press release only in german

In unserer dritten Norbert Prangenberg Ausstellung zeigen wir kleinformatige Ölbilder und keramische Skulpturen. Bei Prangenberg stehen Zeichnung, Malerei und Skulptur gleichberechtigt nebeneinander. Aus einem Vokabular einfacher Formen wächst über mehrere Jahrzehnte ein eigenständiger bildlicher Kosmos. Kuben, Kreise, Rauten, Winkel sind Anstoß für einen stetigen Prozess, einer elementaren Auseinandersetzung mit Farbe, Form, Struktur. 2007 beginnt Prangenberg sich von neuem mit Malerei zu beschäftigen. Über das traditionreichste Medium, Ölfarbe, versucht er Malerei noch einmal neu zu definieren.

In diesen aktuellen Arbeiten lassen sich verschiedene Themen unterscheiden. Die Serie der Robinson-Bilder greift den literarischen Mythos des einsamen Außenseiters auf. Erstmalig gibt es in Prangenbergs Malerei Ansätze von Figuration, ohne erzählerisch zu werden. In skizzenhaften Darstellungen sind z.B. eine Hütte oder Palmen schemenhaft erkennbar. Als postkartengroße Inseln, Bilder im Bild, sind die angedeuteten Gegenstände prägnant von der umgebenden informellen Malerei abgegrenzt. Hier drückt sich die Materialität der Farbe in ihrer pastosen Dichte und intensiven Leuchtkraft aus. Gattungsübergreifend verbinden sich Malerei und Zeichnung in den seriellen Hirsch-Bildern. Der Hirsch als Inbegriff des Trivialen, aber auch romantischer Mythos und Symbol der Männlichkeit ist mit Bleistift skizziert, zeigt sich als zarte Kontur auf flächigem Grund, eine spannungsvolle Auseinandersetzung der Kontraste Linie und Fläche, Farbe und offener Grund.

Seine Fähigkeit als intuitiv schaffenden Künstlers wird in den abstrakten Bildern deutlich. In bewusster Referenz zur langen Tradition ungegenständlicher Malerei entstehen neue Bildformen, die durch ihre unmittelbare und dynamische Maltechnik Kraft erhalten und unverkennbar Prangenbergs Handschrift tragen. Entsprechend zeigen auch die Skulpturen einen neuen Umgang mit dem Material Ton. Roh und kaum behandelt scheinen die organischen und vegetabilen Gebilde aus sich selbst zu wachsen. Die vielfältigen Spuren der Finger bleiben sichtbar. Versteckt im Inneren, oder marginal an der Oberfläche, bergen diese Figuren ein Geheimnis: fein gearbeitete Majolika-Scherben, Zitate aus der Geschichte der Keramik.

Norbert Prangenberg, geboren 1949 in Rommerskirchen-Nettesheim, lebt und arbeitet in Niederarnbach und München. Seit 1993 ist er Professor für Keramik und Glas an der Kunstakademie München. Auswahl Einzelausstellungen: Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg, 2008, Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe, 2005, Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld, 2004, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, Westfälischer Kunstverein, Münster 1996/97, Museum Haus Lange, Krefeld, 1984. Er hat an der Biennale von Sydney 1986 und der 7. Documenta in Kassel, 1982 teilgenommen. Seine Arbeiten befinden sich in renommierten Sammlungen, u.a. Bayerische Staatsgemäldesammlung, Pinakothek der Moderne, München, Graphische Sammlung Museum Ludwig, Köln und der Sammlung Lauffs.