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Laurent Ajina, Alan Cicmak, Clement Cogitore, Thomas Gänszler, Vincent Mauger, Mehdi Melhaoui, Judith Saupper

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Caroline Messensee

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Während die Passagegalerie in ein farbiges Licht getaucht wird, konzipierte Caroline Messensee für die Räume der Plattform eine formal reduktive Ausstellung mit Arbeiten von Alan Cicmak, Thomas Gänszler, Judith Saupper (bäckerstrasse4-plattform für junge kunst) und Laurent Ajina, Clément Cogitore, Vincent Mauger, Mehdi Melhaoui, Künstler die aus Frankreich kommen oder in Frankreich leben und arbeiten. Clément Cogitore zeigt ein eindrucksvolles Video „Scene du chasse“, das 2010 im Burgenland gedreht wurde. Es dokumentiert den Verkauf der Wächterhäuser an der Grenze zu Ungarn an heimische Jäger, anhand eines ebenso unheimlichen wie skurillen Settings. In den Arbeiten von Vincent Mauger, Thomas Gänszler und Alan Cicmak spielt die Frage nach den Gegebenheiten des Raums und des Ortes eine wichtige Rolle in der Formfindung. Parallelen in den Arbeiten von Thomas Gänszler und Vincent Mauger finden sich auch in der Gestaltung der Oberfläche sowie in der Intention durch die Bearbeitung Landschaftliches zu simulieren. Die Befragung des filmischen wie fotografischen Raumes steht im Mittelpunkt der medienübergreifenden Werkprozesse von Alan Cicmak. Auch in seinen Arbeiten wird die Skulptur zum Träger des Bildlichen bzw. zur drei-dimensionalen Projektionsfläche von Film und Fotografie. Judith Saupper und Laurent Ajina sind mit Zeichnungen, bzw. grafische Arbeiten auf Leinwand präsent. Sauppers Zeichnungen und Collage setzen sich mit dem Thema Stadt, Wohnen und Heimat dabei in sehr unterschiedlichen Ausdrucksformen auseinander. Eindrucksvoll ist auch die Skulptur des in Casablanca, Marokko, geborenen Mehdi Melhaoui. Das als objet trouvé betitelte Objekt ist ein zusammengebundenes Schlauchboot, ein sogenanntes „zodiac“ mit dem die Boatpeople hoffnungsvoll nach Europa übersetzen. So formuliert jeder Künstler eine singuläre Formensprache, die in der Ausstellung in einen Dialog mit anderen Arbeiten tritt und uns auffordert unsere Wahrnehmungs- und Beurteilungsstrategien zu überprüfen.

Übergänge und Passagen beinhalten zumeist die Notwendigkeit, in einen Prozess einzutreten, neue Wege zu beschreiten, das Vertraute hinter sich zu lassen und sich mit dem bislang Fremden auseinanderzusetzen. Unter diesem Aspekt versucht die Ausstellung sich dem Thema anzunähern. Künstler nehmen durch die für sie selbstverständliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit oft eine Vorreiterrolle ein, lange vor politischen Entscheidungen. Indem sie damit verbundene Fragestellungen thematisieren, zeigen sie tradierte Standpunkte und gesellschaftliche Konditionierungen auf. Mit part 1, kuratiert von Silvie Aigner startete die bäckerstrasse4 - plattform für junge Kunst, 2011 ihre Kooperation mit dem Wiener Künstlerhaus, mit dem Ziel in der Folge internationale KuratorInnen einzuladen. Für part 2 konnte nun die in Paris lebende Kuratorin Caroline Messensee gewonnen werden. Ihre Ausstellung „passeur“ wird in Wien in zwei sich ergänzenden Teilen gezeigt: in der Passagegalerie und in der Plattform. Im Fokus steht der Dialog zwischen den KünstlerInnen aus Frankreich und Österreich wie auch ein internationaler Austausch: So wird die Ausstellung im Herbst auch in Paris zu sehen sein. Die Auswahl der Arbeiten bezieht sich auf die gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse, auf die Brüche und Verschiebungen und auf die Neuformierung von politischen, sozialen und ökonomischen Systemen. Gesellschaftliche Veränderungen vollziehen sich in großer Geschwindigkeit und führen dazu, dass Menschen gezwungen sind oder gezwungen werden ihre Heimat zu verlassen. Dies führt zu einem Verlust ihrer sozialen und gesellschaftlichen Räume. Darüber hinaus erscheinen auch die neuen Orte/Räume prekär und fragil. In einer Gesellschaft, in der das Fremde als potenzielle Bedrohung angesehen wird, verliert diese nicht selten ihre positive Kraft. Das Anderssein bedeutet dabei nicht immer bereichernde Vielfalt, sondern auch gefährlichen Wettbewerb. Die Arbeiten der Ausstellung setzen an diesen Schnittstellen an, indem sie in diese, sich im Umbruch befindlichen neuen sozialen Räume eindringen, sie sichtbar machen und thematisieren. Zugleich definieren sie die Wege und Transportmittel die Menschen benutzen um zu einer neuen Heimat zu gelangen, als auch die Orte, die es gilt zu verlassen oder als neues Zuhause zu etablieren.