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Herzlich willkommen zum One Night End!

Ich wurde dazu eingeladen, den Versuchsaufbau des Abends für Sie zu beschreiben. Um diesem einen Namen zu geben, habe ich an Gaston Bachelards Konzept der Phänomenotechnik gedacht. In Differenz zur Phänomenographie, welche vorhandene Phänomene untersucht, arbeitete Bachelard die Phänomenotechnik als eine Phänomen-Fabrik heraus, insofern als dass diese jene Phänomene hervorbringt, welche sie zu untersuchen gedenkt.

Das wird im Fall von One Night End zum einen ganz einfach technisch gelöst sein, indem das Licht über die gesamte Dauer des Abends an- und ausgehen wird. Somit werden Ihnen die ausgestellten Werke lediglich zublinzeln, wie Traumbilder am Ende einer Nacht. Man muss hier jedoch weder regressiv in Erinnerungsschlaufen verfallen noch progressiv über ein Erwachen nachdenken, sondern darf vielmehr am ambivalenten Ort eines permanenten Umschlagens des visuellen Raumes seine gegenwärtigen Erfahrungen machen. Walter Benjamin markierte das bewusste Aufsuchen einer solchen Schwelle von hin- und wider flutenden Bildern einmal als subversives Potential des Surrealismus und als letzte Momentaufnahme einer europäischen Intelligenz.

Zum anderen lässt sich ein Interesse für die Verunsicherung und auch Erweiterung der Bewusstseinsschwelle unter Einsatz einer Phänomenotechnik sowohl im Werk von Gunter Reski wie von Nina Rhode zurückverfolgen, so dass ihr Aufeinandertreffen zu einem One Night End wie eine geglückte Verabredung erscheint.

Reskis (Wand-)Malereien, Buchstabenlampen, Zeichnungen und Collagen sind dafür bekannt, sich von Lücken des Gesagten, Umkehrungen des Gezeigten und einer ontologischen Verschwommenheit von Bild-und Sprachkörpern zu entwerfen - auch wenn diese stets scharf gezeichnet sind. Für One Night End hat Reski Arbeiten ausgewählt, die als tapezierte Frottage, fotogrammartige Sprühdrucke und Wortspiel-Wandmalerei formal eine Verbindung zur oben erwähnten Historie aufnehmen, wenngleich Reski diese dem Surrealismus zugeschriebenen Techniken ganz pragmatisch, als brauchbare Vehikel dafür zu nutzen scheint, um Strassen der Gegenwart zu befahren.

Mehr als ein Jahrzehnt dauern bereits Nina Rhodes Experimente mit den optischen Wirkungen von kinetischen Drehrädern an. Sie kommen Duchamps Rotoreliefs erstaunlich nahe, da sie deren Spieltrieb mit der Wahrnehmung des Betrachters ebenfalls für eine jeweilige Gegenwart kurzschliessen. Für One Night End wird ein Rad vorhanden sein, das die Bewegung an Sie abgeben wird – Sie werden mit Federn ins Schwarze treffen oder auch dessen Rand abstecken können. Ein weiteres Rad wird im Schwarz des Raumes erst deutlich zum Vorschein kommen, wenn seine schnellrotierenden, farbig leuchtenden Neonröhren mit der ekstatischen Hypnose von kollektiven Zimmern der Nacht Kontakt aufnehmen. Eine Euphorie, die sich auch in Berlin nur solange fortsetzt bis wieder das Licht angeht.

Mir wurde weiterhin zugetragen, dass an einem bisher unbestimmten Ort im Raum zu lesen sein wird: “Ich höre Dich immer nur einatmen”. Darauf weiss ich (noch) keine Antwort. Sicher werde ich hier nicht das Ende von etwas vorweg nehmen, das noch nicht einmal angefangen hat. Lina Launhardt

Gunter Reski, letzte Ausstellungen: „Better than de Kooning”, Villa Merkel, Esslingen, "Sagen & Zeigen", Kunstverein Bamberg (2015), „Gemüt mit Hinterhof”, SOX Schaufenster, Berlin (S), „Das Ich ohne Selbst”, Zwinger Galerie, Berlin (S) (2014), „Doktor Morgen neue Sorgen borgen”, Kunstverein Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf (S), "Entwurf für einen Pressetext", Galerie Karin Guenther, Hamburg (S), „Nenn' mich nicht Stadt", Kunstmuseum St.Gallen (2013). Letzte Publikation gemeinsam mit Hans-Jürgen Hafner " The Happy Fainting of Painting", Walther König (2014). Seit 2013 Professor für Malerei an der HfG Offenbach a.M., zuvor von 2004-2010 Professor Academy of Fine Arts / KHIO, Oslo.

Nina Rhode, letzte Ausstellungen: Galerie Sandra Bürgel, Berlin (2015) (S), „Dirk Bell. NOWhere, Kunstverein Braunschweig/ Villa Salve Hospes (with „Raum für Dirk“ by Nina Rhode)“, Braunschweig (2014) (G), Painting Forever! Keilrahmen, KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2013) (G), Dirk Bell, Nina Rhode, Markus Wirthmann, BQ im Pavillon der Volksbühne, Berlin (2013) (G), Made in Germany II. Internationale Kunst in Deutschland, kestner gesellschaft, Kunstverein Hannover, Sprengel Museum, Hannover (2014) (G), Friendly Fire, DCA (Dundee Contemporary Arts), Dundee, UK (2011) (S), KW69 #7 by Kalin Lindena, KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2011) (G), The Smell of Pepper, ALP/ Peter Bergman, Stockholm (2010) (G)