press release only in german

Pawel Althamer (*1967 in Warschau) gehört einer Generation von Künstlern aus Polen an, die mit dem Neubeginn der 1990er Jahre neue Ausdrucksformen in der Kunst für sich gewonnen haben. Wegweisend dafür waren die Lehrmethoden des Warschauer Akademieprofessors Grzegorz Kowalski und die Tradition des Theatralischen mit der zentralen Figur von Tadeusz Kantor. Der Einsatz des Körpers und die Inszenierung sowie die Konfrontation der Realität der Kunst mit der Realität der Gesellschaft sind wichtige Merkmale dieser Kunst, die man als eine neue Art des Realismus bezeichnen könnte.

In Althamers Werk existieren naturalistische, skulpturale Arbeiten sowie Installationen und Performances nebeneinander. Dabei hat der Künstler in verschiedenen Projekten mit Gegebenheiten des musealen Raums gearbeitet, wie mit der Hermetik des Ausstellungsraums, den er zum Außenraum öffnete, oder mit dem Aufsichtspersonal, das sich auf seine Einladung hin im Museum wohnlich einrichten konnte. Auch seine Arbeit für die internationale Kunstausstellung manifesta 3 im Jahr 2000 in Ljubljana ist unter diesem Aspekt zu sehen: für Motion Picture lud er Schauspieler ein, auf einem öffentlichen Platz die Rollen eines typischen Publikums, wie des Liebespaars, des Leierkastenspielers, des Obdachlosen, etc. zu spielen. Diese unsichtbare Aufführung der Realität, die zugleich eine spezifische Reflektion der Aufgabenstellung „Kunst im öffentlichen Raum“ war, fand täglich um dieselbe Zeit statt. Die künstlerische Aktivität verschmolz so mit dem Alltag der Stadt, die nach Zeiten des Balkankonflikts wieder zu einer fragilen Normalität gefunden hatte.

Althamers Arbeit ist weniger als eine theoretische Kritik der Institution Museum zu verstehen, als dass sie von dem Versuch gekennzeichnet ist, verschiedene, parallel existierende Normalitäten aufeinander treffen zu lassen und so zu einer Reflektion dieser Normen anzuregen. In dem Projekt Prisoners benutzt der Künstler die Realitäten der Institution Kunstverein und des Gefängnisses, die als geschlossene Systeme mit ihren jeweiligen Konventionen verglichen werden. Die anfängliche Installation im Raum des Kunstvereins wird, teils mit Fundstücken aus der Justizvollzugsanstalt Münster, teils mit Arbeiten von Althamer, das Klischee des Gefangenen und Außenseiters, mit dem sich der Künstler identifiziert, reflektieren. In der Folge wird er mit Inhaftierten der JVA in einem Workshop neue Objekte herstellen, die fortlaufend in die Ausstellung im Westfälischen Kunstverein integriert werden.

Die Ausstellung wird von der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt.

only in german

Pawel Althamer
Prisoners