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Die Ausstellung PLAY ADMONT im Benediktinerstift Admont stellt den Betrachter ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit und fordert seinen Gestaltungswillen als Erforscher, Spielpartner und Entdecker heraus. Durch die aktive Teilhabe, die Interaktion mit den künstlerischen Arbeiten und mit anderen Handelnden wird das Aktionsfeld einer erweiterten, sozialen Skulptur betreten und ein benutzerorientierter Kontext eröffnet, der unter Einbeziehung digitaler Technologien eine Vielfalt an Betätigungsfeldern und Ausdrucksformen bereitstellt: Choreographische Objekte, ortsspezifische Hörstationen, situative Rauminstallationen, interaktive Maschinen, performative Handlungsanweisungen, ephemere Versuchsanordnungen und wachsende Archive beziehen den Besucher in den Kunstprozess ein – erst durch die komplementären Elemente von Interaktion und Partizipation entfalten die gezeigten Werke ihr gesamtes Potential.

Das Benediktinerstift Admont, das auf eine lange Sammlungstradition im Bereich der Naturkunde und der Kunstgeschichte zurückblickt, hat mit Eröffnung seines Museums für Gegenwartskunst im Jahr 2003 seine Aktivitäten im Hinblick auf die zukünftige Mitgestaltung und Reflektion zeitgenössischer Kunst ausgeweitet. Der kuratorische Schwerpunkt der Sammlung lag bislang weitgehend auf der österreichischen Gegenwartskunst und der gezielten Förderung der künstlerischen Produktion durch die hauseigene Reihe MADE FOR ADMONT. Eine Besonderheit dieser seit dem Jahr 2000 bestehenden und kontinuierlich weiterentwickelten Produktionsreihe sind die grundsätzlich für blinde Menschen konzipierten Kunstwerke.

PLAY ADMONT erweitert nunmehr die Perspektive auf die Gegenwartskunst durch internationale und virulente künstlerische Positionen im Bereich des Interaktiven und Partizipativen, deren temporärer und verspielter Charakter die Fragilität des Moments, das Veränderbare und Wechselhafte thematisieren. PLAY ADMONT ist darüber hinaus im Kontext der Sammlung, der weltgrößten Klosterbibliothek und aller stiftischen Kunstabteilungen konzipiert als Parcours, der Durchlässigkeit und Veränderung als zentrale Bestandteile von aktiver Zeitgenossenschaft und Gemeinschaftsbildung in den Vordergrund stellt und die Ordnungssysteme vergangener Zeugnisse und Zeiten im beweglichen Zugang mit den aktuellen Arbeiten konfrontiert.

Die Fragilität, Brüchigkeit und Instabilität der Zeit sind Themen, die der deutsche Filmemacher und Autor Alexander Kluge in Chronik der Gefühle als „Unheimlichkeit der Zeit“ beschrieb und das vergangene 20. Jahrhundert selbst als „... eine gesellschaftliche Situation, in der das kollektive Lebensprogramm von Menschen schneller zerfällt, als die Menschen neue Lebensprogramme produzieren können. Sinnentzug. Hunger nach Sinn.“ (...) „Das natürliche Gefäß, in dem wir unsere Erfahrungen machen, heißt ‚Lebensläufe‘. Das Gefäß ist zerbrechlich.“

Alexander Kluges Antwort auf dieses soziale Dilemma, das sein Nachdenken über Kunst und Geschichte bis heute prägt, ist sein Bekenntnis zum Prozessualen und Temporären als produktive und konstruktive Eigenschaften zur Bildung von lebendigen Archiven und zur Ausformulierung von differenzierten Geographien im Inneren der Menschen. – Eine Haltung, die von jedem einfordert, das Denken nicht abzugeben, sondern beweglich und geistesgegenwärtig zu bleiben und sich im Akt der Mitgestaltung und Einmischung, der Selbst- und Mitbestimmung zu vergegenwärtigen.

PLAY ADMONT versammelt 24 Künstler sowie künstlerische Teams und zeigt 24 Arbeiten, die die Aufforderung zur Einmischung und zum Spiel wörtlich nehmen. Einige der Exponate wurden für MADE FOR ADMONT konzipiert, viele andere speziell für den Ausstellungskontext eingeladen bzw. eigens für den gewählten Ort produziert.

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Play Admont
Spielerische Zugänge zu internationaler Gegenwartskunst
eine Ausstellung im Rahmen der Regionale10 im steirischen Ennstal
Kuratoren: Michael Braunsteiner, Christine Peters

Künstler: Thomas Baumann, Johannes Deutsch, Julius Deutschbauer, Tim Etchells, William Forsythe, Peter Hanappe & Armin Linke, reactable  (Marcos Alonso, Günter Geiger, Sergi Jorda, Martin Kaltenbrunner), Hubert Machnik, Hans Pollhammer, Werner Reiterer, robotlab  (Matthias Gommel, Martina Haitz, Jan Zappe), Constanze Ruhm, Richard Siegal / The Bakery , Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, Martin Walde, Hans Winkler, Erwin Wurm