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OPEN DAYS | NEW SHOWS
Am 5. & 6. Juni öffnen die österreichischen Galerien gemeinsam ihre Türen mit zahlreichen Events & neuen Ausstellungen.

Freitag, 5. Juni, 12-21 Uhr
Samstag, 6. Juni, 12 – 18 Uhr

Auch wir haben an diesen zwei Tagen geöffnet und Sie haben die letzte Chance die aktuelle Ausstellung zu sehen:

NO PITY!
'An artist's duty is to reflect the times.' (Nina Simone)

WO: galerie michaela stock, Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien

Vlasta Delimar, Laura Fitzgerald, Parastou Forouhar, Vlatka Horvat, Eva Kotátková, Evelyn Loschy, Veronika Merklein, Carol Rama, Denise Schellmann, Nancy Spero

Die Ausstellung NO PITY! zeigt Kunstwerke von Künstlerinnen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre aktuelle Zeit erbarmungslos zu reflektieren. Dabei handelt es sich um unterschiedliche Stimmungen: verletzend bis zu schockierend, gewaltsam und begehrenswert, aber auch ironische und autobiographische Erzählungen. Fokus liegt bei dem de/codierten weiblichen Körper und seiner Darstellung in Politik, Gesellschaft und im sozialen Leben.

In der Schau werden Kunstwerke wie Malerei, Skulptur, Fotografie, Video und Performance von 10 Frauen unterschiedlichen Alters und Herkunft gezeigt. In den Kunstwerken tritt oft eine autobiographische Note in Erscheinung, weil es im Arbeitsprozess zu einem Zusammenfallen von Objekt- und Subjektposition kommt, die dann in demselben hinterfragt werden. Scham, Schuld und Erbarmen, alle sehr starke Emotionen und gesellschaftliche Machtmechanismen, die dem weiblichen Geschlecht im Laufe der Geschichte auferlegt werden, um ein normiertes Frauenbild und Verantwortung zu formen und beleuchten wie Frauen sich in der Vergangenheit im Jetzt und in der Zukunft sehen.

Mit dem Thema der sexuellen Identität mit besonderer Betonung auf weibliche Sensualität beschäftigte sich schon in der ersten Hälfte des 20. Jhs. die italienische Künstlerin Carol Rama. Ihre Frauen werden oft psychophysisch ruiniert dargestellt; armlos, beinlos oder weibliche Anatomie neugestaltend, hebt sie schamlos die Körperöffnungen hervor. Auch die junge Österreicherin Evelyn Loschy zeigt ebenso den Körper fragmentiert im psychischen Ausnahmezustand eines existentiellen Moments und verwendet, wie schon bei ihren kinetischen Skulpturen, emotionales Vokabular und erweckt dadurch verborgene Empfindungen und vergessene Erinnerungen.

Die Amerikanerin Nancy Spero war eine führende Figur in der feministischen Kunstbewegung der 1960er Jahre und engagierte sich in verschiedenen feministischen und anti-imperialistischen Kunstgruppen. Ihre Kunst spiegelt ihr politisches, radikales und feministisches Engagement wider: Die Verherrlichung des Krieges und die Herrschaft der Männer und die „natürliche Macht“ der Frauen. Die Sprache - als Macht oder Gewaltinstrument - ist ein zentrales Thema in Spero´s späterer konzeptueller Kunst. Auch Parastou Forouhar beschäftigt sich mit repressiven politischen Mechanismen und der Position der Frau in der muslimischen Gesellschaft. Ein wiederkehrendes Thema in ihrer Kunst ist ihr Heimatland Iran, obwohl sie schon lange in Deutschland lebt. Ihre konzeptuelle Arbeit ist in der heutigen Gesellschaft von besonderer Bedeutung, insbesondere angesichts des Irak-Krieges und der Folterungen und Misshandlungen von Gefangenen. Tief erschüttert durch den politischen Mord ihrer Eltern in Teheran ist ihre Kunst stark politisch und autobiographisch konnotiert.

