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Manifestations ist Philippe Parrenos achte Einzelausstellung mit der Galerie. Die Ausstellung zeigt neue Werke in verschiedenen Medien: einen granularen Soundtrack, einen CGI-Film, atmosphärische Sensoren, ein robotisches System und Computercodes sowie Eis und Wasser.

Die Ausstellung vereint „Dinge“, die a priori nichts miteinander zu tun haben. Diese Dinge werden durch Wiederholungen, Synchronitäten, Zeichen oder Besonderheiten zusammengeführt.

Philippe Parreno kreiert Ereignisse, um auf unvollendete Existenzen und Zustände einzugehen, die dabei verstärkt und realer gemacht werden. Der französische Philosoph Etienne Souriau (1892-1979) verwendet den Begriff L’instauration, um diesen Prozess zu beschreiben. L’instauration bleibt immer unbestimmt und ungewiss. Unabhängig davon, ob es sich um einen Klang, ein Objekt, eine Situation oder eine Landschaft handelt, ermöglichen „Manifestationen“ von Dingen ihr „volles, wirkliches Strahlen" in ständig wiederkehrenden Szenen zu erreichen, da ihnen ihre Endgültigkeit fehlt. Sie alle äußern sich in einem Wechselspiel von An- und Abwesenheit, Erscheinen und Verschwinden, von Schwingungen, Fragmenten, flüchtigen Eindrücken und Unterbrechungen. Dem französischen Philosophen Bruno Latour zufolge verweisen diese auf das Okkulte.

Philippe Parreno verwandelt seine Ausstellung in ein sympoïetisches System und somit in eine Ausstellung, die kollektiv aus der Zusammenstellung von Objekten heraus entsteht. Alle Elemente der Ausstellung sind so konzipiert, dass sie miteinander verbunden sind. Sie können sich gegenseitig betrachten und wahrnehmen. Diese Ansammlung von Objekten stellt einen Automaten dar, der sich auf unvorhersehbare Weise entwickelt. Diese Gamelan-ähnliche Ausstellung ist kein Orchester, das sich aus verschiedenen Instrumenten zusammensetzt. Sie ist vielmehr ein Instrument, welches aus verschiedenen Objekten besteht.

Eine in der Mitte des Raumes positionierte Marquee „sieht“ das, was sie umgibt und sie „sieht“ sich selbst in einem Spiegel. Wie die von Stéphane Mallarmé erfundenen Geschöpfe – die Ptyx – existiert dieses Objekt nur, weil es gut klingt. Mallarmé beschreibt die Ptyx als „Aboli bibelot d'inanité sonore" – ein „abgeschafftes Kleinod der klanglichen Leere".

Der neue Film The Owl in Daylight ist eine CGI-Sequenzaufnahme einer Landschaft. Es ist ein Animationsfilm, in dem nichts passiert, sondern nur die Zeit verstreicht. Im Ausstellungsraum platzierte atmosphärische Sensoren erzeugen Lichtveränderungen im Bild selbst. Die die getische Realität des Films zögert, stottert und stabilisiert sich zu bestimmten Augenblicken im Verlauf der Sequenz.

Ein weiteres Werk der Ausstellung ist Iceman in Reality Park (1995-2019), eine „Manifestation“, die ursprünglich für die Gruppenausstellung Ripple Across the Water in Tokio im Jahr 1995 geschaffen wurde. Sie kehrt nun, 25 Jahre später, zurück. Die Eisskulptur eines Schneemanns wird auf einem Sockel gezeigt und schmilzt innerhalb weniger Tage. Zurück bleiben nur die Steine, die zuvor in das Eis eingebettet waren. Das Geräusch von tropfendem Wasser wird verstärkt und hallt durch den Ausstellungsraum. Der Kreislauf des schmelzenden Eises bestimmt und vervollständigt die Serie von Manifestationen am 17. Oktober 2020.

„Zu verstehen, dass Rätsel nur wenig mit Mysterien gemein haben ist die Voraussetzung… während Rätsel stets auf eine Enthüllung warten, verlangen sie nicht danach aufgeklärt zu werden. Sie verlangen vielmehr nach einer gewissen Form von Aufmerksamkeit, einer flüchtigen Aufmerksamkeit.” – Philippe Parreno

Philippe Parreno studierte an der École des Beaux-Arts in Grenoble und am Institut des hautes études en arts plastiques am Pariser Palais de Tokyo. Parreno lebt und arbeitet in Paris.

Parreno hat an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen. Zu seinen institutionellen Einzelausstellungen gehören: A Manifestation of Objects, WATARI-UM, Tokio (2019-20); Elsewhen, Espace Louis Vuitton Venezia, Venedig (2019); Philippe Parreno, Gropius Bau, Berlin (2018); Two Automatons for One Duet, The Art Institute, Chicago (2018); La Levadura y El Anfitrión, Museo Jumex, Mexiko-Stadt (2017); Synchronicity, Rockbund Art Museum, Shanghai (2017); A Time Coloured Space, The Serralves Museum of Contemporary Art, Porto (2017); Thenabouts, ACMI – Australian Centre for the Moving Image, Melbourne (2016-17); Anywhen, Hyundai Commission 2016, Turbine Hall, Tate Modern, London (2016-17); H {N)Y P N(Y} OSIS, Park Avenue Armory, New York (2015); Hypothesis, Pirelli HangarBicocca, Mailand (2015); How Can We Tell the Dancers from the Dance, Schinkel Pavillon, Berlin (2014); Anywhere, Anywhere Out of The World, Palais de Tokyo, Paris (2013); Philippe Parreno, Fondation Beyeler, Riehen/Basel (2012), and Philippe Parreno, Serpentine Gallery, London (2010).

Die Präsentation von The Owl in Daylight wurde mit der Unterstützung von Samsung Electronics ermöglicht.