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Drücken, verzerren, verbiegen, pressen: Die Arbeiten des Berliner Künstlers Philip Wiegard sind ebenso subtil wie brachial. Häufig entstehen seine Wandreliefs und Installationen aus Material, das in Sanierungsobjekten und auf Baustellen gesammelt wurde - aus alten Kinosesseln, Klappstühlen, Barhockern, Tresen, oder Bodenplatten. Durch die Dekonstruktion büßt das zerlegte, zersägte und neu zusammen gesetzte Mobiliar auch an Dreidimensionalität ein. Die zentralperspektivische Verkürzung als illusionistisches Hilfsmittel aus der Malerei wird von Wiegard 1:1 auf die Bildhauerei übertragen, und ad absurdum geführt. Um die Hälfte ihres ursprünglichen Volumens reduziert, erscheint seine "Bar³ (2004) ihrer Funktionalität und Materialität beraubt, als perspektivisch verkürztes Relief, das in der Frontalansicht zwar eine Bar “darstellt³, aber sich mit jeder Bewegung des Betrachters als optische Illusion verflüchtigt.

Der Übergang vom Objekt zum Abbild ist die Schnittstelle, die Wiegard interessiert. Angesichts des aktuellen Booms der "Leipziger Schule³ und einer jungen deutschen Malerei, die Virtuosität und ästhetische Opulenz in den Vordergrund stellt, wirkt Wiegards, unsentimentale, verkürzte Sicht der Dinge geradezu anarchistisch. Seine an Duchamp, Dada, Konstruktivismus, Minimal und Konzeptkunst geschulten Interventionen bewegen sich dabei zugleich in einem sozialen Kontext. Denn mit ästhetischen Sehgewohnheiten wird auch der alltägliche Zusammenhang der Möblierung “aufgeschnitten³ radikal in Frage gestellt, und neu definiert.

In seinen jüngsten Arbeiten wie “Dirk Bach³, “Sneakers³ oder “Kill the Great Raven³ thematisiert Wiegard die Fetischisierung von visuellen Images der Alltagskultur. Unter Hochdruck in schwarzen Kunststoff gepresst, erscheinen die deformierten Abdrücke von Adidas-Turnschuhen, naturkundlichen Präparaten oder dem Konterfei des "Dschungel - Camp³ Showmasters Dirk Bach wie Erzeugnisse eines subversiven Produktdesigns ­ als Projektionsflächen für sublime sexuelle Attraktion, Sammelleidenschaft und die Faszination von massenmedialer Gewalt.

PHILIP WIEGARDf 1977 geboren in Schwetzingen seit 1998 lebt und arbeitet in Berlin

Stipendien / Preise 2003 Ernennung zum Meisterschüler an der UdK Berlin - Meisterschülerpreis 2001 ­ 2002 Auslandsstudium am Hunter College, New York City 2001 ­ 2003 Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes 1998 ­ 2003 Studium der Bildenden Kunst an der Universität der Künste Berlin

Ausstellungen 2005 "Drücken", LAURA MARS GRP., Berlin 2004 "zuschlagen!", in der Galerie Les Complices, Zürich 2003 Meisterschülerpreis des Präsidenten, UdK Berlin, Ausstellung Galerie Michael Schultz, Berlin * 2003 "Afterhour", Galerie Les Complices, Zürich 2001 "Hunter College BFA Exhibition", Bertha and Karl Leubsdorf Art Gallery, New York 2001 Ausstellung im Rahmen des "Eco-Festivals" im Stadtpark von Athen 2000 "Holz-Legno-Xylo", Ausstellung im Ruinengarten der UdK Berlin 1999 "Skulpturen und Installationen" Ausstellung der Klasse David Evison an der UdK, Berlin

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Philip Wiegard ­"Drücken"