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Olga Chernysheva. Chandeliers in the Forest
17.11.2017 - 21.01.2018
18.Eröffnung: Donnerstag, 16. November 2017, 19 Uhr

Olga Chernysheva wird ein Künstlerbuch zu Ihrer Ausstellung in der Secession gestalten.

Olga Chernysheva wurde 1962 in Moskau geboren, wo sie auch heute lebt. Sie wuchs in Moskau und Damaskus (Syrien) auf und studierte Filmanimation an der Moskauer Russischen Staatlichen Universität für Kinematografie (ehemals Staatliches All-Unions-Institut für Kinematografie). Sie studierte außerdem an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam.

Als Mittel, alles um uns herum zum Leben zu erwecken, bleibt Animation ein wichtiges Prinzip ihrer Kunst; auch der Einfluss der metaphorischen Bildsprache von Meistern des klassischen sowjetischen Films wie Alexander Dovzhenko und Sergei Eisenstein ist in ihrem Werk spürbar.

Darüber hinaus bezieht sich Chernysheva auch auf andere historische Bewegungen in der Kunst. Ihre Arbeiten in verschiedenen Medien, darunter Zeichnung, Malerei, Fotografie, Video und äußerst knappe Essays in Verbindung mit Stand- oder Bewegtbildern, beruhen auf einer genauen Beobachtung ihrer Lebenswelt. Ihr Werk steht damit in der langen Tradition des sozialen Realismus in der russischen Kultur (nicht zu verwechseln mit dem sozialistischen Realismus, wie er in der UdSSR offizielle künstlerische Doktrin war) und einer Kunst, die mit kritischer Anteilnahme Geschichten erzählt (dabei aber durchaus formal avanciert und experimentell sein kann).

An die Kunst wie an das Leben geht sie mit formaler Raffinesse und subtilem Humor heran. Eine Inspirationsquelle (und Gegenstand ihrer Diplomarbeit an der Filmakademie) ist das Oeuvre des Offiziers und Malers Pavel Fedotov (1815–1852), der auch als der “russische Hogarth” bekannt ist.

Chernysheva hatte zahlreiche Einzelausstellungen, darunter The Happiness Zone (2004) im Russischen Museum in St. Petersburg (wo sie zum ersten Mal Zeichnungen gemeinsam mit Videos zeigte), Compossibilities (2013) in der Kunsthalle Erfurt (eine Auswahl jüngerer Arbeiten in verschiedenen Medien, zu der mit Unterstützung der V–A–C Foundation ein umfangreicher Katalog bei Hatje Cantz erschienen ist), Person Protected by Objects (2013) in der Galerie Volker Diehl, Berlin, Keeping Sight (2014–2015) im M HKA Museum of Contemporary Art in Antwerpen (diese Schau kombinierte neue Arbeiten in verschiedenen Medien mit von Chernysheva aus den Sammlungen des M HKA ausgewählten Werken anderer Künstler) sowie eine Auswahl jüngerer Arbeiten in der Pace Gallery, London (ebenfalls 2014–2015). Ihre Einzelausstellung Vague Accent (kuratiert von Nova Benway) im Drawing Center in New York ist bis zum 18. Dezember 2016 zu sehen.

Chernysheva vertrat Russland 2001 bei der Venedig-Biennale und nahm außerdem an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, darunter After Eisenstein (2008) in der Lunds konsthall, Schweden (mit Boris Mikhailov, Sergei Eisenstein und Kira Muratova, kuratiert von Anders Kreuger und Åsa Nacking), Monday Begins on Saturday (2013), der 1. Bergen-Triennale in Bergen, Nowegen (kuratiert von Ekaterina Degot and David Riff) und The End of the 20th Century: The Best Is Yet to Come (2013–2014) im Hamburger Bahnhof in Berlin (kuratiert von Eugen Blume und Catherine Nichols). 2013 und 2014 unterrichtete Chernysheva an der Salzburger Internationalen Sommerakademie. 2015 waren ihre Arbeiten auf der 57. Venedig-Biennale (kuratiert von Okwui Enwezor) zu sehen. (Text: Anders Kreuger)

Kuratorin: Bettina Spörr