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Hildegard Joos (geb. 7.5.1909 Sieghartskirchen NÖ, gest. 17.1.2005 Wien) studierte nach dem Krieg an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Quadrat -Schachrett, Kreis, Dreieck oder Ellipse in kleinen geometrischen Rasterkompositionen nehmen in den Arbeiten Hildegard Joos’ eine gestaltbildende Rolle ein, nachdem sie sich vom figurativ expressiven Stils ihres Frühwerks entfernt hatte.  1954 wurde die Künstlerin Mitglied der Wiener Sezession, die ihr 1958 eine Einzelausstellung widmete. Besonders prägend war für die gebürtige Niederösterreicherin ein mehrjähriger Aufenthalt in Paris in ihrem Atelier, wo sie mit ihrem Mann, dem Schweizer Philosophen, Kritiker und Maler Harold Schenker (1913 Genf –2004 Wien), ab 1959 lebte und 1972 im Pariser Konstruktivisten-Salon "Realités Nouvelles" aufgenommen wurde. Ab 1982 trat das Künstlerehepaar unter dem gemeinsamen Namen Hildegard + Harold Joos (H+H Joos) an die Öffentlichkeit, die "Narrativen Geometrismen" entstanden, die  Mal- und Farbenlust mit streng geometrischen Formen vereinen. Über zahlreiche Serien irritiert und fasziniert sie mit Ordnungen, Symmetrien und Rhythmen das Sehen: Geometrischen Reihen mit den Balancen, Verschiebungen, Reduktionen, Aequivoken Evolutionen und den Raumnarrativen - monochrome Bilder mit kleinen Farbeinspielungen an einer Ecke. Geheiratet haben die beiden nach Jahrzenten gemeinsamen Schaffens erst 2003. Harald Joos pflegte die nahezu blinde Künstlerin, war ihrmit Farben und Pinsel zur Hand.Zahlreiche Museen wie die Österreichische Galerie Belvedere, das Niederösterreichische Landesmuseum, das MUMOK, Albertina Museum, sowie das Lentos Linz, das Museum Liaunig, Artothek des Bundes, u. a. widmeten ihr Einzelausstellungen oder würdigten ihre Kunst durch Ankäufe. Zur Eröffnung spricht Stadträtin Lisa Rücker.

Die Wienerin Helga Philipp (1939 -2002) mit einem Diplom für Bildhauerei der Akademie für Angewandte Kunst ist eine der wenigen österreichischen KünstlerInnen der Op-Art, Minimal Art, Konzeptkunst oder des Kinetismus hat sich nie in den Vordergrund gedrängt. Philipp stellte zuerst zusammen mit Marc Adrian in Klagenfurt (Galerie Hildebrand), der Galerie nächst St.Stephan (mit Marc Adrian und Richard Kriesche) in Wien und im Forum Stadtpark Graz aus. Sie war zurückhaltend, aber voller Kraft und Intensität in ihrer Arbeit und ihrer Tätigkeit an der Akademie für Angewandte Kunst ab 1965, wenn es darum ging, die Klarheit der Form, die Schönheit der Abstraktion, die Logik der Geometrie und die innewohnende poetische Spiritualität den Betrachtenden und Wissbegierigen kund zu tun. Sie hat in Ton und Stein gearbeitet, Objekte aus Plexiglas, Spiegeln, Gummischläuchen, Beton und Eisen gefertigt. Zu ihren SchülerInnen zählen u. a. Gerwald Rockenschaub, Franz Graf, Brigitte Kowanz und Heimo Zobernig. Schon als Jugendliche beschäftigte sie sich mit dem Raum, den sie später malerisch strukturiert, aufsplittert, durchgängig und lebendig macht. Ihre Arbeiten evozieren den Dialog zwischen der Erkenntnis der Künstlerin und dem betrachtenden Auge, um Wahrnehmungsprozesse so einzusetzen, dass der Blick selbst ein neuer wird. Sie hat Ton und Stein bearbeitet, Plexiglas, Spiegel, Gummis, Eisen und Beton in ihrer Kunst eingesetzt. Ihre geradezu minimalistischen Abweichungen und die fein abgestufte Grauwertskala, die lange Zeit ihr Werk - besonders die Grafik - prägte, erweitert sie farblich in ihrem Spätwerk, das in der von ihr erworbenen und restaurierten Theophil-Hansen-Villa in Ternitz entstand. Sie ist eine Pionierin der konkreten und kinetischen Kunst in Österreich, ihre Vorbilder waren Victor Vasarely und Josef Albers. Frau Mag.a Okunev, die Tochter der Künstlerin, betreut den Nachlass in der Hansen-Villa und trägt mit zwei Leihgaben zur Ausstellung bei. 

