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Der 1905 in Paris geborene Philosoph, Schriftsteller, Übersetzer und bildende Künstler Pierre Klossowski begann erst im Alter von 67 Jahren mit Farbstiften zu zeichnen. Hierbei eignet sich Klossowski die Bilder und Mythen aus der Geschichte der Malerei an. Diese verpflanzt er in eine moderne, von Alltagsgegenständen besetzte Umgebung und versetzt sie damit in die eigene Welt und Zeit.

Trotz der erotisch aufgeladenen Darstellungen wird der Betrachter nicht zum Voyeur, wie es z. B. vor den großen Holzskulpturen von Jeff Koons der Fall ist, die ihn beim Sex mit Cicciolina zeigen - diese sind übrigens zur gleichen Zeit entstanden wie die Skulpturen Klossowskis. Ganz im Gegenteil: Der Betrachter wird in das Werk hineingezogen, bis er, mit den eigenen Worten Klossowskis, „sich innerhalb eines Bereichs seines Selbst im Bilde erkennt“.

Auch wenn Klossowski mit den lebensgroßen Figuren in seinen Zeichnungen den Betrachter gleichsam verführt, verleiht er diesen Figuren durch den zarten Bleistiftauftrag eine solch diaphane Erscheinung, dass sie sich fast aufzulösen und ihre Gegenwärtigkeit zu verlieren scheinen. Daher zeigt sich die dem Werk innewohnende Erotik nicht in der Darstellung des Körpers, sondern vielmehr in den versteckten Blicken und den zweideutigen Gesten, d.h. in der zwischen den Figuren zu spürenden knisternden Spannung.

Seine großformatigen Zeichnungen stellte Klossowski, ermutigt durch Freunde wie Alberto Giacometti und André Masson zum ersten Mal 1955 in Paris im Atelier seines Bruders Balthus aus. Die erste öffentliche Ausstellung seiner Zeichnungen fand 1967 in Paris statt; es folgten weitere weltweit, u.a. Retrospektiven in Bern (1981), Nizza (1982), Marseille und Madrid (1991), sowie Wien (1995) und Ausstellungsbeteiligungen an der documenta VII, Kassel, 1982, und Bilderstreit, Museum Ludwig/Kölner Messe, 1989.

Die Ausstellung im Museum Ludwig, die in der Whitechapel Art Gallery, London ihren Ursprung nahm und weiter zum Centre Georges Pompidou, Paris wandern wird, beinhaltet rund vierzig, meist großformatige Zeichnungen und drei Skulpturen.

Begleitet wird sie von einer informativen Publikation (aus dem Verlag Hatje Cantz) mit Beiträgen von Alyce Mahon, Catherine Millet, Sarah Wilson, Anthony Spira über das Werk Klossowskis, Texten vom Künstler selber und der ersten ausführlichen, reich illustrierten Biografie von Kathleen Brunner.

Im Sommer 2007 (18.8. – 4.11.) zeigt das Museum Ludwig die erste Balthus-Ausstellung in Deutschland. Hierdurch entsteht innerhalb eines kurzen Zeitraums ein noch nie da gewesener Überblick über das außergewöhnliche, selten gezeigte Werk des beispiellosen Bruderpaars Klossowski – Balthus.

Pressetext

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Pierre Klossowski

Stationen:
20.09.06 - 19.11.06 Whitechapel Art Gallery, London
22.12.06 - 18.03.07 Museum Ludwig Köln
04.04.07 - 04.06.07 Centre Pompidou, Paris