Kunsthalle Emden

KUNSTHALLE IN EMDEN STIFTUNG HENRI UND ESKE NANNEN | Hinter dem Rahmen 13
26721 Emden

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„Du gehst nicht ins Atelier, um Dein Gleichgewicht wiederherzustellen, sondern um außer Dir zu geraten.”

Per Kirkeby (*1938) ist einer der herausragenden europäischen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und der bedeutendste Vertreter der dänischen Gegenwartskunst. Expeditionen führten den Geologiestudenten in den 50er und 60er Jahren immer wieder nach Grönland. Nach einer Zeit intensiver Experimente findet der mehrmahlige documenta-Teilnehmer gegen Ende der 70er Jahre zu seiner unverkennbar eigenen Bildsprache. Die zusammen mit dem Künstler konzipierte Ausstellung zeigt eine Auswahl von rund 100 Gemälden, Arbeiten auf Masonitplatten sowie Papierarbeiten von den späten 70er Jahren bis in die Gegenwart.

Kirkebys großformatige Gemälde bestechen durch Farbdichte und kraftvolle Gestik. Sie erinnern an Naturphänomene, ohne dass Natur oder Landschaften tatsächlich abgebildet werden. Unweigerlich ahnt der Betrachter landschaftliche Atmosphären, jahreszeitliche Stimmungen, Naturformen oder geologische Strukturen. Man meint Felsblöcke, Baumstümpfe, Pflanzenabdrücke und Wasserfälle zu erkennen. Die Oberflächen einiger Bilder erinnern an Verwerfungen und Ablagerungen in Erdschichten.

Die einzige Ausnahme unter seiner sonst weitgehend ungegenständlichen Kunst bilden Aquarelle, die in Grönland entstanden sind. Grönland ist der einzige Ort, an dem Kirkeby regelmäßig naturalistische Landschaften malt. Die gewaltige arktische Naturlandschaft hat für ihn offenbar bereits per se eine bildmäßige Struktur, so dass sie nicht mehr in eine solche überführt zu werden braucht.

Ausgehend von den frühen Erfahrungen in Grönland verbinden sich in Kirkebys Kunst naturwissenschaftlich-geologisches Interesse und ästhetisch-subjektive Auseinandersetzung mit der Natur zu einer Haltung, die Naturprozesse nicht nachahmt, sondern den inneren Strukturen der Natur nachspürt.

Die bewusst skizzenhaften Kompositionen seiner Papierarbeiten und Kreidezeichnungen auf schwarzen Masonitplatten variieren Grundformen der Natur. Oftmals werden diese ohne kompositorische Verbindung parallel nebeneinander auf der Bildfläche angeordnet. Mitunter erinnern die Darstellungen an Herbarien, wo etwa verschiedene Ansichten einer Pflanze auf einer Seite zusammengefasst werden.

Es scheint, als suche Kirkeby in seiner Kunst hinter den Erscheinungen nach Prototypen der Natur. Malen ist der Versuch, für das „Normale“ eine Signatur zu finden, schreibt Kirkeby. Eine Signatur für das, was Natur ist.

Nils Ohlsen

Im Hatje-Cantz Verlag erscheint ein Katalog mit einem vom Künstler gestalteten Umschlag; 128 S., 86 Farb- und 17 Schwarzweißabbildungen, herausgegeben von Achim Sommer, Texte von Nils Ohlsen und Tilman Treusch.

Pressetext

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Per Kirkeby: Prototypen der Natur