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25.06.2023 – 10.09.2023
Eröffnung: 24.06.2023, 19 Uhr

NILS ALIX-TABELING
But who is Ulrike Mandrake?

Mit seinen multimedialen Performances und Installationen bewegt sich Nils Alix-Tabeling (*1991 in Paris) auf der Schwelle zwischen Fiktion und Realität. Seine Werke zitieren Elemente aus Science-Fiction, Mode, historischen Objekten und Möbeln, Schamanismus und Drag und werfen einen kritischen Blick auf die Geschichte der institutionellen Gewalt gegenüber weiblichen und queeren Körpern.

But who is Ulrike Mandrake? reflektiert das Erbe des Terrorismus der 1970er Jahre. Der Name der titelgebenden fiktiven Figur suggeriert eine semantische Verbindung zwischen der Journalistin und RAF-Terroristin Ulrike Meinhof (1934-1976) und der giftigen Heil- und Ritualpflanze Alraune (mandrake), die optisch an Menschengestalten erinnert. Der Titel verweist auch auf die menschliche Sehnsucht durch Wissenschaft eine vermeintliche Wurzel des Bösen auszumachen. Mit einer umfangreichen neuen Werkgruppe sowie einer Performance navigiert der Künstler zwischen den Zeiten, Welten, Ambivalenzen und Wunden, die dieses Thema öffnet.

Nils Alix-Tabeling studierte Bildende Kunst an der Akademie La Cambre, Brüssel und am Royal College of Art, London. Seine Werke waren international zu sehen, u.a. im Palazzo Bollani, Venedig (2022), im Palais de Tokyo, Paris (2019) und im Kunstraum, London (2019). Der Kunstverein präsentiert seine erste institutionelle Ausstellung in Deutschland.

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PERFORMANCES
SAMSTAG, 5. AUGUST
AB 19 UHR

Nils Alix Tabeling: But Who is Ulrike Mandrake?

Sprache: Deutsch und Englisch
Performer*innen: Laura Schuller und Louis Sé
Dauer: etwa 40 Minuten

In Form einer Operette präsentiert Nils Alix-Tabeling einen Dialog zwischen einem Schlafdämon und einer Frauenfigur, deren biografische und charakterliche Eigenschaften an die Journalistin Ulrike Meinhof, die Politikerin Rosa Luxemburg und die Schriftstellerin Unica Zürn angelehnt sind. In der Performance verwandelt sich die Frauenfigur während der Isolationshaft in eine Alraune und wird zu Ulrike Mandrake:
Wäre ich selbst ein Kräutergewächs, so wäre ich ein Wurzelgeflecht aus Brennnesseln, Weißdorn und Brombeeren. Meine Wurzeln würde ich in einem Militärkomplex schlagen. Das Land würde ich mit Stacheln bedecken, an den Beinen der Soldaten reißen und jeden von ihnen zumindest eine Kostprobe des Schmerzes erfahren lassen, den sie selbst in die Welt bringen. Jeden Panzer und jeden Raketenwerfer würde ich mit hölzernen Peitschen bedecken und mich langsam mit säurehaltigem Saft durch das Metall beißen. Die Kanonen würde ich mit Blättern und Ästen füllen, bis sie sich immer wieder selbst in die Luft sprengen! Nicht eine einzige Waffe in der Welt würde ich intakt lassen, ich würde sie alle in leuchtende Säulen aus orangefarbenem Rost verwandeln, die von stacheligem Weißdorn zusammengehalten werden. An ihrer Stelle würden dann Beeren wachsen und die Welt ernähren. Ich würde die letzte und einzige Massenvernichtungswaffe sein, ein grüner Strahl aus Sporen und Samen, der die Welt in die Unterwerfung und den Frieden reißt…