Die kroatische Performance-Künstlerin Vlasta Delimar hinterfragt und bricht seit den 1980er Jahren die Freiheit der weiblichen Sexualität und sexuelle Tabus und deren Kodifizierung durch stereotype Rollen in einer patriarchalischen Gesellschaft. Als Hauptmedium ihrer Arbeit nimmt sie ihren elementaren, sehr oft nackten Körper. In einem Gegenprozess maskiert sie ihn mit weiblichen Attributen wie Spitzen, Maschen, Schleiern usw. eine Zuflucht ungeschützter, weiblicher Identität suchend.

Aus der jüngeren Generation stammt die Deutsche Veronika Merklein, sie ist ebenfalls Performance-Künstlerin und arbeitet mit verschiedenen Medien. Merklein selbst ist fast immer die Protagonistin ihrer Kunst. Sie geht von dem " reine und brutale (Innen-)Leben der Menschen" aus und lässt sie aus ihrer Erlebnisperspektive sprechen. In ihrer künstlerischen Praxis kämpft Merklein gegen alle Arten von Diskriminierung und Gewalt in unserer Gesellschaft, angefangen bei ihrem eigenen Körper und gegen Vorurteile und Stereotypen gegenüber dicken Menschen. In der Ausstellung setzt sie sich in der Performance-Dokumentation "Ich habe nichts gesagt" in Form einer comicartigen Fotostory mit dem Thema sexueller Missbrauch auseinander.

Die in Kroatien geborene Künstlerin Vlatka Horvat lebt derzeit in London, zuvor 20 Jahren in den USA. Im Zentrum ihrer konzeptuellen Arbeit steht oft das Interesse an Zerfall, Fragmentierung und Zusammenbruch sowie die Möglichkeit von Reparatur und Erneuerung. Horvat´s Werke mögen abstrakt oder formal erscheinen, aber sie untersuchen und sezieren lokale Gegebenheiten und politische Zusammenhänge. In ihren Werk Anatomies werden Körper und Gliedmaßen zunächst zerlegt und dann in abstrakte Formen/Ornamente umgeformt/verzerrt.

Künstlerin und Pharmazeutin Denise Schellmann aus Österreich sieht den menschlichen Körper in Gestalt von vielen farbigen Zellen und leeren Zwischenräumen, die sonst mit Hilfe vom Mikroskop sichtbar werden. In ihrem Zeichnungsprozess transportiert sie das Gesehene und Erlebte tief intuitiv, womit auch die Bedeutung der Arbeit erweitert wird und neue Interpretationsmöglichkeiten entstehen.

In den tief psychologisierten und surrealen Arbeiten der tschechischen Künstlerin Eva Kotátková wird immer der Körper und Psyche in rätselhaften, doppeldeutigen oder fragilen Konstellationen einbezogen. An der Grenze zwischen dem Realen und Fiktiven transformiert sie eine ursprüngliche Geschichte zur Abstraktion. Ihre Werke setzen sich mit sozialen Strukturen auseinander und rufen Gefühle der Kontrolle und Beklemmung hervor. Ihr Interesse gilt dem Unterschied zwischen natürlichem und erlerntem bzw. institutionell geregeltem Verhalten.

Die aus Irland stammende junge Künstlerin Laura Fitzgerald arbeitet mit Video, Zeichnung, Malerei und Text. Sie erzählt uns durch ihre Arbeit autobiografische und fiktive Geschichten, für welche sie den Ausgangspunkt in ihrem eigenen ländlichen Hintergrund und unsicheren künstlerischen Beschäftigungsverhältnissen findet. Fitzgerald spielt in ihren Werken mit der Idee, dass die Produktion von Kunst - in der Tat - nutzlos ist, sie setzt Humor als ihr Werkzeug ein und findet somit ein Antidepressivum und eine Strategie für das tägliche Leben als Künstlerin.