der Guerrilla-Knitting-Gruppe Kommando Agnes Richter, die nach einer Patientin der Psychiatrie des 19. Jahrhunderts benannt ist, die ihre Anstaltsjacke von oben bis unten bestickte. Guerrilla-Knitting folgt der Tradition der Graffiti als Interventionen im öffentlichen Raum. Die gestrickten Hinterlassenschaften sind Störung und Kommunikationsspur zugleich. Müller und Dietl haben eine spezielle Stricktechnik perfektioniert, die ohne Nadel auskommt und mit der auch große Flächen im Stadtraum umstrickt werden können. Unter ihrer Anleitung werden in einem offenen Workshop Stricktechniken ausgetauscht und geübt. Zum Abschluss wird ein besonderer Ort in der Frankfurter Innenstadt gemeinsam bestrickt.

In Kooperation mit der „Do It Yourself“-Ausstellung des Museums für Kommunikation Frankfurt

22.–24. August 2011: offener Strickworkshop im Museum für Kommunikation, offen jeweils 12–18 Uhr, Forum jeweils um 16 Uhr; keine Anmeldung erforderlich 25. August 2011: öffentliche Strickaktion mit Kommando Agnes Richter, Innenstadt, Frankfurt

Eileen Perrier *1974 in London, Großbritannien Lebt und arbeitet in London, Großbritannien

Schillermarkt Street Studio (2011) Die Fotografin Eileen Perrier ist in London geboren und hat ghanaische und dominikanische Wurzeln. Dieser kulturelle Hintergrund lässt sie Themen wie kulturelle Identität, Vielfalt und Verortung hinterfragen. Sie wird für einen Tag ein kleines mobiles Fotostudio auf einem der Frankfurter Märkte einrichten. Dort bittet sie Anwohner, Markthändler, Kunden und Passanten zur Porträtsitzung. In Anlehnung an die klassischen Fotostudios des 19. und frühen 20. Jahrhunderts benutzt sie eine Großformatkamera und eine historische Kopfstütze, damit das Modell seine Position halten kann. Für die Künstlerin entsteht dabei immer nicht nur ein Porträt der Menschen, sondern auch des speziellen Ortes und des sozialen Kontexts. Alle entstandenen Fotografien werden bis zum Ende der Ausstellung in der Zentrale der Schirn Kunsthalle zu sehen sein. Wer Modell sitzt, kann eine Kopie seines Porträts mit nach Hause nehmen.

19. August 2011, Schillermarkt, Frankfurt

Sans façon Charles Blanc (1974) und Tristan Surtees (1977), leben und arbeiten in Glasgow, Großbritannien

Limelight: Saturday Night (2011) Für das Projekt Limelight: Saturday Night werden zwei Theaterscheinwerfer an gängige Straßenlaternen montiert werden – mit Einbruch der Dunkelheit bieten die so entstehenden Lichtkreise eine Bühne für die Passanten und Bewohner der Stadt. Subtil führt die Künstlergruppe Sans façon das klassische Theaterinventar in den öffentlichen Raum ein, indem sie es geradezu parasitär in die gängige Straßenbeleuchtung einklinken lässt. Durch diesen Eingriff in die normalerweise kaum besonders wahrgenommene Straßenbeleuchtung wird aus dem Gehweg eine Bühne, die beiläufige Handlungen der Passanten in kleine Performances verwandelt oder als Plattform für spontane Einlagen genutzt werden kann. Limelight: Saturday Night ist eine Einladung an die Menschen, den öffentlichen Raum selbst zu bespielen. Jeder Passant kann an diesem Samstagabend für kurze Zeit ins Rampenlicht treten oder spontan Teil des Publikums werden. Das Projekt versteht sich als Hommage an das latente Potenzial des öffentlichen Raums als Ort der Kreativität und Interaktion. Bleiben die Kreise der Spotlights leer, kann das als verheißungsvolles Zeichen der Vielfalt des Möglichen gelesen werden.

20. August 2011, Innenstadt, Frankfurt

White Dinner Nach dem Vorbild des französischen „Dîner en blanc“, das in Paris seit über 20 Jahren zelebriert wird und mittlerweile über 7000 Menschen auf die Straßen lockt, inszeniert das Team von Playing the City 3 ein „White Dinner“ in Frankfurt. Weiß gekleidete Menschen ergreifen Besitz von einem Platz oder einer Straße im öffentlichen Raum, um auf weißen Stühlen an weißen Tischen Platz zu nehmen und zu speisen. Tische und Stühle sowie Speis und Trank werden von den Teilnehmern mitgebracht und lassen ein geselliges Gesamtkunstwerk entstehen – Erkennungszeichen: Weiß.

21. August 2011, Innenstadt, Frankfurt

San Keller *1971 in Bern, Schweiz Lebt und arbeitet in Zürich, Schweiz

Markt der Freiwilligen (2011) Der Schweizer Aktions- und Konzeptkünstler San Keller organisiert im Rahmen von Playing the City 3 in der Frankfurter Innenstadt einen Markt der Freiwilligen. Auf diesem Markt stehen zwar die bekannten Frankfurter Markstände, aber es werden keine Waren verkauft. Stattdessen begegnen die Passanten freiwilligen, unbezahlten Standbetreuern, die mit dem freien Willen handeln und der Kundschaft Freiwilligkeit verkaufen. Keller thematisiert mit dieser Arbeit die Idee der Freiwilligkeit und ihre Funktion innerhalb der Gesellschaft. Der Markt mitten in der Frankfurter Innenstadt bietet eine besondere Plattform für den freien Austausch von Gedanken und für Gespräche.

22. August 2011, 8–18 Uhr, Liebfrauenberg, Frankfurt Anmeldung als freiwilliger Standverkäufer bei Clara Wörsdörfer, E-Mail: exhibition@schirn.de

Il-Jin Atem Choi (in Kooperation mit Becker Schmitz und Holger Kurt Jäger) *1981 in Moers, Deutschland Lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, Deutschland

Playing Them Trees (2011) Beton ist das bevorzugte Material für die illegale Anbringung von Graffitikunst. Mit politischen und ästhetischen Zeichen meldet sich zumeist eine Jugendkultur zu Wort, die sich mit einer eigenen Sprache gegen das Establishment wendet. Die Künstlergruppe um den Frankfurter Il-Jin Atem Choi arbeitet in städtischen Grünanlagen und Parks, die ebenso als Teil des urbanen Lebens wie als dessen kontemplative Gegenspieler zu verstehen sind. Zum Einsatz kommen durchsichtige Stretchfolie und Sprühfarbe. Die Motive – lustige, comicartige Figuren – verwandeln Bäume in menschliche Wesen oder verleihen ihnen menschliche Züge. Das Projekt richtet sich vor allem an Kinder und findet in Form eines Workshops gemeinsam mit den drei Künstlern statt.

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Playing the City 3

Künstler: Tania Bruguera, Minerva Cuevas, Jacob Dahlgren, Tim Etchells, Christian Jankowski, San Keller, Kommando Agnes Richter , Levent Kunt, Eileen Perrier, Sans façon , Upper Bleistein  ...