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Das Ambiente der „guten Stube“, das die Künstlerin in den Räumen des Cuxhavener Kunstvereins einrichtet: das in die Jahre gekommene Sofa, der Couchtisch, die Stehlampe, der Perser, die Anrichte, auf der die Mattscheibe flimmert – das alles mag Sicherheit, sorglose Geborgenheit suggerieren. Doch die Geschichten, die dort über den Bildschirm laufen, erzählen anderes: vom Verlust der Heimat, von Abschied und Not, von Erinnerung und Sehnsucht, vom Wiedersehen – und im besten Fall vom Gewinn einer zweiten Heimat und einer geretteten Identität. Özlem Sulaks Videos erzählen in starken, intensiven Bildern und Worten Geschichten, die jeden in den Bann ziehen, sofern er sich denn Zeit lässt (und Zeit muss sein!). Niemals aber, selbst dort, wo Özlem Sulaks eigene Biografie oder die ihrer Familie berührt wird, gerät das Erzählte rührselig oder gar zur Anklage – nicht zuletzt deshalb, weil es vielmals starke Frauen sind, die Sulak erzählen lässt ( „granny“, 2005 / „Deutsches Auswandererhaus“, 2008). In „Granny“ erinnern Großmutter und Großtante – auf dem Sofa halb sitzend, halb liegend - im lebhaften Dialog an ihre Jugend, die Migration von Sarajewo in das ländliche Anatolien, an das Leben dort – detailreich, bewegend, humorvoll. Özlem Sulaks gekonnte Balance zwischen anrührender Emotionalität und dokumentarischer Objektivität tut wohl gerade jetzt in der gegenwärtig hitzigen bundesrepublikanischen Diskussion um Migration, Integration und Identität. Die Künstlerin stammt selbst aus einer von Immigration geprägten Familie. Sie wurde 1979 in Kayseri/Türkei geboren. Ihre künstlerische Ausbildung erfuhr sie in Istanbul, Liverpool und Bremen. Sie lebt heute in Hannover, Bremen und Istanbul. Özlem Sulak ist Gewinnerin des Villa Minimo Stipendiums des Kunstvereins Hannover. Die Arbeiten der jungen Künstlerin wurden 2009 mit dem Videokunstförderpreis Bremen ausgezeichnet.

Cuxhavener Kunstverein, Segelckestr.25, Cuxhaven Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags 16 – 18 Uhr samstags und sonntags 11 – 13 Uhr Der Eintritt ist frei. Am 14.11.2010 findet um 11.30 Uhr eine öffentliche Führung durch die Ausstellung statt.

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Özlem Sulak
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