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In unserer Ausstellung zeigen wir signifikante Werke Nancy Speros aus den 80er Jahren, die innerhalb des Gesamtwerks eine zentrale Position einnehmen. Nancy Spero findet zu ihrer unverkennbaren, figurativen Sprache. Sie ersetzt die enge Korrelation von Text und Bild, die vor allem für die Epoche der 70er Jahre charakteristisch ist, durch ausdrucksvolle weibliche Figuren als alleinige Bedeutungsträger. Sie fungieren als Hieroglyphen, in der alle Ideen eingeschrieben sind.

Dank der sozio-kulturellen Veränderungen der 80er Jahre wird das entschlossene feministische  Engagement Nancy Speros endlich wahrgenommen. Sie findet Anerkennung als Künstlerin. To the Revolution, 1981 ist eindrucksvolles Zeugnis einer neuen Selbstverständlichkeit. Schwerelos tänzelnd bewegt sich eine Prozession nackter Tänzerinnen, gerahmt von Abbildern heidnischer Fruchtbarkeitssymbole, über das lang gestreckte Paneel. Spero macht sich Frauengestalten aus dem Bildfundus der Geschichte zu eigen, gestaltet sie um, betont Qualitäten und Wesensmerkmale, kreiert ihren eigenen Kosmos weiblicher Protagonistinnen. In Anlehnung an antike Tempelfriese und ägyptische Papyrusrollen werden Figuren auf horizontalen Papierbahnen aneinander gereiht oder vertikal wie bei Female Symbols, 1981, und Gestures, 1983, der Anordnung indianischer Totempfähle folgend.  

In den 80er Jahren optimiert Spero ihre Methode des Handdrucks. Eigene Zeichnungen und fremdes, teilweise retuschiertes und überarbeitetes Bildmaterial werden zu Druckvorlagen und Stempel umgearbeitet. Eine Fülle unverwechselbarer Motive entsteht. Durch variierende Farbgebung kombiniert mit ausgeschnittenen collagierten Gouachen steigert die Figur, die ausnahmslos auf offenem Grund agiert, ihre Vielseitigkeit und Ausdruckskraft. Künstlerisch kulminiert dieser Stil in der vielteiligen Arbeit Sky Goddess, 1985. Auf sechs Paneelen huldigt Nancy Spero der Schönheit, Macht und Stärke der Frau, lässt sie schwebend und in Einklang mit dem eigenen Körper triumphieren.

Gegenwärtig, ein Jahr nach ihrem Tod, würdigt das Pariser Centre Pompidou Nancy Spero mit einer profunden Werkschau. Zeitgleich erscheint im Prestel Verlag Christopher Lyons umfassende Monographie Nancy Spero: The Work, die auf eloquente und einfühlsame Art in die Komplexität der Kunst Nancy Speros einführt.

Nancy Spero, geb. 1926 in Cleveland, Ohio, gest. 2009 in New York. Durch die Vermittlung der Galerie wurde Nancy Spero in Europa erstmals 1986 im Museum Villa Stuck, München ausgestellt. Es folgten u.a. Einzelausstellungen mit Katalog im ICA, London 1987, im Haus am Waldsee, Berlin 1990, in der Glyptothek, München 1991, im Ulmer Museum 1992, in der Kunsthalle Kiel 2000, im De Apple Art Center, Amsterdam 2008, im MACBA, Barcelona und der Reina Sofia, Madrid 2008/2009, im Centre Pompidou, Paris und der Serpentine Gallery, London 2010/2011.

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Nancy Spero