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Otto Dix – Alles muss ich sehen!
Ausstellung zum 125. Geburtstag von Otto Dix
Zeppelin Museum Friedrichshafen – Museum für Technik und Kunst
Eröffnung: Donnerstag, 1. Dezember 2016, 19.00 Uhr

„Dix malte Huren und Heilige, den Krieg und die Kinder, die Hölle und das Paradies, den Tod und die Geburt. Er erlebte zwei Weltkriege, wohnte im Westen und im Osten des geteilten Deutschlands mit zwei Ateliers und mit zwei Frauen in zwei Familien...Er war Impressionist, Expressionist, Dadaist, Verist, wurde berühmt und berüchtigt, verfemt und verkannt, war Dandy und Prolet. Dix war ein Künstler des Extremen – und führte ein Leben in Extremen.“
(Dr. Claudia Emmert, Direktorin des Zeppelin Museums)

Zum Abschluss des Jubiläumsjahrs, mit dem das Museum seiner Gründung vor 20 Jahren (1996) gedenkt, zeigt das Museum am Bodensee erstmals in einer großen Überblicksausstellung seinen eigenen kompletten, eindrucksvollen Werkbestand von Otto Dix. Mit über 400 Arbeiten, darunter 21 Gemälde, 110 Zeichnungen und 275 Grafiken, zählt diese Sammlung zu den größten Sammlungen des Künstlers in öffentlichem Besitz weltweit. 2016 ist ein zweifaches Jubiläum, denn es jährt sich auch der Geburtstag eines der unbequemsten und umstrittensten Künstler der Moderne zum 125. Mal. Otto Dix wurde 1891 in Gera geboren und starb 1969 am Bodensee, wohin sich der Großstadtmensch 1933, als entarteter Künstler diffamiert, in die innere Emigration zurückgezogen hatte. 1936 entfernte man 260 Werke von Otto Dix aus Museumsbesitz. Die Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 in München beinhaltet 67 Arbeiten des Künstlers.

„Alles muss ich sehen. Alle Untiefen des Lebens muss ich selber erleben.“ (Otto Dix)1 Unter dem Motto „Alles muss ich sehen!“ gibt das Zeppelin Museum vom 2. Dezember 2016 – 17. April 2017 mit Arbeiten aus über sechs Jahrzehnten, die zwischen 1908 und 1969 entstanden sind, einen Einblick in die gesamte stilistische, technische und thematische Bandbreite des Ausnahmekünstlers. „Eros und Tod, Krieg und Landschaft, das Erotische und das Religiöse, Großstadt und Krieg bilden eine vielschichtig verwobene Einheit...Doch im Zentrum steht immer der Mensch, der in all seinen Facetten und Extremsituationen sichtbar gemacht werden soll.“ (Ina Neddermeyer, Kuratorin der Ausstellung) Während Dix-Ausstellungen bisher meist die Brüche der künstlerischen Entwicklung thematisierten, beleuchtet die Friedrichshafener Werkschau die thematische Kontinuität. Sie eröffnet aber auch einen Diskurs auf sein Gesamtwerk, dass sehr spät internationale Beachtung erfuhr und erst jetzt zum 125. Geburtstag des Künstlers in Friedrichshafen u. a. auch den Blick für eine Neubewertung der stilistischen Wechsel, vor allem auch des Spätwerkes und die „alla Prima-Malerei“, eröffnet.

Neuentdeckungen und Überraschungen
Mit den farbintensiven Landschaftsbildern des Spätwerks von Otto Dix (z. B. Herbstlandschaft am Bodensee, 1955) zeigt die Ausstellung eine ganz neue Seite des Künstlers, der durch seine beißend-realistischen Bilder des Krieges und der Großstadt sowie messerscharfen Milieustudien bekannt wurde. Neben Hauptwerken und Highlights der Ausstellung wie der „Vanitas“ von 1932 und der imposanten „Versuchung des Heiligen Antonius“ (1937, 1. Fassung), beinhaltet die Präsentation auch zahlreiche Neuentdeckungen und Raritäten. Dazu gehört der großformatige „Blumenstrauß“ von 1923, der bis vor kurzem als verschollen galt. Zu den Highlights der Ausstellung zählen auch eine Vielzahl von Recto- Verso-Bildern wie „Der Drucker Max John/Arbeitsloser“ von 1920, dessen Rückseite eine 1912 entstandene Parklandschaft birgt. Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Dix’schen Grafik: die insgesamt 275 Grafiken, darunter der berühmte Zyklus „Der Krieg“ (1924), verdeutlichen, wie Dix das oftmals brutale Antlitz der Realität aufs Papier zu bannen verstand. Die vielfältigen Schätze aus dieser bisher noch nie komplett gezeigten Otto Dix Sammlung sorgen sicherlich für weitere Überraschungen beim Ausstellungsbesuch.

Das Zeppelin Museum Friedrichshafen
Ausgehend von seiner weltweit beachteten Sammlung zur Geschichte der Zeppelinluftfahrt verknüpft das Museum auf einzigartige Weise die Bereiche Technik und Kunst. Die Kunstsammlung im Zeppelin Museum widmet sich der Kunst Oberschwabens, sie umfasst Werke vom Mittelalter über das Barock bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Einen Schwerpunkt bilden die Werke der Künstler, die sich während des Dritten Reiches an den Bodensee zurückzogen wie Otto Dix, Max Ackermann oder Willi Baumeister. Ein besonderes Highlight der Sammlung bildet der umfangreiche Nachlass des Fotografen Andreas Feininger (1906-1999). Das Jahr 2016 markiert nicht nur für Otto Dix sondern auch für das Museum ein besonderes Jubiläum: Vor 20 Jahren hat die Sammlung hier in einem ehemaligen Hafenbahnhof ihr neues Zuhause gefunden. Die Bauhaus-Architektur, entstanden 1929-33, ist denkmalgeschützt.