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Sabotierte Behaglichkeit Die Natur blüht. Leicht süßlich versprüht sie den Charme einer Comiclandschaft, in der A- und B-Hörnchen womöglich schon ihren nächsten Coup ausbaldowern. Die Natur blüht, aber sie lässt zwei wichtige Faktoren vermissen: es fehlt die Farbigkeit von saftigen Wiesen und überdimensionalen Blüten; es fehlen die belebenden Figuren. Die Szene wirkt suspekt — wie die vielzitierte Ruhe vor dem Sturm oder der Scherenschnitt einer trügerischen Idylle.

Paul Morrison arbeitet ausschließlich in schwarzweiß — angesichts der historischen Entwicklung vom gezeichneten Cartoon zum kolorierten Comicstrip nichts ungew¨hnliches, im Hinblick auf eine grundlegend auf dem Medium Farbe basierende Malereigeschichte eher eine Randerscheinung. Und dennoch spricht Morrison selbst von seinen Leinwänden und Wandmalereien als sehr farbenfrohen Bildern. Dem korrespondiert eine Auffassung von Malerei, die nicht nur von präfigurierten Formen ausgeht, sondern ebenso von deren keineswegs vorurteilslosen Farben. Und genau diesen Schritt überlässt der Künstler den Betrachterinnen und Betrachtern.

Als solche werden wir gleichsam in die Irre geführt, fortwährend zurückgepfiffen, wenn es uns allzu behaglich zu werden droht. Zwischen die weichen Konturen einer Comicsprache setzt Morrison pechschwarze Horizonte, schneidende Zaunplatten, oder er unterlegt einen schwarzen Himmel, vor dem sich das ganze Arrangement nur mehr als Negativ herausschält. So harmlos wie die exakt komponierten Bilder auf den ersten Blick erscheinen mögen, sie korrumpieren doch an entscheidender Stelle unsere Sehgewohnheiten und unser Vermögen, Bilder imaginativ nach diesen Gewohnheiten zu füllen. An dieser Stelle schlagen A- und B-Hörnchen zu: Die Behaglichkeit eines romantischen Picknicks im Freien ist auch ihnen ein Greuel. Sobald wir uns in den Bildern Morrisons einzurichten gedenken, treten sie auf den Plan als sabotierender Teil des Geschehens. Je länger wir und darin aufhalten, desto hinterhältiger werden die Fallen, die sie uns legen — unsichtbar zwar, aber doch immer präsent.

Dr. Ralf Christofori Pressetext

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Paul Morrison "phenotype"