Kunststiftung K52, Berlin

Galerie der Kunststiftung K52 | Joachimstraße 17 / Ecke Auguststraße
10117 Berlin

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Galerie der Kunststiftung K52 | Eröffnung am Freitag, 30. 12. 2018 | 19 – 21 Uhr
Nicolaus Schmidt präsentiert sein Buch VIET DUC und führt durch die Ausstellung 

Ausstellung 1. 12. 2018 – 5. 1. 2019

2017 wurde der Berliner Fotograf und Historiker Nicolaus Schmidt von der Deutschen Botschaft Hanoi eingeladen, um in Vietnam ein Fotoprojekt über die deutsch-vietnamesische Zusammenarbeit zu realisieren. Mit Unterstützung der Deutschen Botschaft und des Deutschen Generalkonsulates wurden mehr als einhundert Personen fotografiert. Nicolaus Schmidt hat auf der Basis dieser Fotografien und vieler Interviews das Buch „Việt Đức – Deutsch-vietnamesische Biografien als Spiegel der Geschichte“ herausgegeben, in denen die vielen Stränge der deutsch-vietnamesischen Beziehungen seit Anfang der 1950er-Jahre aufgezeigt werden.


 Erstaunlicherweise haben gerade die deutsch-deutsche und die innervietnamesische Teilung in den Zeiten des kalten Krieges mit zur heutigen breit gefächerten Beziehung zwischen beiden Ländern beigetragen. Den Anfang machten nordvietnamesische Kinder, die ab 1954 in die DDR auf eine Internatsschule geschickt wurden, die „Moritzburger“. In Westdeutschland wiederum studierten junge Leute aus Südvietnam, es wurden kriegsverletzte Kinder zur Behandlung in die BRD ausgeflogen, später wurden in Westdeutschland die Boatpeople aufgenommen, während in der DDR in den Jahren bis 1989 mehr als einhundertausend Vertragsarbeiter aus Vietnam arbeiteten. Sowohl die Flucht der Boatpeople wie auch die Entsendung der Vertragsarbeiter in die DDR waren ein Folge der orhodox-kommunistischen Politik in Vietnam in den Jahren 1976 bis 1986.


 Nicolaus Schmidt hat in Vietnam Menschen aus allen Bereichen getroffen, auch ehemalige Boatpeople, die heute in Vietnam erfolgreiche Geschäftsleute sind. In seinem Buch stehen südvietnamesische Biografien gleichberechtigt neben nordvietnamesischen, was in Vietnam ein Novum und keine Selbstverständlichkeit ist. Vietnam ist als Staat nach wie vor ein sozialistisches Land und wird von der Kommunistischen Partei Vietnams geführt, gleichzeitig erlebt das Land zwanzig Jahre nach Doi Moi eine nahezu ungebremste kapitalistische Entwicklung. Nicolaus Schmidt stellt Menschen vor, die diesen Prozess mit gestalten und andere, die ihn kritisch sehen. Bekannte Persönlichkeiten sind Dr. Thai-Lai Pham, CEO von Siemens Vietnam, oder Vo Quang Hue, ehemaliger Direktor von Bosch Vietnam, der jetzt in leitender Stellung beim ehrgeizigen vietnamesischen Autoprojekt Vinfast tätig ist. Eine völlig andere gesellschaftliche Stellung hat eine Gruppe querschnittsgelähmter Menschen, die als kriegsverletzte Kinder in Deutschland behandelt wurden, dann aber nach Vietnam zurück mussten*. Unter den porträtierten Personen sind auch Deutsche, die in Vietnam im Bereich Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Kultur tätig sind.

„Ich freue mich besonders darüber, dass das Buch und die Ausstellungen* in Vietnam so positiv aufgenommen wurden. Viele meiner Gesprächspartner haben betont, wie wichtig es ist, dass zum ersten Mal in Vietnam südvietnamesische Biografien gleichberechtigt neben nordvietnamesischen stehen."

Nicolaus Schmidt, geboren in Arnis, hat in Hamburg an der HfbK und der Universität studiert und in New York, New Delhi, Berlin, Basel, Hanoi, Ho Chi Minh City und anderen Städten ausgestellt. Nach Aktionen im öffentlichen Raum und malerischen Arbeiten bildet seit fünfzehn Jahren die Fotografie den Mittelpunkt seiner Arbeit. Nicolaus Schmidt hat bislang sechs Bücher veröffentlicht. Das Buch „Viet Duc, Deutsch-vietnamesische Biografien als Spiegel der Geschichte“, ist im September im Kerber Verlag erschienen und über die deutsche Botschaft in Hanoi auch nach Vietnam gebracht worden. Er lebt und arbeitet in Berlin. Nicolaus Schmidt hatte als schon Schüler gegen den Vietnamkrieg protestiert. Er war in den 1980er-Jahren Vorsitzender von terre des hommes Deutschland (tdh) und damals in Entscheidungen zu wichtigen Projekten von tdh in Vietnam involviert. Das Buch ist für ihn auch eine Art biografische Aufarbeitung früheren politischem Engagements, eine Reflektion der 1968er-Zeit, in der er die damals von den Vietnamkriegsgegnern ausgeblendeten politischen Realitäten in Vietnam an Beispielen thematisiert (z. B. zivile Opfer der Tet-Offensive des Vietcong in Hue).

Das Buch „Việt Đức – Deutsch-vietnamesische Biografien als Spiegel der Geschichte“ ist erschienen im Kerber Verlag: https://www.kerberverlag.com/de/vi-t-d-c.html


 * Im Oktober 2018 sind Fotografien aus dem Vietnam-Zyklus im Deutschen Haus Ho-Chi-Minh-City gezeigt worden. Derzeit gibt es in Hanoi eine Open-Air-Ausstellung mit 28 Bildern im Großformat (Deutsche Botschaft Hanoi, November und Dezember 2018). Auf dem Deutschlandfest der Botschaft am 2. und 3. November hat Nicolaus Schmidt sein Buch unter anderem in einem Talk auf einer Bühne im Zentrum Hanois vorgestellt.