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PARALLELeWELTEN
Caroline Dlugos | Margareta Hesse | Rosário Rebello de Andrade
31. Oktober – 12. Dezember 2021
Eröffnung am Sonntag,
31. Oktober 2021, 16 bis 19 Uhr

Fotografische Bilder gehören mehr denn je zu unserem Alltag. Sie vermitteln auch heutzutage eine Glaubwürdigkeit des Abgebildeten, von Ereignissen und Szenerien – obwohl wir es von der Geschichte und den neuen technischen Möglichkeiten zur Bearbeitung von Fotografien her besser wissen sollten. Die drei Künstlerinnen Caroline Dlugos, Margareta Hesse, Rosário Rebello de Andrade machen mit ihren künstlerischen Werken die Diskrepanz zwischen dem fotografischen Bild, dem Abbild und der vermeintlichen Wirklichkeit bewusst.

In ihrer Ausstellung PARALLELeWELTEN im Kunstverein KunstHaus Potsdam präsentieren sie künstlerische Fotografien, fotobasierte Bilder, Zeichnungen und Videos. Thematisch kreisen ihre Arbeiten um Untersuchungen von Natur, die Gegenüberstellung städtischer Häuserfassaden und das Einfangen alltäglicher Situationen und Momente. Allerdings nutzen die drei Künstlerinnen die Fotografie nicht in ihrer abbildenden Funktion, sondern als einen auf Wirklichkeit verweisenden und sie zitierenden Teil medienübergreifender Bildkonstruktionen. Sie zeigen Schnittstellen zu parallelen Wirklichkeiten auf, so dass Mehrschichtigkeit, Beziehungen und Bezüge, Blickrichtungen und Perspektiven sowohl in den einzelnen Werken als auch in den Korrespondenzen der Werke im Ausstellungsraum aufeinandertreffen.

Die filmischen und fotografischen Arbeiten von Rosário Rebello de Andrade wirken dabei wie subtile Kommentare und assoziative Verbindungen, die die Ausstellung leiten und begleiten. Die eingefangenen absurden, wie poetischen Situationen und Momente sind Resultate von oftmals zufälligen Gelegenheitsaufnahmen mit der Fotokamera. Die großformatigen Zeichnungen der Künstlerin hingegen entstehen im peniblen und langwierigen Ausführungsprozess. Sie greifen zum Teil wie ein Zoom Elemente der medialen Bilder auf und verleihen ihnen neue Wirkung. Video-Stills und Reihungen kleinformatiger Fotos und großformatiger Zeichnungen erzeugen zusammen thematische Parallelen, die nicht nur bei den Betrachter:innen immer wieder andere Assoziationen auslösen, sondern die Medien und Werke an sich mit neuen Assoziationen aufladen.

Caroline Dlugos hat dem fotografischen Prozess, der immer nur einen begrenzten Ausschnitt aus einer einzelnen Perspektive der sichtbaren Wirklichkeit abbilden kann, schon immer misstraut. Gegenstrategien, die dieses Prinzip unterlaufen und das fotografische Medium erweitern, hat sie frühzeitig zum Thema ihrer künstlerischen Arbeit gemacht; ebenso die Natur, die sie mit fotografischen Untersuchungen in visionäre Bilder überführt. Dafür nutzt sie sowohl analoge als auch digitale Montagetechniken bis hin zu rein computergenerierten Bildelementen und Video-Raum-Installationen. Diese parallelen Bildwelten stellt sie einander gegenüber, entwickelt sie weiter und kombiniert sie neu.

Parallele Bildwelten sind ebenfalls Thema der Arbeiten von Margareta Hesse. Ihre Motive sind Ausschnitte aus repräsentativen Prunkfassaden der Gründerzeit in Berlin und der Kolonialarchitektur in Havanna, denen sie Bildmotive trostlos wirkender Wohnblöcke gegenüberstellt. Die Fotos, durch Invertierung in Schwarz-Weiß-Negative verfremdet und digital bearbeitet, verschmelzen durch unterschiedliche gestalterische Eingriffe wie die Ergänzung der Fotografien durch aufgesetzte modellierte Silikonkokonformen zu abstrakten Strukturen und räumlicher Objekthaftigkeit. Die fotografischen Motive entwickeln unter den luziden tiefroten Farbflächen auf Polyester eine nahezu immersive Wirkung.

Constanze Musterer, M.A.