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Anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2005 mit Korea als Gastland präsentiert der Frankfurter Kunstverein die Ausstellung »Paralleles Leben«.

Die Teilung Koreas in Nord- und Südkorea ist nach wie vor ein wichtiges Thema in der inter-nationalen Weltpolitik. »Paralleles Leben« versammelt Positionen zeitgenössischer Kunst sowohl koreanischer als auch internationaler Künstlerinnen und Künstler, die sich mit der Situation in Korea heute, der Geschichte und den Sehnsüchten des geteilten Landes beschäftigen, aber auch auf metaphorischer Ebene die Parallelität zweier vollkommen unter-schiedlicher, gleichwohl historisch wie territorial verbundener Leben reflektieren.

Südkorea hat innerhalb weniger Jahrzehnte eine Entwicklung durchlaufen, für die andere Länder ein Jahrhundert gebraucht haben. Das Land ist technologisch hoch entwickelt, die Architektur der Städte erinnert an westliche Metropolen, und doch steht dem ungebremsten Willen zum Fortschritt ein ausgeprägtes Traditionsbewusstsein gegenüber. Damit verkörpert dieses Korea wesentliche Aspekte ökonomischer wie kultureller Globalisierung, ohne die eigene Wurzeln zu verleugnen.

Nordkorea hingegen ist eines der wenigen noch existierenden kommunistischen Länder, das sich hermetisch von der Außenwelt abschottet und seine Ideologie gegen alle Konflikte und Einflüsse von außen verteidigt. Die Grenze zwischen den beiden Ländern hat längst eine über die reale Teilung hinausgehende symbolische Form angenommen. Verlust von Heimat wird von ihr ebenso verkörpert wie die Ungleichzeitigkeiten auf verschiedensten Ebenen.

Die Ausstellung »Paralleles Leben« nimmt diese Themen auf und zeigt, wie sie in der zeitgenössischen Kunst Ausdruck finden. Dabei geht es nicht allein um Werke, die sich explizit mit Korea beschäftigen, sondern um Außen- und Innensichten, die allgemeine Gültigkeit beanspruchen.

Rainer Ganahl präsentiert sein Projekt »5 Days a Week, 6 Hours a Day – Basic Korean«, bei dem er in einer Art Sprachkurs Koreanisch lernt. Sprache ist für Ganahl eine Instrument der Wissensproduktion und geprägt von kulturellen, politischen, ideologischen und ökonomischen Differenzen: Wer hat Zugang zum Spracherwerb, welche Sprachen setzen sich international als Kommunikationssysteme durch?

Sean Snyders Videoarbeit »Pyongyang« wiederum verbindet Aufnahmen modernistischer Architektur aus der Hauptstadt Nordkoreas mit Massenmobilisierungen anlässlich von Parteitagen und militärischen Paraden. Während die Aufnahmen der fast menschenleeren Hauptstadt mit versteckter Kamera gedreht sind, handelt es sich bei den Aufnahmen der Paraden um offizielle Bilder nationaler Repräsentation.

AHN Kyu Chul hat anhand des Grundrisses einer typischen koreanischen Einzimmerwohnung aus dem Internet eine Skulptur entwickelt, die ein solches Apartment in Originalgröße zeigt, allerdings lediglich die obere Raumhälfte. Sein „Bottomless Room“ schwebt als realistische Behausung im Raum, verkörpert dabei aber vor allem die Entwurzelung des Menschen in heutiger Zeit.

Auch Seo Jin Soo setzt sich mit Formen symbolischen wie realen „Unbehaustseins“ auseinander. Sein Projekt „Portable Blanket“ verwandelt Zeitungsseiten in improvisierte Decken für Obdachlose, indem er sich mit einem Aufdruck versieht, der sie grafisch aus dem Altpapier hervorhebt und als funktionales Objekt kennzeichnet.

Mit den teilweise speziell für »Paralleles Leben« entstandenen Werken aus den Bereichen Video, Installation und Fotografie präsentiert der Frankfurter Kunstverein eine weitere Ausstellung, die sich mit Aspekten gesellschaftlicher Befindlichkeit auseinandersetzt und gleichzeitig aktuelle Tendenzen in der zeitgenössischen Kunst reflektiert.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: AHN Kyu Chul, Sulki & Min Choi, Sunah Choi, Jay Chung & Q Takeki Maeda, COMPANY (AAMU SONG), Jason Dodge, Matias Faldbakken, Peter Friedl, Rainer Ganahl, Nesrine Khodr, Boem Kim, Minouk Lim, Pol Malo , ParkChan-Kyung, June Bum Park, Mai-Thu Perret, Pidgin Collective, Tobias Rehberger, Seo Jin Soo, Bruno Serralongue, Sean Synder, Simon Starling, Aram Tanis

Kuratoren: Sun Won Kim, Vanessa Joan Müller, Nicolaus Schafhausen

Pressetext

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Paralleles Leben
Kuratoren: Sun Won Kim, Vanessa Joan Müller, Nicolaus Schafhausen

mit Ahn Kyu Chul, Sulki & Min Choi, Sunah Choi, Jay Chung & Q Takeki Maeda, Company  (Aamu Song, Johan Olin), Jason Dodge, Matias Faldbakken, Peter Friedl, Rainer Ganahl, Nesrine Khodr, Boem Kim, Minouk Lim, Pol Malo, Park Chan-Kyung, June Bum Park, Mai-Thu Perret, Pidgin Collective, Tobias Rehberger, Seo Jin Soo, Bruno Serralongue, Sean Snyder, Simon Starling, Aram Tanis