press release only in german

Eröffnung 29.8.2008 ab 19 Uhr

Die dänischen Künstlerinnen Nina Beier (geb. 1975) und Marie Lund (geb. 1976) arbeiten seit 2003 zusammen und sind vor allem durch Inszenierungen bekannt geworden, die das Publikum in scheinbar alltägliche Situationen verwickeln und so zum Akteur machen.

Sie verhandeln in ihren Arbeiten Zusammenhänge von Erinnerung und Identität sowie zeitgenössische Rituale der Repräsentation. Dabei greifen sie häufig Strategien der Performance auf. Das Verwirrspiel mit tradierten Rollenzuschreibungen wird zunehmend zur Reflexion und Überprüfung Identität verbürgender individueller und gesellschaftlicher Wertvorstellungen genutzt. Hinzu tritt eine Auseinandersetzung mit Inszenierungs- und Aufführungspraktiken.

In der Reihe Staging - der Cuboid als Bühne werden Nina Beier und Marie Lund eine begehbare Bühnenlandschaft für den Kunstverein Braunschweig realisieren, die gleichzeitig auch Dokumentationsraum ist. Ihre neue Arbeit A Circular Play verbindet in besonderer Weise Erinnerungsarbeit und Aufführungspraxis: Während der Schauspieler Armin Dallapiccola auf einer Bühne Samuel Becketts Ein-Mann Stück Das letzte Band spielt, notiert eine Stenotypistin, die ihm gegenüber auf einer zweiten Bühne platziert ist, seine Worte und Gesten. Diese Mitschrift wird zur Grundlage der nächsten Aufführung, die wiederum aufgezeichnet wird und so fort. Samuel Becketts Stück thematisiert Erinnerung, indem er zwei Zeitebenen in das Stück einführt: Als alter Mann hört der Protagonist Krapp Tonbandaufnahmen aus früheren Lebensphasen ab und kommentiert sie. Nina Beier und Marie Lund fügen eine weitere Zeitebene hinzu: die Erfahrung des Beobachters.

A Circular Play zitiert nicht nur den Titel des 1920 entstandenen Theaterstücks von Gertrude Stein sondern nimmt zentrale Gedanken der amerikanischen Dichterin und Dramatikerin auf. A Circular Play inszeniert eine Bühnenlandschaft mit mehreren Zentren und macht den Erfahrungsprozess zum Bestandteil des Stückes selbst. A Circular Play entsteht in einer untrennbaren Hin- und Herbewegung von Aufführung zur Erfahrung und Dokumentation. A Circular Play erzeugt so eine nicht abschließbare Folge von Umschreibungen, die grade die Lücken im Verstehen ernst nehmen. A Circular Play aktualisiert Erfahrung als Play in Circles.

Nach Beteiligungen an zahlreichen internationalen Gruppenausstelllungen und Performances in Kunstinstitutionen wie der Tate Modern, der Tate Britain und dem ICA in London, freuen wir uns, als erste deutsche Institution eine Einzelausstellung von Nina Beier und Marie Lund zu präsentieren. Zur Eröffnung am Freitag, 29. August findet eine Performance um 21 Uhr statt. Weitere Termine werden bekannt gegeben. Während der Ausstellungszeit ist der begehbare Bühnenraum als Installation und eine weitere Videoarbeit der Künstlerinnen zu sehen.

only in german

Nina Beier & Marie Lund
A Circular Play, Part Two
Kuratorin: Ursula Schöndeling
Ort: Cuboid