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Gefördert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin Als 1956 das Fotobuch »New York« von William Klein (geb. 1928 in New York) in Paris erschien, war sofort erkennbar, daß sich hier jemand über alle Regeln der Zunft hinwegsetzte. L. Fritz Gruber, spiritus rector der »photokina«, urteilte: »Was wie Auflösung scheint, ist tatsächlich ein intensiveres, zeitgemäßeres Sehen und Foto-grafieren als bisher.« Der Fotohistoriker Helmut Gernsheim dagegen sah einerseits »einen dynamischen Spielfilmstil«, andererseits »häßliche Szenen aus dem Alltags-leben, wie man sie in jeder Großstadt findet.« Die internationale »street photogra-phy« indessen orientierte sich fortan an Kleins New York-Aufnahmen.

In der Folge publizierte Klein Fotobände über Rom (1958), Moskau und Tokio (beide dt.1964). Bis 1965 machte er auch Modeaufnahmen für »Vogue«, vor allem aber wurde er zum leidenschaftlichen Filmemacher. In den 1980er Jahren wandte er sich wieder der Fotografie zu. Das Angebot von Jean-Luc Monterosso, Direktor des Pariser »Maison Européenne de la Photographie«, ein Buch über Paris zu machen, nahm Klein erst nach langem Zögern an: »Letztendlich habe ich mir gesagt: Warum nicht? Alles in allem lebe ich hier seit vierzig Jahren, und eigentlich kenne ich die Stadt gar nicht so gut. Aber wie das Ganze anpacken? Es gibt zweitausend Bücher über Paris. Was konnte ich Neues machen?«

So fotografierte Klein die Stadt jenseits der Bildklischees und der Reiseführer-Sehenswürdigkeiten. Paris-Liebhaber seien also gewarnt, denn: »In der Welt von Klein gibt es keinen Platz für einen jungen Mann und ein Mädchen an einem Bistrotisch, mit zärtlich verschränkten Fingern neben den Tassen, keine Herbst-blätter, die ihr Ebenbild auf den spiegelnden Wassern von Versailles umarmen. Es steht ihnen der Sinn nach Tellermützen und Fahrrädern? Dann sind Sie hier falsch.« (Anthony Lane) Paris+Klein wurde vom »Maison Européenne de la Photographie« erstmals im November 2002 anlässlich des »Mois de la photo« gezeigt.

Biografische Daten William Klein: geb. 1928 in New York als Sohn eines aus Ungarn stammenden jüdischen Textilhändlers. Ab 1947 in Paris, Schüler von Fernand Léger und André Lhote. Auf Einladung von Alexander Liberman (art director der US-„Vogue“) 1954 Rückkehr nach New York. Acht Monate Arbeit an einem fotografischen New York-Tagebuch, das kein Verlag in den USA veröffentlichen wollte. Unter dem Titel „Life is Good & Good For You in New York: Trance Witness Revels“ erschien der Band 1956 in Paris, Rom und London. Die Wirkung des Buches war sensationell, es revolutionierte die Großstadt- und Straßenfotografie und ist in seiner Wirkung auf eine jüngere Fotografengeneration kaum zu überschätzen. Es folgten weitere Fotobände über Rom (1958), Moskau und Tokio (beide 1964 auch dt.) Für „Vogue“ arbeitete Klein zehn Jahre, bis 1965, auch als Modefotograf. Seit 1958 („Broadway by Light“) drehte Klein mehr als zwanzig Filme. Am bekanntesten wurden sein Cassius Clay- bzw. Muhammad Ali-Porträt , seine Antikriegsfilme („Loin du Vietnam“, 1967 gemeinsam mit Alain Resnais, Jean-Luc Godard, Chris Marker, Claude Lelouch und Joris Ivens; „Mr. Freedom“, 1967/68) und „Qui êtes-vous, Polly-Maggoo? (1965/66), seine satirische Abrechnung mit der Welt der Haute Couture. Nach Werbefilmen und TV-Spots Anfang der 1980er Jahre Rückkehr zur Fotografie. 1980 erste große Retrospektive im New Yorker MOMA, 1983 im Pariser Centre Georges Pompidou. Im Auftrag des Maison Européenne de la Photographie Fotoporträt von Paris (Ausstellung „Paris + Klein“ im MEP anlässlich des mois de la photo 2002, wandert seitdem, kommt aus Tokio im Oktober in den Martin-Gropius-Bau.) 1996 veränderte Neuauflage des „New York“-Buches in verschiedenen Sprachen.

Das Katalogbuch (345 S.) ist in deutscher Sprache erhältlich.

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Paris + Klein
Fotografien von William Klein