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NILBAR GÜREŞ. LOVERS
12.04.2019 – 23.06.2019

Die Ausstellung Lovers der Künstlerin Nilbar Güreş (*1977, Istanbul) ist die bislang umfangreichste Präsentation in Deutschland. In ihrer künstlerischen Praxis stellt Güreş tradierte Rollen- und Geschlechterverhältnisse konsequent infrage und verhandelt mögliche Formen einer Ermächtigung weiblicher und queerer Identität. Sie setzt auf Momente des Widerstands, die sich weniger radikal, als vielmehr subtil an den Rändern des alltäglichen Lebens abspielen.

Nilbar Güreş arbeitet in so unterschiedlichen Formaten wie Malerei, Fotografie, Film, Performance, Collage und Zeichnung. Es sind zumeist Frauen, die sich in ihren Werken solidarisieren, um ihre Lebenswelten in die bestehenden Systeme einzuschreiben. Das textile Medium ist ein essentieller Fundus für die Künstlerin, aus dem sie für ihre Fotos, Collagen und Skulpturen schöpft. Auch in Nilbar Güreş neuen Arbeiten für die Ausstellung Shut Hammock (2019) und Blank Space (2019) spielen Stoffe eine zentrale Rolle und werden aus dem tradierten Repertoire der Handarbeit in die (trans*)gender-politischen Erzählungen der Skulpturen übertragen. In den Collagen La Paz (2016) symbolisieren die eingearbeiteten Stoffe beispielsweise die spezifische Landschaft und Kultur der Aymara, die als indigene und matriarchal strukturierte Gesellschaft in Bolivien deutliche Parallelen zur kurdisch-alevitischen Kultur in der Familie der Künstlerin aufweist.

Güreş künstlerische Praxis ist zudem im höchsten Maße performativ. Das verdeutlicht sich in ihren Fotos und Skulpturen sowie auf ihren Collagen und Zeichnungen, in denen eine anarchische Mischung aus verschiedenen bühnenartigen Arrangements ein präzises und überzeugendes Vokabular entwirft. Diese enge Verknüpfung von Materialästhetik und Performance zeigt sich bereits in der frühen Collage Self-Defloration (2006) – einem Schlüsselwerk der Ausstellung.

Kuratiert von Anja Casser

Besonderer Dank geht an die Galerie Martin Janda,Wien und die Galerie Tanja Wagner, Berlin.