Marc Adrian kam 1930 in Wien zur Welt, erlebte also noch Krieg und Nazi-Terror und starb dort 2008. Er studierte Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien und  Wahrnehmungspsychologie an der Universität Wien. Die Auflehnung gegen  Autorität, gegen väterliches Gebot, gegen Repression findet in vielfältigen Formen der Befreiung statt: Hinwendung zu Rationalität, Analytizität und Multimedialität. Bilder, Körper, Subjekte werden befreit, radikal analysiert und visionär transformiert. Schon 1950 hat Adrian begonnen Gemälde mit visuellen Effekten und Phänomenen herzustellen -  Beobachter-abhängige Bilder - und auch bald in Wien ausgestellt.  Er nannte die mit Autolack gemalten Bilder in Primärfarben »Sprungperspektiven«, weil die geometrischen Inhalte dieser Bilder, zum Beispiel farbige Flächen, welche die Illusion eines dreidimensionalen Würfels erzeugten, umspringen konnten: von konkav nach konvex und umgekehrt. Er machte kinetische Objekte und op-artige  Hinterglasmontagen und erweiterte seine innovativen Konzepte auch auf den Film und die Literatur - 1966 MASCHINENTEXTE - 1996, Gangan Verlag, DIE WUNSCHPUMPE – EINE WIENER MONTAGE, 1999 ebenfalls herausgegeben von Gerald Ganglbauer . Als multimedialer universeller praktischer und theoretischer Künstler, dessen Werk immer selbstreflexiv, rational, analytisch, demokratisch und utopisch war, begründete er auch die österreichische  Medienkunst. Seine experimentellen Filme machten ihn zu einer herausragenden Figur des österreichischen Avantgarde-Films. Er ist damit als Praktiker und Theoretiker zu einem Meister der analogen und digitalen Kunst geworden - nicht nur in Österreich - sondern auch international.

Am 9. April 2016 würde der französische Ungar Victor Vaserely 110 Jahre alt geworden sein. Seine künstlerische Ausbildung beginnt Vasarely 1927 an einer privaten Zeichenschule in Budapest. Im folgenden Jahr wechselt der Künstler zur Ausbildungsstätte "Mühely" (dt. "Werkstatt") unter der Leitung von Sándor Bortnyik. An dieser Schule wird in erster Linie das Gedankengut des Bauhauses vermittelt. Als Gebrauchsgrafiker lotete er ab 1930  in seiner Wahlheimat Frankreich systematisch die optischen und emotionalen Möglichkeiten verschiedener geometrischer Formen und ihrer Anordnung - unter der Nutzung des Trompe-l’œil - aus, um Sinnesempfindungen wachzurufen, um Raum, Materie und Energie neu zu erschließen.  Ab 1944 widmete er sich ausschließlich der Malerei. Seine eigenständigen geometrischen Abstraktion und Variationen optischer Bildmuster erzeugen kinetische Effekte, er vermittelt dem Auge eine fluktuierende Bewegung.  Seine  Werke wurden bald  weltweit ausgestellt. Diese mit viel Lust am Verwirren und an der Irritation des Augensinns entstandene Kombination von Farben, Formen und Mustern und auch das Einbringen der Geometrie in der Natur - immer regten ihn auch Naturformen, Landschaften, das Spiel der Sonnenstrahlen an - war entscheidend für den Beginn der Op-Art-Bewegung. Er gestaltet vor allem in Frankreich Wandbilder aus Metall und Keramik, Skulpturen im öffentlichen Raum, er kreiert Bilder, Plastiken, Architekturentwürfe, Gobelins, Teppiche und Kirchenfenster und gründet 1976 die Fondation Vasarely in Aix-en-Provence, mit deren Hilfe 1981 ein Institut für zeitgenössische Formgestaltung und Architektur eingerichtet wird. 1976 eröffnet das Vasarely-Museum in seiner Geburtsstadt Pécs, ein zweites folgt 1987 in Schloß Zichy/Budapest. Victor Vasarely stirbt am 15. März 1997 in Annet-sur-Marne bei Paris.  Michèle Vaserely hat die Aufarbeitung seines Nachlasses übernommen. Sein Sohn Jean-Pierre Vasarely (1934 – 2002) war unter dem Namen Yvaral als Künstler in die Fußstapfen seines Vaters getreten.

 Eröffnung am 14. November um 15:30 durch Mag. Günther Holler-Schuster mit Adrian-Film (Neue Galerie) und Irmi Horn mit Adrian-Texten.