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Niki Passath // Yukihiro Taguchi Eröffnung: 12.04.2011

NIKI PASSATH Maschineller Ungehorsam

Der „Fehler“ im maschinellen Ablauf, sozusagen die räumliche sowie zeitliche Distanz zwischen 0 und 1 stellt die Komponente und den Ausgangspunkt des lebendigen Elementes dar. Maschinen machen keine Fehler; dieser Satz wird oft zitiert, wenn man an Zwischenfälle wie Tschernobyl oder den Absturz derChallenger denkt. Die technoide Umwelt, wie sie auch im Internet zu finden ist, war jahrzehntelang durch diese Maxime geprägt. Algorithmen, basierend auf der Chaostheorie, erlaubten als erstes in der sonst so exakten Wissenschaft der Mathematik den Anschein von Lebendigkeit zu erzeugen. Auch in der Chaostheorie finden wir kein Absolutes, sondern die Annäherung an eindeutige Zustände wie 0 und 1. Erst die Entdeckung der Quanten und die daraus resultierende Quantentechnologie – die fuzzy logic beinhaltend – erlaubt es uns, die Zwischenzustände, den so genannten maschinellen Ungehorsam, den Geist in der Maschine zu erklären. Die menschliche Komponente und die soziale Konstruktion der Maschine basiert auf dem Interface, welches die haptische Schnittstelle bzw. die Körperlichkeit des Automaten bedingt. Je ungenauer und rauer die körperliche Oberfläche und Konstruktion gestaltet wird, desto mehr anthropomorphe Emotion entsteht. („Mein Computer spinnt schon wieder-, -So ein süßes Auto-,...“) Einer Maschine kann der Anschein von Lebendigkeit mittels unterschiedlichen Faktoren gegeben werden. Die Augen sind für den Menschen und seine Wahrnehmungs- und Erkennungsmechanismen ein wichtiges Organ für Aufmerksamkeit bzw. Reaktion und Kommunikation. Für den Menschen ist es sehr einfach, eine Winkelberechnung zwischen den zwei Sehrichtungen der Augen auszuführen, um in Erfahrung zu bringen, in welche Richtung ein anderer Mensch, ein anderes Tier - oder abstrahiert - eine Kamera blickt. Außerdem sind kleine Bewegungen und Geräusche des Körpers wie Atmung oder das Klopfen des Herzens wahrnehmbar und lassen unbewusst zwischen Lebendigem und Leblosem unterscheiden. Ein wesentlicher Aspekt sind auch die unscheinbaren Bewegungen des Körpers und eine nicht-industrielle-Norm der Ästhetik.

YUKIHIRO TAGUCHI Moments

Die Installationen und Performances von Yukihiro Taguchi sind temporäre Interventionen, die den Blick auf Gewohntes verändern. In seinen Ausstellungen sowie im öffentlichen Raum arbeitet er mit der Situation vor Ort und dem vorgefundenen Material. Japanische Tatami-Matten wurden von ihm auf eine Reise durch die Stadt geschickt, wo man sie an Wände und Geländer gelehnt, auf dem Boden liegend oder auf dem Wasser schwimmend wiedersehen konnte. In der dabei entstandenen Videoarbeit gruppieren sich die Tatamis scheinbar eigenständig zu Skulpturen, interagieren mit Menschen und Bauwerken. Für eine andere Arbeit verwendete Yukihiro Taguchi die Bretter des Holzbodens seiner Galerie, um sie dort täglich zu neuen Installation zu formieren. An einem Tag der Ausstellung waren die Bretter zu einem Zaun, einem Gerüst oder einer schlichten Wand zusammen gesetzt, an einem anderen zu einem Tennisplatz oder einer Festtafel. Passanten und Ausstellungsbesucher erleben durch die permanente Veränderung der Installationen meist nur ein Fragment der gesamten Bewegung, und es sind diese spezifischen Momente, auf die Yukihiro Taguchi unsere Aufmerksamkeit lenken möchte. In einem ersten Ausstellungsteil zeigt das weisse haus verschiedene bereits bestehende Arbeiten von Yukihiro Taguchi. Für den zweiten Teil der Ausstellung wird der Künstler Anfang Mai nach Wien kommen, um in situ eine Installation zu realisieren.

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Niki Passath // Yukihiro Taguchi