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Neubau

Otto Freundlich. Kosmischer Kommunismus
10.06.2017–10.09.2017
Kuratorin: Julia Friedrich

Otto Freundlich (1878–1943) kannte alle und kannte alles. Kaum ein Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich so leidenschaftlich mit den unterschiedlichen Strömungen der Kunst auseinandergesetzt. Persönliche Bekanntschaft, oft auch Freundschaft verband ihn mit den führenden Künstlern fast aller Strömungen der Avantgarde – Expressionismus, Fauvismus, Kubismus, Orphismus, Dadaismus, De Stijl, Bauhaus und den Abstrakten. An gegenseitiger Beeinflussung hat es nicht gefehlt. Und doch verfolgte Freundlich mit seinen Gemälden und Skulpturen, mit seinen Mosaiken und Glasmalereien einen ganz eigenen Weg.

Die Ausstellung Otto Freundlich – Kosmischer Kommunismus will die Arbeits- und Lebenswege Otto Freundlichs abschreiten und die Entwicklung seines künstlerischen und philosophischen Denkens nachvollziehen. Sie lenkt den Blick auf das Werk eines Künstlers, dem die Nazis den Krieg erklärt hatten: Ein beträchtlicher Teil seiner Kunst wurde von ihnen vernichtet, Freundlich zuletzt in einem Vernichtungslager umgebracht. Sein bekanntestes Werk ist bis heute die Plastik „Grosser Kopf“ (1912); sie prangte auf dem Umschlag des Ausstellungsführers zur NS-Schau „Entartete Kunst“. Die Retrospektive weist nach, dass die Nazis nicht nur den Titel des Werks fälschten (sie gaben ihm den noch heute üblichen Titel „Der neue Mensch“), sondern auch die Skulptur selbst: Auf mindestens einer Station der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ stellten sie statt des Originals eine plumpe Nachbildung aus.

So politisch aktiv und entschlossen Freundlich war, orientierte er sich nicht an den Kämpfen des Tages, sondern an utopischen Entwürfen. Leitend ist in seinem Œuvre ein alles umfassender Universalismus, den er „kosmischer Kommunismus“ nannte. Mit Freundlichs Verfolgung in Deutschland ist auch ein grosser Teil der frühen Werke verloren gegangen. Allein in der Aktion „Entartete Kunst“ wurden 14 Werke konfisziert. Das in Frankreich verbliebene Werk Freundlichs wurde von einigen Unterstützern auch nach seinem Tod bewahrt und schliesslich in eine Stiftung im Museum Pontoise bei Paris eingebracht.

Die vom Museum Ludwig in Köln konzipierte und nun im Kunstmuseum Basel gezeigte Ausstellung versammelt rund 50 Werke. Die Retrospektive mit zum Teil faszinierenden neuen Forschungsergebnissen macht Freundlichs Werkentwicklung von 1909–1940 nachvollziehbar.