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Hamburg spielte für Emil Nolde (1867–1956) eine zentrale Rolle. Die Hansestadt inspirierte Nolde nicht nur zu zahlreichen Werken, hier wurde seine Bedeutung auch zu einem frühen Zeitpunkt erkannt. Dieser engen Verbindung zwischen Künstler und Stadt geht die Hamburger Kunsthalle erstmalig nach und versammelt dafür in einer umfangreichen Ausstellung rund 200 Werke Noldes: farbintensive Gemälde und Aquarelle, dynamische Tuschpinselzeichnungen sowie atmosphärische Radierungen und Holzschnitte.

Regelmäßig besuchte Nolde Hamburg auf seinen Reisen. Er war fasziniert vom Hafen mit seinem lebendigen Treiben und von Wind und Wetter, und er verstand die Stadt als Sinnbild der Urkräfte von Leben und Natur. Im Jahr 1910 wohnte Nolde für mehrere Wochen in dem einfachen Hotel „Unter den Vorsetzen“ auf St. Pauli und verarbeitete die Eindrücke unmittelbar in seiner Kunst. In rascher Folge entstanden über hundert Werke, die sich heute zum größten Teil in der Nolde Stiftung Seebüll befinden. Gemeinsam mit Werken aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle und Leihgaben aus privaten und öffentlichen Sammlungen werden sie nun am Ort ihrer Entstehung gezeigt. Schon seit 1907 wurden in Hamburg Ausstellungen zu Nolde realisiert. Hier fand der Künstler auch die ersten Förderer: Seine Werke wurden von Privatleuten und Museen gesammelt, und es entstanden enge Verbindungen zwischen Nolde und seiner Frau Ada mit Hamburger Persönlichkeiten wie Gustav und Luise Schiefler, Paul und Martha Rauert, Rosa Schapire, Alfred Lichtwark und Gustav Pauli. Auch dieses Geflecht an Bezügen zwischen Werk und Leben, Kunst und Gesellschaft, das bis in die heutige Zeit nachwirkt, ist Thema der Ausstellung. In ihrer Konzentration auf einen Künstler und eine Stadt steht Nolde in Hamburg exemplarisch für die wachsende Anerkennung eines künstlerischen Œuvres und den Durchbruch der Moderne in Deutschland. Die Ausstellung beleuchtet auch die Verfemung der Moderne im Nationalsozialismus und zeigt die Komplexität des Themas. Blickt man auf den Umgang mit Noldes Werk während der wechselvollen Geschichte der Hamburger Kunsthalle, wird deutlich, wie die Institution und deren Direktoren mit ihren unterschiedlichen Interessen und Überzeugungen die Rezeption des Künstlers nachhaltig mitbestimmten. Dauerhaften Niederschlag findet dieses Engagement im umfangreichen Nolde-Bestand der Hamburger Kunsthalle. Eine reich bebilderte Publikation mit wissenschaftlichen Texten, einem Verzeichnis des Nolde-Bestands der Hamburger Kunsthalle und einem Geleitwort von Helmut Schmidt begleitet die Ausstellung.