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Galerie Barbara Weiss freut sich, Bilder und Zeichnungen der amerikanischen Künstlerin Nicole Eisenman erstmalig in Deutschland in einer Einzelausstellung zeigen zu können. Die gezeigten Werke erweitern Eisenmans bisherige Bildsprache, die oft alternative Ideen zur Gesellschaftsordnung und zu geschlechtsspezifischen Themen vermitteln. Ausgehend von den kunsthistorischen Phänomenen der Vor-Renaissance und des Expressionismus gelingt es Eisenman mit ihren visuellen Fantasien die Mängel des modernen Lebens aus ihrer Perspektive zu entlarven. Die Ausstellung befasst sich auch mit dem Grotesken in Gestalt von Satire und Karikatur.

Auf zwei großen Leinwänden, Mining I und Mining II zeigen Eisenmans Gemälde mehrere Figuren, meist Frauen, Akte in orgiastischen Farben, die in einer vorindustriellen Landschaft unter der Erdoberfläche offensichtlich nach Farbe graben. Die Frauen vermessen das Land, mahlen und bereiten Mixturen zu, verrichten also im Großen und Ganzen männliche Arbeit ein wiederkehrendes Thema in Eisenmans Werk. Das Leben vergeht ruhig und gleichmäßig in diesen Gemälden; zu sehen ist eine Naturbetrachtung, die an das postimpressionistische und expressionistische Interesse, an der Überlegenheit des Primitiven und Utopischen gegenüber dem städtischen Verschleiss erinnert. In Eisenmans Arbeit besteht jene Dichotomie zwischen einer existierenden männlichen Welt und einer vorgeschlagenen weiblichen Alternative. Auf einer dritten großen Leinwand Big Fat Wave and Finding Pink, scheint das Meer eine einzelne weibliche Figur zu überwältigen, die an einer Küste mit einem verlorenen Klumpen Farbe entlang geht. Als wäre der Blick leicht von oben, hat das Gemälde eine spirituelle Resonanz. Im Gegensatz zu den Gemälden früherer Ausstellungen, weisen diese eine stärkere skulpturale Qualität auf.

In den zwei Bildern Crushing Spirit Three By Three und Ball and Chain kehrt Eisenman in allegorisches Gebiet zurück. Sie benutzt die Leinwand, um bekannte Sprichwörter darzustellen, wie etwa banging your head against the wall (mit dem Kopf durch die Wand wollen) oder ball and chain (Fußfessel), die sich auf Nicole Eisenmans typischen Motive zur Kunstwelt und zur Kunsthochschule beziehen. Wie die flämischen Sprichwörtergemälde des 16. Jahrhunderts, beziehen sich die Bilder süffisant auf die oft derbe Kultur, deren Zeugen sie sind, und mahnen die Betrachter, ihr Verhältnis zu dieser Kultur zu überdenken.

In einer Serie von Porträts, verwendet Eisenman einen comicartigen Stil aus platten Nasen und eckigen Backenknochen, um die Stimmung und Persönlichkeit bestimmter imaginärer Köpfe heraufzubeschwören und die Aufmerksamkeit auf ihre Rolle als Künstlerin zu lenken. In jedem Bild ist ein Teil der Leinwand mit einem hell-gelben oder roten Aufkleber überdeckt, den die Künstlerin in großer Stückzahl drucken ließ, angeregt durch jene Autoaufkleber (“How’s My Driving?“) mit denen sich Autofahrer gegenseitig auf die Schippe nehmen.

Eisenmans lebhafte Vorstellungskraft zeigt sich in einer Gruppe sehr detaillierter Tuschezeichnungen, darunter Hintertail Werkstatt. Als natürliche Erweiterung ihres Interesses am menschlichen Körper besitzen die Zeichnungen eine Qualität des schwarzen Humors, die sich mit freier Assoziation und grotesker Komik befasst. Missgebildete imaginäre Kreaturen und verformte Menschen stoßen auf surrealistische Weise in Straßenszenen und in karnevalesker Atmosphäre aufeinander. Einerseits scheinen die Bilder aus einem Traumzustand übertragen zu sein, andererseits wird ein schelmischer Bruch der Ordnung offensichtlich, wenn Eisenmans Universum etwa in eine hemmungslose, freudige Essensschlacht ausartet.

Elizabeth Saperstein

Ausstellungen seit 2002 (Auswahl) 2002 Shoshana Wayne Gallery, Santa Monica (solo) 2003 The Herbert F. Johnson Museum of Art, Ithaca, New York (solo); Lilly van der Stokker, DC, Museum Ludwig, Köln; Sammlung Speck; K21, Kunstsammlung, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; The Paper Sculpture Show, The Sculpture Center, New York 2004 Elizaville, Leo Koenig Inc., New York (solo); Central Station-The Harald Falckenberg Collection, La Maison Rouge-Foundation Antoine de Albert, Paris 2005 A La Pared/ On The Wall, Museum De Arte Carrilo Gil, San Angel, Mexico

Aktuelle Ausstellungen 2005 Mural project, Whitney Museum of American Art, New York; Urban Stories, Reina Sofia, Madrid

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